Eternity
von den Fledermäusen Sie gebissen? Dann sollten Sie sofort ins Krankenhaus gehen. Gegen Tollwut kann man geimpft werden.«
»Nein, keine hat mich gebissen«, erwiderte er in amüsiertem Tonfall. Er nahm ihr die Leine aus der Hand und ging jetzt mit ihr und Jack Bauer – der im Gegensatz zu Meena kein bisschen unsicher auf den Beinen war und so aussah wie Kiefer Sutherland, als Terroristen den Präsidenten gekidnappt hatten – die Straße entlang. »Aber ich fahre ins Krankenhaus und lasse mich gründlich untersuchen, sobald ich Sie heil nach Hause gebracht habe.«
»Das ist auch wichtig«, erklärte Meena, als sie die Straße überquerten. Sie plapperte dummes Zeug, aber sie konnte nicht anders. Was war bloß los? Wer war dieser Mann? Wieso war er nicht verletzt? Warum führte Jack Bauer sich auf wie ein Verrückter? »Es ist wirklich wichtig. Victoria Worthington Stone ist einmal von einer tollwütigen Fledermaus gebissen worden, als sie mit dem Flugzeug in Südamerika abgestürzt ist,
und dann hat sie eine Hirnhautentzündung bekommen und mit ihrem Halbbruder geschlafen … allerdings hat sie damals nicht gewusst, dass es ihr Halbbruder war.«
Wie kam sie nur darauf? Victoria Worthington Stone? O Gott. Wirklich!
Der Mann zögerte. »Ist das eine Freundin von Ihnen?«, fragte er.
Meena wand sich vor Verlegenheit. »Nein. Cheryl ist eine Freundin von mir. Sie spielt die Victoria Worthington Stone in Eternity. Ich schreibe ihre Dialoge. Aber das mit den Fledermäusen und der Tollwut stimmt. Wir mögen ja nur eine Soap machen, bemühen uns jedoch sehr um Authentizität bei unseren Plots …«
Zumindest war das der Fall, bevor Shoshona Head-Autorin wurde.
»Ich verstehe«, sagte der Unbekannte und führte Meena sanft an dem Lebensmittelladen vorbei, in dem es am Tag zuvor, wie Jon gesagt hatte, kein frisches Hühnchen gegeben hatte. Jetzt stand allerdings ein Lieferwagen mit laufendem Motor vor dem Laden. Also würde es später Hühnchen geben, ging Meena durch den Kopf. Oh, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. »Dann sind Sie also Schriftstellerin.«
»Dialogschreiberin«, korrigierte Meena ihn. »So eine Szene habe ich allerdings noch nie geschrieben«, fügte sie in Anspielung auf den Vorfall vor der Kirche hinzu.
Sie bekam das Geräusch dieser flatternden Flügel nicht mehr aus dem Kopf. Es hatte übel gerochen – so übel muss wohl der Tod riechen, hatte sie gedacht, auch wenn sie ihn Gott sei Dank noch nie gerochen hatte.
Und das Schreien … dieses unglaubliche, kaum hörbare Geräusch, das sie gemacht hatten, als sie immer näher gekommen und ihre Körper auf seinen geprallt waren …
Und diese Augen. Diese roten Augen.
Die hatte sie sich doch bestimmt nur eingebildet.
Meena war dem Tod – der Hölle auf Erden – so nah gewesen, wie sie es sich nie hätte vorstellen können. Und sie begriff nicht, wie sie entkommen war. Sie verstand es einfach nicht.
»Entschuldigen Sie«, sagte sie und blickte ihren Retter an. Ihr war es egal, dass sie weinte oder wie sie aussah. Sie musste wissen, was los war. »Ich verstehe das nicht. Wieso sind Sie nicht verletzt? Ich habe sie doch gesehen. Es waren Hunderte, die direkt auf uns zukamen. Ich habe gespürt, wie sie auf Ihren Körper aufprallten. Eigentlich hätten sie Sie in Stücke reißen müssen, aber Sie haben noch nicht einmal einen Kratzer.«
Er war so attraktiv, so … nett. Er konnte doch gar nichts anderes sein als ein großer, wundervoller Fremder, der ihr Leben gerettet hatte.
»Ver… verstehen Sie mich nicht falsch«, fuhr Meena kopfschüttelnd fort. »Ich bin Ihnen ewig dankbar. Was Sie getan haben … das war unglaublich. Dafür werde ich Ihnen nie genug danken können. Aber … wie haben Sie es getan?«
»Es waren doch nur ein paar kleine Fledermäuse«, antwortete er lächelnd.
Nur ein paar kleine Fledermäuse.
Nein. Es war mehr gewesen. Sie war sich sicher, dass mehr dahintersteckte.
»Sie sind zu Hause«, sagte er und nickte in Richtung Eingangstür ihres Wohnhauses, vor dem sie jetzt standen. »Es tut mir leid, was geschehen ist. Ich fürchte, es war meine Schuld. Aber heute Nacht sollte Ihnen nichts mehr passieren.«
Meena stellte erstaunt fest, dass sie tatsächlich vor Nr. 910 in der Park Avenue standen. Über ihren Köpfen befand sich die vertraute grüne Markise. Durch die Scheibe in der Tür sah sie
Pradip, der immer noch mit dem Kopf auf seinem Fachbuch lag und schlief.
»Hmm …« Verwirrt blickte sie den großen
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