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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Katzenfutter gekauft haben. Tut uns so leid, Mieziputz, wir werden es auch nie wieder tun!< Und: >Ach du liebe Güte!
    Wir haben ja aus Versehen kostbares frisches Katzihapphapp in seinen Dosenfutternapf gekippt! Das wird uns Mieziputz bestimmt nie verzeihen.<« Scandal musterte mich verächtlich. »Das ist dann meistens der Punkt, wo ich losgehe und in ihre Sockenschublade pinkle.«
    »Ich habe keine Sockenschublade«, erwiderte ich.
    »Lenk nicht ab«, knurrte er. »Und wenn es dir nichts ausmacht, unser Naturbursche und ich hatten gerade eine höfliche Konversation.« Er blickte zu Grym hinüber und fügte hinzu: »Na ja, jedenfalls eine Konversation.«
    »Unser Gespräch, es ist beendet«, verkündete Grym und erhob sich.
    »Der Eid, der mich bindet …«
    »Weißt du, wo du dir diesen Eid hinschieben darfst?« bellte ich.
    Grym wirkte verwirrt. »Das Gesetz meines Volks verbietet es mir, meinen Eid zu plazieren, wo ich nicht auch mein Schwert hintun würde. Wo soll ich ihn, deiner erlauchten Meinung nach, also hinschieben?«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, warf Scandal ein: »Na, falls es jemals einen Ort gegeben haben sollte, wo die Sonne nicht scheint, würde ich sagen, daß wir ihn gefunden haben.« Zum erstenmal, seit wir Zoltans zahme Dämonen abgehängt hatten, nahmen wir uns die Zeit, uns umzublicken, wohin unsere Flucht uns geführt hatte.

    Grym sprach als erster. »Dunkel, nicht wahr?«
    Dunkel war goldrichtig. Die uns umgebenden Bäume schienen förmlich Dunkelheit auszuatmen. Das Gras und die dichten Blumengruppen überall waren zwar durchaus farbenfroh - sie gaben ihr eigenes, unnatürliches Karamellumbonlicht ab -, aber die Bäume selbst wirkten düster, bedrohlich und groß. Ihr hoch aufragendes Laubwerk ließ nicht den geringsten Sonnenstrahl einfallen. Sofern es überhaupt irgendeinen Sonnenstrahl geben sollte. Plötzlich fiel nur auf, daß wir völlig den Anschluß verloren hatten und gar nicht mehr wußten, ob draußen, außerhalb des Walds, Tag oder Nacht war.
    Der fürchterliche Wald von Euw, so hatte Zoltan ihn genannt. Ich bekam gerade einen ersten Vorgeschmack darauf, was ihn so fürchterlich machte.
    »Blumen brauchen Sonnenlicht«, sagte ich zittrig und wies auf die gedeihenden Blüten.
    »Ja, wenn’s irdisch Blumen sind«, antwortete Grym. Er legte den Kopf schräg und fügte hinzu: »Hast du irgendeinen Vogel zwitschern hören oder auch nur das Rascheln kleiner Waldestiere, seit wir betraten diesen unheimlichen Wald?«
    »Keinen Mucks.« Ich biß mir auf die Unterlippe und bemerkte:
    »Zoltan ist uns gar nicht gefolgt.«
    »Stimmt auffallend.« Scandals Rückenfell begann sich aufzustellen.
    »Er hat uns nicht mal diese Dämonin im Königinnenformat auf den Hals gehetzt.«
    »Vielleicht vermochte er dies nicht.« Grym wog mit seinem Blick jeden Schatten unter den Bäumen ab. »Vernommen hab’ ich’s, daß es Befehle gibt, denen nicht einmal Dämonen folgen.«
    Ich versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    »Na ja, dann brauchen wir uns wenigstens deretwegen keine Sorgen mehr zu machen. Ich schlage vor, wir marschieren durch den Wald, und wenn wir erst einmal auf der anderen Seite wieder herausgekommen sind, können wir … können wir …« Ich brach ab.
    Eigentlich hatte ich sagen wollen, können wir alle nach Hause zu mir gehen, aber ich fragte mich, was Mama wohl dazu sagen würde, wenn ich ihr einen Barbaren ins Haus schleppte. Sie konnte sich ziemlich anstellen, was unhöfliche, unzivilisierte Leute betraf, die sich nicht die Füße abstreiften und die willkürlich alles mögliche umbrachten.
    Außer Leuten wie Paps und mein Bruder Basehart, meine ich.

    »Machen wir uns lieber mal keine Gedanken, was wir alles anstellen werden, nachdem wir den Wald hinter uns gebracht haben, Dummkäppchen«, meinte Scandal. »Kümmern wir uns lieber erst einmal darum, überhaupt rauszukommen. Punkt.«
    »Dann gehen wir dort entlang.« Ich wies willkürlich in eine beliebige Richtung.
    Grym schnaubte. »Ich hab’ den Schwerteid dir geleistet, o Kendar.
    Nur er allein hindert mich zu sagen, welch Wirrkopf von einem Torentrottel du doch bist, der nicht einmal aus einem aufgeschlitzten Sack herausfände. Aber da ich dir nun mal den Eid geleistet, werd’
    ich’s nicht sagen.«
    »Du hast wohl einen besseren Vorschlag, wie?« forderte ich ihn heraus.
    Er zeigte einfach nur auf den Bach. »Er fließt, wie all’ Gewässer ‘s tun zu pflegen, in eine einz’ge Richtung, dem Meer

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