Eternity
Lucien geplant hatte. Aber er war sich sicher, dass der Prinz einen Plan hatte.
Und wenn er diesen Plan umsetzte, war man besser nicht dabei.
»Ich bin mir ziemlich sicher«, sagte er zu seiner Frau. »Wir müssen gehen. Hier braut sich ein Kampf zusammen.«
»Das hast du schon gesagt«, erwiderte seine Frau. »Die Geheime Garde …«
»Nein«, sagte Emil, »zwischen dem Prinzen und seinem Bruder.«
»Na ja, natürlich«, erwiderte Mary Lou bitter. »Sie hassen sich ja schon seit Jahren. Deshalb dachte ich auch, dass der Prinz vielleicht ein wenig milder wird, wenn er ein nettes Mädchen kennen lernt. Und ich glaubte, Meena sei perfekt für ihn, wegen dieser Sache, die sie macht.«
Emil starrte sie an. »Was für eine Sache meinst du, Liebes?«
Das kann sie nicht wissen, dachte er. Er selbst hatte es doch erst am Morgen vom Prinzen erfahren. Und er wusste normalerweise alles, was in ihrer Welt vor sich ging.
»Du weißt schon.« Mary Lou wedelte ungeduldig mit der Hand. »Sie sagt voraus, wie die Leute sterben. Ich dachte, das könnte dem Prinzen vielleicht gefallen. Es unterscheidet sie von anderen Mädchen.«
»Du wusstest das?«, fragte Emil entsetzt. »Du wusstest es, als du Meena Harper zum Dinner mit dem Prinzen eingeladen hast?«
»Selbstverständlich.« Mary Lou sah ihren Mann an, als sei er ein Idiot. »Ich fahre fast täglich mit ihr im Aufzug. Glaubst
du, da weiß ich nicht, was in ihrem Kopf vor sich geht? Na ja, ich muss zugeben, es ist oft ein bisschen verwirrend. Aber ihr Bruder … der ist wie ein offenes Buch. Ich habe einfach zwei und zwei zusammengezählt. Ich muss ja zugeben, ich war in Versuchung, selbst ein bisschen zu beißen, nur um zu sehen, wie es wohl wäre. Aber du hast ja immer gesagt, dort wo wir wohnen, wird nicht gegessen. Als dann der Prinz sich angekündigt hat, habe ich gedacht, es wäre nett, wenn die beiden zusammenkämen. Ein Mädchen, das voraussagen kann, wann jemand sterben wird, und dein Vetter, der Prinz der Finsternis, der so viel bewirken kann. Zusammen wären sie ein richtiges Power-Paar! Und wenn er sie verwandeln würde … denk nur an die Möglichkeiten!«
»Mary Lou!«, sagte Emil. Er hatte das Gefühl, seine Eingeweide hätten sich in Stein verwandelt. »Du hast das doch niemandem erzählt, oder? Das mit Meena und ihren Fähigkeiten? Und über sie und den Prinzen? Sag mir, dass du das niemandem erzählt hast.«
»Nein.« Mary Lou schaute ihn mit großen Augen an. »Ich meine, niemand Wichtigem. Nur Linda. Und Faith. Na ja, und Carol aus deinem Büro. Und Ashley. Oh, und Becca natürlich.«
»O Gott«, stöhnte Emil. Dann griff er nach seinem Handy.
47
Samstag, 17. April, 19.00 Uhr
Kirche der heiligen Klara
154 Sullivan Street, New York
Meena saß Yalena gegenüber an dem blank gescheuerten Tisch der Pfarrhausküche und beobachtete sie. Selbst jetzt, Stunden nach ihrer Rettung, zitterten ihre Finger, die einen Becher dampfenden Kakao umklammerten, immer noch. Nach dem, was Yalena durchgemacht hat, ist es die Frage, ob sie überhaupt jemals aufhören würde zu zittern, dachte Meena.
»Möchten Sie noch mehr heiße Milch für Ihren Kakao, Liebes?«, fragte Schwester Gertrude, die einen Krug in der Hand hielt.
Yalena antwortete nicht. Vielleicht verstand sie nicht, was die Nonne sagte, oder sie konnte schlecht hören, weil sie so viele Schläge von ihren Kerkermeistern bekommen hatte.
Oder vielleicht stand sie auch noch unter Schock.
Meena konnte es ihr nicht verdenken. Es hatte auch sie schockiert, wie Alaric über Tische und Bänke gesprungen war und Stefan überwältigt hatte. Den anwesenden Gästen hatte er versichert, Stefan sei auf Meth und er, Alaric, sei ein verdeckter Ermittler, der ihn verhafte.
Meena war sich ziemlich sicher, dass sie ihm das nie abgekauft hätte, wenn sie gerade bei Shenanigans gesessen und Sticky Wings gegessen hätte. Aber alle Anwesenden – auch das Personal und der Manager, der kostenlose Onion Bricks für die Unannehmlichkeiten angeboten hatte – schienen damit einverstanden zu sein.
Als sie die Hintertreppe bei Shenanigans heruntergegangen waren, um ein Taxi zur Kirche der heiligen Klara zu nehmen – Alaric hatte darauf bestanden, dass sie dorthin fuhren, damit Yalena Hilfe bekam –, entdeckten sie zwei weitere Vampire, die unten an der Treppe warteten.
Sie flohen durch die Hintertür nach draußen, als sie sahen, dass Alaric Stefan die Schwertspitze an die Kehle hielt. Anscheinend hatten sie nur
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