Eternity
Meena, Yalena und natürlich Stefan erwartet – und nicht Meena, Yalena, Stefan, Meenas Bruder Jon und einen Vampirjäger von der Geheimen Garde.
Zuerst Meenas Freund. Dann ihre nächsten Nachbarn. Und jetzt einer der Schauspieler aus der Serie, für die sie arbeitete.
Verwandelte sich denn auf einmal jeder, den sie kannte, in einen Vampir?
Und warum hatte Stefan Dominic versucht, sie zu kidnappen?
Alaric war im Keller des Pfarrhauses, begoss Stefan mit Weihwasser und versuchte, eine Antwort darauf zu bekommen. Die Schreie des Vampirs waren glücklicherweise kaum zu hören.
»Hier«, sagte Schwester Gertrude beruhigend und goss noch etwas Milch in Yalenas Tasse, obwohl das Mädchen immer noch nichts gesagt hatte. Die Nonne strich über die dicke Daunendecke, die um Yalenas Schultern lag. »Schön heiß. Das ist gut für den Körper und gut für die Seele.«
Yalena wusste gar nicht, was für ein Glück sie hatte, überhaupt noch eine Seele zu besitzen.
Oder vielleicht wusste sie es doch.
Meena war sich nicht sicher, was das Mädchen mitbekam. Allerdings wusste sie eines genau: Sie war Alaric gegenüber milder gestimmt, seitdem er sie und Yalena bei Shenanigans gerettet hatte. Jemand, der über mehrere Restauranttische sprang und seine bloßen Hände um den Hals eines Vampirs
legte, der einen zu entführen versuchte, hatte entschieden etwas für sich.
»Passiert das oft?«, fragte sie Abraham Holtzman und zeigte in die Richtung, aus der man Stefan Dominics schwache Schreie hörte.
Holtzman hatte sich Meena und Jon als Alaric Wulfs Chef vorgestellt und marschierte jetzt nervös in der Küche auf und ab. Ab und zu stieß er mit Schwester Gertrude zusammen und sagte dann: »Oh, Entschuldigung, Schwester.«
»Du liebe Güte, nein.« Holtzman blieb stehen und blickte sie entsetzt an. »Normalerweise lassen wir so etwas nicht zu. Alaric hat natürlich seine eigenen Methoden, und ich billige sie zwar nicht, aber sie haben sich im Laufe der Zeit als überraschend effektiv …«
Meena hob die Hand.
»Danke«, sagte sie trocken. »Ich verstehe schon.«
Es bereitete ihr jedoch ein wenig Sorgen, dass ihr Bruder sich freiwillig erboten hatte, Alaric und den Franziskanern, die im angrenzenden Kloster lebten, zu »helfen«, Stefan zu foltern.
»Miss Harper«, Abraham Holtzman schien besorgt, »ich sehe Ihnen an, dass Sie vom Gardisten Wulf, und damit auch von der Geheimen Garde, nicht gerade begeistert sind. Allerdings ist das für eine Frau in Ihrer jetzigen Situation absolut verständlich.«
Meena spürte, wie sie errötete. Ihr war klar, dass Alaric seinen Chef über ihre »jetzige Situation« – dass sie mit dem Prinzen der Finsternis schlief – informiert hatte, und das war ihr schrecklich peinlich. Es war einfach nicht in Ordnung, dass dieser fremde Mann (der dem Alter nach durchaus ihr Vater sein könnte) über die intimsten Details ihres Lebens Bescheid wusste.
Ob Schwester Gertrude es auch wusste? Nervös blickte Meena
zu der älteren Frau, aber sie war damit beschäftigt, Yalena frisch gebackene Schokoladenplätzchen anzubieten. Sie hatte sie gerade aus dem Backofen geholt, und Meena schaufelte sie unablässig in sich hinein, seit sie in der Küche des Pfarrhauses saßen.
»Welchen Eindruck Gardist Wulf auch bei Ihnen hinterlassen haben mag«, fuhr Abraham Holtzman fort, »und es wird sicher nicht der beste sein, so sollten Sie doch wissen, dass er einer unserer fähigsten Offiziere ist. Er tötet im Jahr mehr Vampire als der durchschnittliche Soldat in seiner gesamten Laufbahn. Und dass er dabei überhaupt keine Verluste in der Zivilbevölkerung zu beklagen hat, sucht in seinem Beruf seinesgleichen.« Abrahm Holtzman schwieg nachdenklich. »Im Umgang ist er etwas schwierig, das gebe ich gerne zu. Aber das war wohl nicht anders zu erwarten, wenn man bedenkt, aus welchen Verhältnissen er stammt.«
Meena zog die Augenbrauen hoch. »Was für Verhältnisse?«, fragte sie.
»Na ja, er ist …« Holtzman warf Schwester Gertrude und Yalena einen verlegenen Blick zu und flüsterte: »… ein Bastard .«
Meena musste ein Lächeln unterdrücken. »In Amerika sagen wir dazu, mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen«, flüsterte sie zurück. »Und es ist eigentlich nichts Besonderes. Es kommt häufig vor.«
»Oh, aber bei ihm war es schon etwas Besonderes«, sagte Holtzman. »Seine Mutter war drogenabhängig und hat ihn verlassen. Er hat auf der Straße gelebt, bis man ihn in ein Waisenhaus gesteckt
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