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Eternity

Eternity

Titel: Eternity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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sein. Und jetzt wurde er von den kleinen Monstern angegriffen und von ihren Klauen zerrissen. Meena spürte, wie viel Kraft in ihnen steckte, weil der Druck durch seinen Körper an sie weitergegeben wurde.
    Warum schrie er nicht vor Schmerz? Meena wusste es nicht. Er versuchte noch nicht einmal, sich vor den Fledermäusen zu schützen. Das Gesicht des Mannes war ihrem sehr nah, sie konnte es aber in den dunklen Falten des Mantels, den er wie einen schützenden Schirm über sie gelegt hatte, trotzdem kaum erkennen. Dann jedoch glaubte Meena, kurz seine Augen zu sehen, und sie hätte schwören können …
    … na ja, sie hätte schwören können, dass sie rot leuchteten.
    Aber das war natürlich unmöglich.
    So unmöglich wie die Tatsache, dass sie nicht gespürt hatte, dass er in dieser Nacht sterben würde. Er würde sterben, weil er sie beschützte, denn kein Mensch konnte einen solchen Angriff überleben. Sie hätte es in dem Augenblick spüren müssen, als er ihr entgegenkam.
    Meena konnte es nicht fassen. Es war vier Uhr morgens, sie lag auf der 78th Street vor einer Kirche, an der sie schon Hunderte von Malen vorbeigelaufen war, und wurde von Killerfledermäusen angegriffen. Und dann ließ ein völlig Fremder freiwillig sein Leben für sie.

    Als Meena gerade glaubte, sie könne es nicht einen Moment länger ertragen – als sie überzeugt war, der Angriff würde nie vorübergehen und die Biester würden sich durch den Körper des Mannes zu ihr durchfressen –, da waren die Fledermäuse auf einmal weg.
    Verschwunden in den nächtlichen Himmel, so geheimnisvoll, wie sie aufgetaucht waren.
    Und auf der Straße war es wieder still, abgesehen vom fernen Verkehrsrauschen auf der Park Avenue. Kein Laut war zu hören, außer Jack Bauers Winseln und ihrem eigenen Keuchen. Erst jetzt merkte Meena, dass sie weinte.
    Den Mann hörte sie nicht atmen. War er etwa schon tot? Wie konnte er tot sein, ohne dass sie seinen Tod gespürt hatte? Sie hätte es spüren müssen, auch wenn sie ihn nicht kannte. Ihre Fähigkeit, den Tod vorauszusehen, hatte sie noch nie im Stich gelassen.
    »Oh!« Keuchend rang sie nach Luft. »O mein Gott.«
    Der Mann erhob sich, und eine tiefe Stimme mit einem britischen Akzent und dem einer fremden Sprache fragte: »Ist alles in Ordnung, Miss?«

16
    Mittwoch, 14. April, 4.10 Uhr
Sankt-Georgs-Kathedrale
180 East 78th Street, New York
     
     
    Das war natürlich alles nicht möglich.
    Er war völlig unverletzt und unterhielt sich höflich mit ihr, als sei sie gerade über Jack Bauers Leine gestolpert und hingefallen, und er sei ein Passant, der ihr aufhalf.
    Sie blickte in die Augen des charmanten Fremden, der neben ihr hockte, und sah, dass sie keineswegs rot, sondern dunkelbraun waren.
    »Mir … mir geht es gut«, stammelte Meena.
    Sie ließ Jack Bauer los, weil er sich wie wild in ihren Armen wand und sie ihn nicht mehr festhalten konnte. Er schoss so weit weg, wie es die Leine erlaubte, und dann stand er knurrend mit gesträubtem Fell da. Meena konnte es kaum glauben, wie schrecklich er sich aufführte.
    »Ist bei Ihnen denn alles in Ordnung?«, fragte sie ihren Retter mit zitternder Stimme.
    »Ja, bei mir ist alles völlig in Ordnung.« Der Mann stand auf und reichte Meena die Hand, um ihr hochzuhelfen. »Ich weiß natürlich, dass es auf den New Yorker Straßen gefährlich ist, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass es so gefährlich ist.«
    Machte er tatsächlich einen kleinen Witz?
    Er hielt ihre Hand mit sicherem Griff fest, und Meena fühlte sich dadurch – und auch durch seine Worte – seltsam beruhigt.
    »Ich … es ist nicht …«, stammelte Meena.
    Entweder muss ich mich jetzt setzen, fuhr ihr durch den
Kopf, oder ich werde umfallen. Nur seine Hand hielt sie auf den Füßen.
    »Ich glaube, wir sollten Sie ins Krankenhaus bringen«, hörte sie sich sagen.
    Oder mich, dachte sie. Damit man mir den Kopf röntgt.
    »Nein, keineswegs«, antwortete der Mann und legte ihr den Arm um die bebenden Schultern. Sein Griff schien zu sagen: Ich habe alles unter Kontrolle. Kein Grund zur Sorge. Alles wird gut. Ein ferner Teil ihres Gehirns hoffte, dass er sie nie wieder loslassen würde. »Mir geht es gut. Ich sollte Sie besser nach Hause bringen. Wie war noch Ihre Adresse?«
    »Die habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt.« Alles drehte sich in ihrem Kopf. Aber das war wohl ganz normal nach so einem Ereignis. Wie konnte er nur so ruhig sein? Fledermäuse übertrugen manchmal die Tollwut. »Hat eine

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