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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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Herausforderung. Ein gleichgültiges oder gar ablehnendes Mädchen kann für uns viel anziehender sein als eines, das uns um den Hals fällt.«
    »Aber Sie erlagen der Herausforderung nur einmal?«
    »Das genügte voll und ganz. Ich lernte meine Lektion auf die harte Weise. Es verursachte eine ernste Neurose in dem Mädchen und scheußliche Schuldgefühle in mir. Psi kann benutzt werden, die natürlichen Körperfunktionen zu steigern, aber es sollte nie zu einem Versuch eingesetzt werden, sie zu verändern.«
    »Und Sylvia Anderson?«
    »Wir werden zusammenkommen, wenn die Muster zusammenpassen, aber ich werde nichts beschleunigen.«
    »Vielleicht sollten Sie das aber.« Ihre dunklen Augen musterten ihn ernst. »Es gab schon lange niemanden mehr für Sie, wenn ich mich nicht irre.«
    »Niemanden – seit Flower.«
    »Sie müssen sie sehr geliebt haben.«
    Der erwartete Schmerz blieb aus. Statt dessen sah er Flowers lächelndes Gesicht. »Ja, das habe ich. Aber das Leben geht weiter.«
     
    Die Sonne schien durch das Fenster, als er aufwachte, und obgleich es erst sechs Uhr war, war ihm der Gedanke, länger liegenzubleiben, unerträglich. Er zog sich schnell an und ging so leise wie möglich durchs Haus hinaus in den Garten. Genußvoll sog er die frische Morgenluft ein, die ein wenig nach Salzwasser und taufrischen Rosen roch. Der nierenförmige Swimmingpool mit seinem kristallklaren Wasser lud ihn zum Schwimmen ein, aber der Wunsch, die Insel zu erforschen, überwog.
    Entlang der landwirtschaftlichen Straße, die ins Dorf hinunterführte, lagen rechts üppige Weiden, sicher für das Zuchtvieh, von dem Anderson gesprochen hatte, und links kam er an Treibhäusern mit Tomatenpflanzen und danach an säuberlich angelegten Gemüsebeeten vorbei. Etwa einen Kilometer weiter sah er einen Gebäudekomplex, das Milchwerk. Anderson hatte am Abend erzählt, er habe ursprünglich nur gehofft, daß man auf der Insel zu Selbstversorgern würde, doch mit der Zeit ernteten und produzierten sie immer mehr, und konnten viel ans Festland verkaufen.
    Er hatte das erste Gebäude des Milchwerks gerade erreicht, als die Tür aufschwang und er sich seinem Gastgeber gegenübersah:
    »Hallo, Victor! Sie sind ja ein Frühaufsteher!« Anderson lächelte.
    »Der Morgen ist so schön, daß ich ihn nicht verschlafen wollte. Ich beschloß, mir Ihr kleines Königreich anzusehen.«
    »Gut, dann spiele ich den Fremdenführer, einverstanden? Fangen wir gleich beim Milchwerk an? Unsere Kühe geben eine Menge Milch, wir liefern viel davon ans Festland. Ich habe schon überlegt, ob wir nicht auch unseren eigenen Käse herstellen sollten, und zwar eine Auswahl, wie die Franzosen sie zu bieten haben …«
    Victor folgte dem kleinen Mann und hörte sich interessiert seine begeisterten Pläne an. Es war, als wäre die ganze Insel ein faszinierendes Spielzeug für ihn, eine stete Herausforderung an seine Ingeniosität. Trotz allem aber spürte Victor eine leichte Erschöpfung in der Lebhaftigkeit des kleinen Mannes, als wären die Anstrengungen der langen Führung ein wenig zu viel für ihn geworden. Und gleichzeitig wurde er sich eines Echos der Besorgnis auf der ersten Ebene bewußt, die ihm schon bei seiner Ankunft aufgefallen war.
    »John, wenn Sie möchten, daß ich Sie untersuche, wäre jetzt eine gute Zeit«, sagte er.
     
    Victor nahm die Untersuchung in Andersons Schlafzimmer vor. Er bediente sich zuerst der üblichen medizinischen Techniken, dann versetzte er Anderson in den Trancezustand, der ihm eine Psierforschung seines Körpers ermöglichte. Die Ergebnisse beider Methoden bestätigten seine Diagnose. Andersons geschwollener Bauch und die damit verbundene Atemnot waren die Folgen einer vergrößerten Milz, außerdem waren auch die Lymphdrüsen im Hals und in den Achselhöhlen angeschwollen.
    »Es ist wohl doch ein bißchen mehr als nur Verschleißerscheinungen?« fragte Anderson, als Victor ihn wieder zu vollem Bewußtsein geholt hatte.
    Victor nickte. »Ich fürchte ja. Sie sollten in den nächsten Tagen nach London fahren. Ich werde einen Termin für Sie mit Charles Napier vom St. Estephe Krankenhaus vereinbaren.«
    »Ein Facharzt? Dann wissen Sie also schon, was bei mir nicht stimmt?«
    »Es war nur eine Voruntersuchung, und ich möchte meine Vermutung nicht gern ohne Hinzuziehung eines zweiten Arztes äußern.«
    »Sie wollen mir also nicht sagen, was mir fehlt? Aber muß ich denn unbedingt nach London? Könnten Sie mich nicht hier

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