Eternity
Handy anrufen. Aber wenn Sie das tun, bringe ich Sie um und lasse Ihre Leiche irgendwohin verschwinden, wo niemand sie finden wird. Ihr Portier ist so blöde, der würde es nicht mal merken, wenn ich dieses Gebäude mit einer Leiche in einer Teppichrolle verließe.«
Jon steckte seinen Kopf durch die Durchreiche und sagte: »Ich schenk dir eine Cola ein, damit ich nicht in einen Teppich eingerollt werde. Okay, Meen?«
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Wirklich toll, Jon.« Dann wandte sie sich zu Alaric. Sie konnte damit umgehen. Im Grunde war es nichts anderes als einer von Taylors Wutanfällen, wenn sie sich mal wieder zu dick fand. »Hören Sie, Mr … äh … Wulf. Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie versuchen, mich zu warnen. Wirklich. Aber es gibt keine Vampire. Sie sind erfunden. Autoren haben sie erfunden. Anscheinend haben sie ihre Sache so gut gemacht, dass die ganze Welt paranoid ist. Das ist bedauerlich. Vampire sind nur Fiktion. Geben Sie meinetwegen Bram Stoker die Schuld. Er hat damit angefangen.«
»Nein, eigentlich nicht«, sagte Alaric. »Es gab sie schon lange, bevor Stoker überhaupt geboren war, in fast jeder Kultur
und auf fast jedem Kontinent auf diesem Planeten. Sie sind wie Moskitos … sie nähren sich vom Blut anderer. Und ohne einen Wirt bekommen sie keine Nahrung.«
»Und woher wissen Sie so viel darüber?«, fragte Meena.
»In meinem Beruf kämpfe ich fast täglich gegen Vampire«, erwiderte er gelangweilt. »Es sind abscheuliche, brutale Kreaturen. Eine Gruppe von ihnen hätte vor ein paar Monaten beinahe meinen Partner umgebracht.«
»Ach, tatsächlich«, sagte Meena. Sie schlug die Beine übereinander und wippte mit einem ihrer nackten Füße. Vampire! Ernsthaft?
Vergiss es, Harper, hatte Shoshona gesagt. Sie sind überall. Du kannst ihnen nicht entkommen.
Es war einfach nicht fair. Warum musste sie sich dauernd damit herumschlagen? Auf der Arbeit, beim Fernsehen, in Leishas Salon und jetzt auch noch hier zu Hause.
Sie waren wirklich überall. Sogar gutaussehende – aber offensichtlich psychisch gestörte – Ausländer, die einfach so in ihre Wohnung eingedrungen waren und versuchten, sie zu töten, schwadronierten über sie.
»Sie griffen uns in einem Lagerhaus außerhalb von Berlin an«, fuhr er fort. »Es war zum Teil meine Schuld. Ich war übermütig geworden und glaubte, es wären nicht so viele, so dass wir sie alleine überwältigen könnten. Aber es waren mehr, als ich dachte, und sie kamen überraschend. Hier.« Er griff in die Innentasche seines Anzugs. »So sieht mein Partner jetzt aus. Er heißt Martin.«
Meena betrachtete schockiert das Foto. Damit hatte sie nicht gerechnet. Es zeigte einen Mann mit einem halben Gesicht. Die untere Hälfte bestand nur noch aus Knochen. Offensichtlich war er von Krallen zerfetzt worden.
Alaric nahm ihr das Foto aus den schlaffen Fingern und
steckte es wieder weg. »Ich weiß, ein Foto beweist gar nichts«, sagte er. »Am Ende glauben Sie noch, das sei ihm bei einem Autounfall passiert.«
Meena stammelte: »Ich … ich hatte nicht vor, das zu sagen.«
Sie wusste überhaupt nicht, was sie sagen sollte, sie hoffte nur, dass Jon endlich aus der Küche kam.
»Hier«, sagte Alaric. »Das sind die Fotos der vier Mädchen, die kürzlich in New York ermordet worden sind. Man hat ihre Leichen in Parks gefunden, nackt und völlig blutleer.«
Er warf die Fotos auf den Couchtisch vor Meena. Es waren Nahaufnahmen von vier Frauen. Sie waren mit Bisswunden übersät, nicht nur am Hals, sondern einfach überall, als ob sie von jemandem wild angegriffen worden wären.
Meena sah die Fotos an. Jon, der gerade mit drei Gläsern Cola aus der Küche kam, setzte sich zu ihr auf die Couch und starrte ebenfalls darauf.
»Sind das die Mädchen, von denen sie in den Nachrichten berichtet haben?«, fragte er.
»Ja«, antwortete Alaric.
»Aber es wurde nicht gesagt, dass sie an Bissen gestorben sind«, erwiderte Jon. »Es hieß immer, sie seien erwürgt worden.«
»Weil der Bürgermeister Panik vermeiden wollte«, sagte Alaric.
»Sie wollen aber nicht behaupten, dass Lucien das getan hat, oder?«, fragte Meena leise.
Sie konnte den Blick nicht von den Fotos abwenden. Sie arbeitete in einer Welt, in der Fotos jeden Tag gefälscht oder bearbeitet wurden, damit die Zuschauer glaubten, das Unglaubliche, das ihnen vorgegaukelt wurde, könne auch ihnen passieren. Verzweifelt suchte sie nach einem Hinweis, dass auch diese Fotos
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