Eternal - In den Armen des Vampirs
schien zu spüren, dass Arlan keine Bedrohung für sein Rudel darstellte.
Ich will nur hier durch,
wiederholte Arlan und hob den Kopf noch ein wenig mehr. Er vermied noch immer den direkten Blickkontakt, musterte aber nun den Grauen auf dieselbe Art, wie dieser ihn musterte.
Der Alpharüde hörte nicht auf, ihn anzustarren. Arlan fühlte sich an ein Spiel erinnert, das er früher im Gottesdienst oder auf besonders langweiligen Familienfesten mit anderen Jungen aus dem Clan gespielt hatte. Sie starrten sich gegenseitig an, bis einer von ihnen wegsah; das war der Verlierer, der sich dafür pubertäre Hänseleien und eine gesunde Dosis Rempeleien gefallen lassen musste.
Du kannst vorbei, aber mach, dass du wegkommst,
warnte der Graue.
Wenn ich dich noch mal hier sehe, zerfetze ich dir die Kehle, und meine Hündinnen werden deine Eingeweide fressen.
Autsch.
Arlan unterdrückte das Knurren, das aus seiner Kehle aufsteigen wollte, und blieb, wo er war, bis der Rudelführer sich entfernte. Die anderen Hunde drehten langsam bei und folgten ihm.
Arlan holte tief Luft; sein eigener heißer Atem stieg ihm stinkend in die Nase. In der Brust fühlte er sein Herz hämmern. Er wartete, bis die letzte Rutenspitze im Olivenhain verschwunden war, dann setzte er seinen Weg fort. Die Zunge hing ihm aus dem Maul, um die Nachtluft zu schmecken.
Er hatte nur noch Zeit, ein einziges Mal den Treffpunkt zu umrunden, bevor Romano auftauchen würde und er in Stellung gehen musste. Er spähte über einen Felsen, nicht ohne auf sicheren Stand zu achten, und fluchte im Stillen auf Regan. Sein Partner war schon das ganze letzte Jahr nicht mehr er selbst gewesen. Dies war nicht das erste Mal, dass er in Angelegenheiten des Clans nicht zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort erschien. Arlan hatte zu lange versucht, ihn zu decken, weil er Fias Bruder war.
Beim Gedanken an Fia musste er lächeln. Zumindest innerlich. Er glaubte nicht, dass Hunde richtig lächeln konnten.
Arlan liebte Fia Kahill. Er liebte sie seit mindestens 1000 Jahren, aber sie erwiderte seine Liebe nicht. Jedenfalls behauptete sie das. Im Augenblick hatte sie einen Freund. Einen
menschlichen
Freund. Sie hatte Arlan gesagt, dass sie, obwohl sie früher hin und wieder mit ihm geschlafen hatte, nicht an einer Beziehung mit ihm interessiert war. Mit keinem Mann aus dem Clan. Aber Arlan wusste, dass ihr eiserner Widerstand allmählich bröckelte, zumindest seit einem Jahrhundert. Fia liebte ihn. Sie wusste es nur noch nicht.
Darum – um sie zu schützen – schützte er ihren kleinen Bruder. Wie das auch Fias anderer Bruder Fin tat. Und weitere Männer aus dem Clan.
Arlan fragte sich, ob er besser daran getan hätte, Regans Versäumnisse vor den Rat zu bringen. Sein unverantwortliches Verhalten bekam schließlich nicht nur Arlan zu spüren. Es hinderte den Clan daran, seinem Sendungsauftrag nachzukommen. Sie konnten es sich nicht leisten, dass einer von ihnen aus der Reihe tanzte.
Vielleicht wurde es tatsächlich Zeit, dass Arlan mit dem Rat sprach – oder zumindest mit Fia. Und es wurde Zeit, dass er aufhörte, mit Regan zu sprechen. All seine Warnungen waren offenbar auf taube Ohren gestoßen.
Arlan verlagerte das Gewicht wieder auf alle vier Läufe und begutachtete die Stelle, an die sie Romano für die Geldübergabe bestellt hatten. Dies war ein passender Ort für Geschäfte mit einem Mann, der Sklaven verkaufte. Die schützende Dunkelheit. Keine Polizei weit und breit. Nur wenige Leute, und die, die hier waren, würden auf dem Absatz kehrtmachen, wenn sie etwas Verdächtiges beobachteten. Jedenfalls trieben sich im Schatten des Areopags keine braven Bürger herum, die nur darauf warteten, vor den Behörden ihre Aussage zu Protokoll zu geben.
Arlan roch den Menschen, noch ehe er seine Schritte hörte. Der Gestank seines bösen Fleischs drang stechender durch die Luft zu ihm als der Rauch seiner Zigarette.
Dies war in der Tat ein geeigneter Ort für finstere Machenschaften. Aber es war auch ein gefährlicher Ort für einen Mann, dem ein Hund auf den Fersen war.
Oder ein Vampir.
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2
M acy stand am Panoramafenster und starrte in die Dunkelheit. Ins Nichts. Es war kurz nach Mitternacht. Ihr winkte morgen ein prestigeträchtiger Auftrag für
Heim & Garten,
doch sie konnte nicht schlafen.
Nicht heute Nacht. Nicht, wenn sie wusste, dass er da draußen war. Rastlos. Umgetrieben. Sie spürte, wie seine Beklommenheit wuchs. Wenn sie ihren Höhepunkt erreicht
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