Eternity
geholfen, aber sie hatte Alaric ja immerhin mitgebracht. »Nur«, fuhr Meena fort, »welche anderen Mädchen meinst du?«
Yalena hob ihr tränenüberströmtes Gesicht und sagte schniefend: »Für die Banker. Gerald kein Manager für Schauspielerinnen.« Yalena machte ein unendlich trauriges Gesicht. »Er nur will Mädchen zu essen für die Banker.«
»Zu essen für die Banker?« Meena schüttelte verwirrt den Kopf. »Yalena, wie meinst du das?«
»Die Banker«, wiederholte Yalena. In ihren aufgerissenen Augen stand das Entsetzen. »Die sie verwandeln in Vampire.«
48
Samstag, 17. April, 19.30 Uhr
Kirche der heiligen Klara
154 Sullivan Street, New York
»O mein Gott«, sagte Meena, als Schwester Gertrude Yalena – die zu sehr geschluchzt hatte, um noch mehr aus ihr herauszubekommen – in ihr Zimmer gebracht hatte.
»Was?« Abraham Holtzman blickte sie zerstreut an. »Ach, Schwester Gertrude. Ja, sie ist eine außergewöhnliche Frau. Wie alle im Orden der Klarissen. Die heilige Klara war eine Zeitgenossin des heiligen Franziskus von Assisi und gründete ihren eigenen Orden, der Frauen vorbehalten war. Oh, und das dürfte Sie besonders interessieren, Miss Harper, die heilige Klara ist außerem die Schutzheilige des Fernsehens, weil …«
»Bitte«, sagte Meena, »ich habe nicht Schwester Gertrude gemeint. Ich meinte …«
Bevor Meena weitersprechen konnte, ertönten schwere Schritte draußen im Flur. Dann trat Alaric Wulf ein.
»Ist … ist er tot?«, fragte Meena zögernd. Sie war hin und her gerissen zwischen der Hoffnung, dass sie Stefan, der Yalena so schreckliche Dinge angetan hatte, getötet hatten, und dem Entsetzen darüber, dass sie jemandem den Tod wünschte, auch wenn es ein Vampir war.
»Nein, wir machen nur eine kleine Pause«, sagte Alaric. Er ging zu dem großen Kühlschrank. »Ich habe Durst.«
Meena starrte ihn an, als er eine Milchflasche herausholte und in großen Schlucken direkt aus der Flasche trank.
Na ja, dachte sie, er tötet Vampire. Da ist es wohl kein Wunder,
dass er keine besonders guten Manieren hat. Und da sein Chef ihr von seiner schrecklichen Kindheit erzählt hatte, verstand sie auch, warum er nicht so gut mit anderen Menschen umgehen konnte.
»Was hat er gesagt?«, fragte Abraham Holtzman eifrig. »Hat er geredet, Wulf?«
Alaric verzog sarkastisch die Mundwinkel. »Na, du bist ja witzig heute Abend, Holtzman. Der war besonders gut.«
»Hören Sie«, sagte Meena. »Ich … äh … bin Ihnen wirklich dankbar für das, was Sie getan haben. Ehrlich. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich jetzt gerne nach Hause gehen. Ich bin müde nach diesem wirklich anstrengenden Tag. Außerdem …«, ihre Augen blitzten trotzig, obwohl Alaric gar nichts sagte und sie nur milde über seine Milchflasche hinweg ansah, »… ich weiß, was Sie jetzt sagen werden, aber ich möchte meinen Standpunkt trotzdem klarmachen: Ich finde, ich sollte wirklich mit Lucien telefonieren, um ein paar Dinge aufzuklären. Yalena hat Sachen gesagt … ich glaube nicht, dass er davon weiß. Und … na ja …« Hastig stieß sie hervor: »Jack Bauer muss Gassi gehen.«
Alarics Blick glitt zu den Fenstern in den dunkler werdenden Abend. Er sah aus, als habe er einen Boxhieb in den Bauch bekommen.
Zu ihrer Überraschung ging er auf ihre Bemerkung über Lucien gar nicht ein, sondern murmelte nur: »Der Hund. Ich habe den Hund ganz vergessen.«
»Was ist?« Meena sah von Alaric zu Abraham Holtzman, der ebenfalls ganz blass geworden war. Sie brauchte keine Wahrsagerin zu sein, um zu spüren, dass die Spannung im Raum zugenommen hatte.
»Was soll das heißen, Sie haben den Hund vergessen?«, fragte sie. »Warum machen Sie so ein Gesicht?«
Bevor jemand ihr antworten konnte, schwang die Küchentür auf, und Jon kam herein. Er schlurfte wie ein alter Mann, sein Gesichtsausdruck wirkte benommen, und er schien direkt durch Meena hindurchzublicken. »Meen … du hättest dabei sein müssen. Es … es war … vollkommen irreal«, murmelte er.
Da erst wurde ihr klar, dass er die Vorgänge im Keller des Pfarrhauses meinte … sie hatte schon seit einer ganzen Weile keine Schreie mehr gehört, deshalb hatte sie auch gefragt, ob Stefan tot sei.
»Ich will nichts davon hören«, erwiderte sie fest.
Sie billigte Folter nicht – noch nicht einmal bei einem Vampir, der ein junges Mädchen gnadenlos geschlagen und sie dann gezwungen hatte, Meena zu einer Verabredung zu locken, damit er sie entführen
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