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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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ihre Schultern bereits das oberste Laubwerk der Bäume. »Genügt des, wenn ich sie einfach nur zertrample?« fragte sie Zoltan.
    Er verneigte sich. »Selbstverständlich.«
    »Komm dicht heran, Grym«, befahl ich. »Wenn wir alle eng beieinander sind, wird meine Magik dich vielleicht auch beschützen.«
    »Wahrlich steht es mir nicht an, einem gar mächt’gen Zauberer wie dir das Handwerk beizubringen«, knurrte der Barbar, die Augen noch immer auf die ständig weiterwachsende Dämonin geheftet. Die hob den rechten Fuß und zielte damit. »Doch wenn ich mir den Einwurf wohl erlauben darf, wie immer es um die schützende Eigenschaft deiner Macht stehen mag, bist du dir dessen sicher, wie weit sie geht?«
    »Was willst du damit sagen?«

    »Er will damit sagen, daß deine Magik möglicherweise nicht stark genug ist, um es mit etwas derart Großem aufzunehmen«, dolmetschte Scandal. »Wer weiß, vielleicht verpaßt sie der Dame ja höchstens für die Dauer einer Sekunde eine kleine Brandblase, bevor sie uns alle zu Brei zermatscht.
    Mit anderen Worten …«
    »RENNT!« schrie Grym. Wir jagten bereits alle drei auf die Bäume zu, als der monströse Fuß herabgekracht kam.

KAPITEL 11
    Wir hörten erst auf zu laufen, als wir an einen breiten Wildbach kamen. In den fielen wir hinein, so daß wir aufhören mußten zu laufen, um statt dessen mit dem Ertrinken anzufangen.
    Scandal war der einige, der noch rechtzeitig abbremsen konnte, bevor wir ins Wasser stürzten. Tatsächlich war er sogar der Grund, weshalb ich hineinfiel, weil ich nämlich über ihn stolperte. Er warf sich auf das Ufer und sah zu, wie Grym und ich wild um uns schlugen.
    Seine pelzigen Flanken hoben und senkten sich heftig. Ich weiß nicht, ob er nur nach Luft schnappte oder vor Lachen fast im Sterben lag.
    »Hilfe!« schrie Grym und hob seine Klinge hoch über die Gischt, während sein Kopf im tosenden Wasser versank. Er tauchte gerade lange genug wieder auf, um hinzuzufügen: »Zuhülf! Unterstützung!
    Beistand in Zeiten der … blubb!«
    Wieder ging er unter, nur sein Schwertarm ragte aus den Fluten.
    »Keine Sorge, Grym!« keuchte ich und trat heftig mit den Füßen aus, paddelte, was das Zeug hielt. »Ich werde dich retten!« Ich erhob mich in dem Bach, der mir nur bis zu den Knien reichte, und machte einen herrlichen Hechtsprung auf den ertrinkenden Barbaren zu.
    Ich befand mich bereits in der Luft, als mir endlich der Gedanke kam: Das Wasser ist doch ganz seicht, du Penner!
    Dann stürzte ich kopfüber in den Strom, und da traf es mich vollends: Das felsübersäte Bachbett, meine ich. Aua!
    Meine Augen waren immer noch damit beschäftigt, sich über Kreuz und wieder zurück zu stellen, als Grym mich am Kragen meines Kittels herausfischte und ans andere Ufer zum Trocknen schleuderte.
    Die meisten der hübschen Blinklichter gingen gerade noch rechtzeitig aus, daß ich sehen konnte, wie er durch das Wasser watete und Scandal herübertrug. Dann saßen wir zu dritt eine Weile mitten in einer dichten Gruppe schnörkeliger blauer Blumen herum.
    Schließlich warf Grym mir einen Blick zu und sagte: »Nun denn, wie steht’s nun wirklich um dein Leben, o erbärmlicher Hochstapler und Betrüger?«
    »He?« antwortete ich. Scandal rollte die Augen.
    »Gib’s auf, Kumpel. Er hat dich durchschaut. Er weiß, daß du genausowenig ein Megahexer bist wie ich eine Leberwurst.«

    »Fürwahr, so ist’s«, bekräftigte der Barbar. »Obwohl du noch zu einer Leberwurst werden könntest, o Tier, sofern Leberwurst etwas Eßbares sein sollte.« Er warf Scandal einen vielsagenden Blick zu.
    »Das ist eine Geschmacksfrage«, erwiderte der Kater, wirkte aber sichtlich nervös.
    »Des Betruges bist du schuldig ebenso wie dein Herr«, fuhr der Barbar fort. Er blickte mich wütend an. »Die Leute meines Stamms schätzen Wahrheit über alles. Mißbraucht hast mein Vertrauen du, du übler Scherzbold. Mein Volk hat eine einfache, doch wirksame Art, zu richten Wesen deiner doppelzüngigen Art.«
    Er hatte Grabräuber auf den Knien liegen und war gerade damit beschäftigt, die Klinge mit seidigen Grasbüscheln abzuwischen. Ich hatte noch nie so grünes und leuchtendes Gras bei Meister Thengor gesehen, auch nicht zu Hause oder - überhaupt nirgendwo. Es roch auch sehr süß; süßer als ganze Rosenbeete in voller Blüte; beinahe süß genug, um zu vergessen, daß Grym im Begriff stand, sein einfaches und doch wirksames »Stammesmittel« gegen Lügner vorzuführen - und zwar an

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