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Eternity

Eternity

Titel: Eternity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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»Dann warnt sie ihn, und ich verliere das Überraschungsmoment. Das ist mir schon einmal passiert. Vlad der Pfähler«, fuhr er fort, »regierte im heutigen Rumänien von 1456 bis 1462. Er war für seine außergewöhnlich grausamen Bestrafungen bekannt, bei seinen Feinden wie bei seinen Untertanen, obwohl man unmöglich genau sagen kann, wie viele Menschen er tatsächlich umgebracht hat. Vielleicht hat er Hunderttausende langsam, manchmal tagelang unter schrecklichen Schmerzen sterben lassen, aufgespießt an langen Stecken entlang der Straße zu seinem Palast, um Besucher einzuschüchtern.«
    Meena schloss die Augen. Am liebsten hätte sie seine Worte ausgeblendet. Aber das ging nicht, genauso wenig, wie sie die Zeit zurückdrehen konnte bis zu dem Punkt, da der Portier angerufen und den Boten angekündigt hatte.

    Auf einmal wusste sie, wie die Leute sich fühlten, wenn sie ihnen ihren bevorstehenden Tod voraussagte.
    »Es hieß, Vlad sei in einer Schlacht gegen die Türken 1476 getötet worden. Er wurde enthauptet, und sein Kopf wurde dem Sultan in Istanbul auf einer Lanze gebracht, als Beweis, dass er tot war.«
    Jon klang enttäuscht. »Ach so. Dann war er gar kein Vampir.«
    Meena hob hoffnungsvoll den Kopf.
    »Vielleicht. Oder vielleicht war es auch gar nicht Vlad ŢepeŞ. Angeblich wurde er auf einer Klosterinsel in der Nähe von Bukarest beerdigt«, fuhr Alaric fort, »aber als das Grab kürzlich geöffnet wurde, war es …«
    »Was?«, fragte Jon eifrig.
    »… leer«, vollendete Alaric seinen Satz,
    Jon blickte ihn verwirrt an. »Und wo ist er?«
    Alaric bedachte ihn und Meena mit einem geduldigen Blick. »Vlad ŢepeŞ ist in seinem Heimatland eher unter seinem Beinamen Vlad der Drache bekannt, weil er für den ungarischen Drachenorden gekämpft hat«, sagte er. »Oder, auf Rumänisch, Vlad Dracul.« Seine blauen Augen ruhten auf Meena. »Wir kennen ihn hier als Inspiration für Bram Stokers Dracula .«
    Meena zog scharf die Luft ein. Sie wusste und fürchtete, was als Nächstes kommen würde. Sie wusste es, als ob sie es immer schon gewusst hätte, und sie fürchtete es mehr als alles andere, was sie je gehört hatte.
    »Lucien Antonescu«, sagte Alaric, »ist Vlad Draculas Sohn.«

38
    Freitag, 16. April, 21.00 Uhr
Apt. 11 B
910 Park Avenue, New York
     
     
    Meena starrte Alaric schweigend an, als er fortfuhr: »Lucien – das war damals noch nicht sein Name – und sein Halbbruder tauchten aus unbekannten Gründen unter, wahrscheinlich aber deshalb, weil sich Vlad ŢepeŞ Stoker gegenüber gerühmt hatte, die ganze Welt erobern zu wollen. So hat ihn einer unserer Offiziere aufgespürt und ihm den Pflock ins Herz gestoßen.«
    Alaric setzte sich bequem in seinem Sessel zurück und betrachtete Jon und Meena mit grimmig ernstem Gesichtsausdruck.
    »Dann kam Stokers Roman heraus, und der Name Dracula wurde berüchtigt. Er galt als Synonym für alles Böse. Seitdem haben sich seine Söhne in der Bevölkerung versteckt, indem sie häufig Namen und Beruf wechselten, damit wir sie nicht finden. Aber ich kann Ihnen versichern, dass nach dem Tod von Vlad Dracula vor vielen Jahren sein ältester Sohn, der sich jetzt Lucien Antonescu nennt, der neue Prinz der Finsternis ist. Er muss vernichtet werden, wie alle Dracul, Lakaien seines Vaters und seiner Söhne.« Alaric blickte Meena eindringlich aus seinen blauen Augen an. »Und Sie werden uns dabei helfen, Meena Harper, indem Sie mir sagen, wo Sie die letzte Nacht mit ihm verbracht haben, damit wir ihn und die Mitglieder seines Clans, die Dracul, finden und vernichten können. Wir sind uns sicher, dass sie für die Morde an den Mädchen verantwortlich sind. Außerdem haben sie beinahe meinen Partner umgebracht.«
    Meena starrte ihn mit aufgerissenen Augen ungläubig an. Sie
musste immer an Luciens Gesicht denken, als er ihr die Geschichte der Frau erzählt hatte, die sich lieber in den Prinzessinnenfluss gestürzt hatte, als sich von den Türken gefangen nehmen zu lassen.
    Wenn das, was Alaric erzählte, stimmte, war diese Frau Luciens Mutter gewesen. Und er hatte mit eigenen Augen beobachtet, wie sie Selbstmord beging. Seine dunklen Augen waren Meena so traurig vorgekommen. Kein Wunder!
    Aber das war unmöglich. Wenn er tatsächlich gesehen hatte, wie sich die Frau von Vlad dem Pfähler umgebracht hatte, dann wäre Lucien fünfhundert Jahre alt !
    Andererseits, wenn sie nicht seine Mutter gewesen war, dann hätte Lucien nicht einen solchen Aufwand betreiben

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