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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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laufen begann. Aber während Mendez durch den
Ausgang in die Nacht stolperte, blieb Daniel unschlüssig zurück. In der
Angelegenheit Nika Devon blieb für ihn nicht mehr viel zu tun, jetzt, da sie
beide enttarnt waren. Er war gescheitert.
     
    Als er aber vor ihre Wohnungstür teleportierte, spürte
er sofort, dass sie nicht da war. Zwischen all den anderen Gerüchen konnte
Daniel ganz klar die Nuancen herausfiltern, die zu einer seiner Schwestern gehörten:
tropische Pflanzen, salzige Luft, Wodka, Nikotin und die schweren Parfumnoten
ihrer Freundinnen. Teresa hatte das Engelskind mitgenommen.

Sechs
     
    Donnerstag, 03. Januar 2013
     
    „Guten Morgen, Jewels.“
    Julian saß bereits am Frühstückstisch, als Nika das
Esszimmer betrat. Kitty lag auf dem freien Stuhl zu seiner Linken. Ihr Fell
verteilte sich ungeniert auf dem Revers des zeitlosen italienischen
Designerstücks, das über der Lehne hing, während sie an einem knusprig
gebratenen Speckstreifen kaute.
    Sollte dies etwa der Tag werden, an dem Julian Devon
die Perfektion aufgab? Nein. Ohne die Katze zu stören ließ er das Jackett durch
die Luft gleiten. Es sank auf den nächstbesten freien Platz, während die hellen
Katzenhaare sich in der Luft zu einem ordentlichen, kleinen Knäuel sammelten
und dann auf den Teppich fielen. Julian klappte die Zeitung zusammen und sah
Nika an.
    Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, ganz ohne
seine Meinung zu verkünden. Zum ersten Mal seit Menschengedenken.
    „Mach dir keine Sorgen, Jewels, es ist nur ein
Haarschnitt.“
    Sie lächelte, aber das half nicht. Julian machte ein
Gesicht, als hätte sie auf sein Frühstückscroissant gespuckt. Mit Absicht.
    „Nika… Ist dir klar, dass deine neue Frisur mich
beinahe das Augenlicht kostet?“
    Na bitte. Ring frei.
    Nika setzte sich an ihren Lieblingsplatz, zu seiner
Rechten. Mit Blick auf den Garten, wenn man das parkähnliche Areal so nennen
wollte.
    „So ein Quatsch.“ Sie beugte sich zu ihm und gab
seiner glatt rasierten Wange einen Kuss. „Dein Augenlicht ist besser, als meins
je sein wird, Unsterblicher.“
    Julian zog die Augenbrauen in die Höhe.
    „Ich bin wohl kaum als unsterblich zu bezeichnen.“
    „Nein. Nur als äußerst langlebig.“
    Im Gegensatz zu ihr. Eines Tages würde sie älter
aussehen als ihr eigener Vater. Sie würde kränkeln und sterben, während er in
hundert Jahren immer noch der Welt den charmanten Schwerenöter Anfang Fünfzig
würde vorspielen können.
    Wo war die Kaffeekanne? Nach all den Errungenschaften
der menschlichen Zivilisation musste Julians Lieblingsröstung noch handgebrüht
werden.
    Er hob seine Hand und berührte ihr Haar.
    „Keine Angst, Jewels, es beißt nicht.“
    „Das behauptest du, mein Junge. Mit deinem Kopf
scheint irgendetwas nicht in Ordnung zu sein.“ Er lächelte. Ein bisschen.
    „Als guter Vater solltest du mich dann lieber ins
Krankenhaus bringen, damit man ein MRT davon machen kann.“
    „Zwecklos. Geistige Umnachtung kann man auf keinem
Kernspin der Welt erkennen.“
    Nika seufzte.
    „Heute bist du nicht auf Kuschelkurs, oder?“ Sie
füllte ihren Becher zur Hälfte mit Kaffee. Dann kippte sie Milch dazu,
ungeschickterweise bis zum Rand. Sie hasste es, wenn ihr Dad wütend auf sie
war.
    Sie sah ihn an. Wenn sie nur selbst gewusst hätte,
welcher Teufel sie geritten hatte, als sie so völlig übermotiviert in diesen
Frisörsalon gerauscht war. Ohne jeden Plan.
    „Mir war wohl einfach irgendwie nach Veränderung, Dad.
So was kommt vor.“
    „Irgendwie nach Veränderung?“ Julian musterte sie mit
plötzlich angespanntem Blick, dann nickte er langsam. „Dein Amulett ist vor
einer Weile abhanden gekommen, wie ich höre.“
    „Ja.“ Nika senkte den Kopf
    Er nickte noch einmal, stand wortlos auf und griff
nach seinem Jackett. Die Siamesin sah kurz auf, miaute und ergatterte auf diese
Weise seine Aufmerksamkeit sowie ein weiteres Speckstück.
    „Jewels? Wo willst du hin? Wir haben uns noch gar
nicht gesehen, seit…, seit ich wieder da bin.“
    „Geschäfte.“ Er gab Nika einen Kuss auf die Stirn,
bevor er sich zur Tür wandte.
    „Und deine Geschäfte können nicht bis nach dem
Frühstück warten?“
    „Sieht so aus.“ Julian blieb stehen, um noch einmal
ihr Haar zu berühren. „Möglicherweise ist der alte Flint im Besitz eines
geeigneten Schmuckstücks, aus dem Baptistes Voodoohexe ein neues Amulett
herstellen kann. Du brauchst schnellstmöglich Ersatz.“
    Nika biss die Zähne

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