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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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zurückglitt. »Ich bin auch schon öfter hochgeklettert, aber in letzter Zeit komme ich immer zu sehr außer Puste. Wüßten Sie etwas dagegen, Victor? Oder sind es lediglich die normalen Abnutzungserscheinungen in meinem Alter?«
    Obgleich das Lächeln nicht von Andersons Gesicht schwand, empfing Victor doch eine Spur von Besorgnis aus der obersten Ebene, die darauf hindeutete, daß die Frage ernster gemeint war, als sie geklungen hatte. Aber jetzt war weder die Zeit noch der Ort, darauf einzugehen, also sagte er nur:
    »Nun, wie ein Tattergreis kommen Sie mir nicht gerade vor, aber vielleicht würde ein bißchen weniger Begeisterung für eine Tätigkeit mit Messer und Gabel helfen.«
    Anderson lachte und klatschte sich auf das leichte Bäuchlein unter dem T-Shirt. »Ist es nicht erstaunlich, wie diese Ärzte doch immer die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens als Wurzel alles Übels verschreien!«
    »Du hast ihn ja selbst herausgefordert«, sagte Sylvia. »Ich glaube auch, er hat recht. Ich werde dich auf Diät setzen.«
    »Undankbares Geschöpf!« Anderson legte liebevoll einen Arm um ihre Taille. »Na, seht ihr, wie sie mit mir umspringt?«
    Victor stimmte in das allgemeine Lachen ein, aber er nahm sich vor, der Sache zu einem passenderen Zeitpunkt nachzugehen. Obgleich er sich dessen vielleicht gar nicht bewußt gewesen sein mochte, hatte Anderson wirklich um Hilfe gebeten.
    Das Hausinnere war beeindruckend, mit dicken Teppichen und geschmackvoller Einrichtung. Die gewölbte Westwand des Zimmers, in dem sie zu Abend aßen, war aus Sicherheitsglas und bot einen herrlichen Ausblick auf den Sonnenuntergang über dem Atlantik.
    »Nichts als das Meer zwischen uns und Amerika«, sagte Anderson. »Es ist schon jetzt überwältigend, aber Sie sollten einmal im Winter während eines Schneesturms hier sein. Es ist, als stünde man auf einer Schiffsbrücke.«
    Daß das Essen so gut schmeckte, lag wohl zu einem großen Teil daran, daß hier alles frisch war. In London hätte ein frischer Hummer ein Vermögen gekostet, wenn er überhaupt erhältlich wäre. Das Roastbeef von einem auf Telfaner Weiden groß gewordenen Tier hatte einen Geschmack, der Victor an seine Kindheit in Alsdale erinnerte. Selbst der Wein, ein köstlicher Burgunder, war von den Reben aus John Andersons eigenem Weinberg auf der Südseite der Insel gekeltert.
    Die Reise hatte Ella ermüdet, und so entschuldigte Victor sie beide und brachte sie auf ihr Zimmer für eine Therapiestunde, während die anderen vier noch Kaffee tranken.
    »Der arme Jackie Combridge! Ich fürchte, er muß sich auf eine Enttäuschung gefaßt machen«, sagte Ella mit einem spitzbübischen Lächeln, während sie sich auf dem Diwan zurücklehnte. »Sie haben diesem ungewöhnlich attraktiven Mädchen bereits Ihr Brandzeichen aufgedrückt, und Combridge ahnt nicht, daß er mit seinem Patrizierkopf und seiner guten Schulbildung keinen Eindruck mehr bei ihr schinden kann.«
    »Sie haben gelauscht!«
    »Nun, so kann man es wohl kaum nennen«, verteidigte sich Ella. »Jedem mit auch nur einem Fünkchen Psigefühl muß sofort klar geworden sein, was sich da anbahnte.«
    »So offenkundig war es?«
    »Ich befürchtete schon, sie würde Sie gleich auf dem Fährschiff mit Haut und Haaren verschlingen.« Ellas Gesicht wurde ernst. »Tun Sie ihr nicht weh, Victor.«
    »Glauben Sie wirklich, daß ich das tun würde?«
    »Nein, natürlich nicht.« Ella nahm seine Hand in ihre. »Aber ich fange gerade an, einige der Implikationen von Psi zu verstehen. Ich meine – Sie könnten doch jede Frau dazu bringen, sich in Sie zu verlieben, wenn Sie es wirklich wollten, nicht wahr?«
    »Es kommt darauf an, was Sie mit dem Ausdruck ›sich verlieben‹ meinen. Ich könnte sie dazu bringen, mit mir ins Bett gehen zu wollen.«
    »Haben Sie das schon getan?«
    »Nur einmal. Aber das ist eine Episode, auf die ich gar nicht stolz bin. Sie glauben vielleicht, daß der Traum eines jeden jungen, lebenslustigen Mannes ist, mit einem Blick zu wissen, welches Mädchen auf ihn fliegt, aber ganz so ist es nicht. Ich persönlich stellte fest, daß mich bloß fünf Prozent der Frauen anzogen, die positiv auf mich reagierten.«
    »Na und? Das bedeutet doch auch nicht gerade, daß Sie sexuell verhungern müßten, oder?«
    Er lachte. »Nein, aber die menschliche Natur – die des Mannes – ist nicht so einfach. In uns steckt immer noch dieser prähistorische Jägerinstinkt, und wir sind ständig auf der Suche nach einer

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