Eternity
müssen, um ihr das Porträt von Vlad ŢepeŞ zu zeigen.
So etwas wie Vampire gab es nicht.
Sollte sie wirklich glauben, dass Lucien Antonescu ein Vampir war, der wie durch Zauberei ins Museum gelangt war und alle Wachen und die Alarmanlage ausgeschaltet hatte, nur um sein Date zu beeindrucken?
Außerdem … was war denn mit den Fledermäusen? Die Fledermäuse, die ihn vor der Sankt-Georgs-Kathedrale angegriffen hatten?
»Es kann nicht stimmen«, sagte sie mit schwacher Stimme und schüttelte den Kopf. »Er war nie … ich meine, er wirkte so … normal .«
Abgesehen davon, dass er absolut perfekt gewesen war.
Und sie hatte nicht gespürt, dass er eines Tages sterben würde. Natürlich nicht.
Er war ja schon tot.
Was hatte Leisha noch mal gesagt? Wenn es jemanden gibt, der dir sagen kann, wann und wie du stirbst, warum soll es dann nicht auch Vampire geben?
Meena wurde es plötzlich kalt, und sie griff nach der Decke, die am Fußende der Couch lag. Aber dann ließ sie den Arm wieder sinken. Sie hatte nicht die Kraft, ihn auszustrecken.
Er war schon tot.
O Gott. Vampire waren real.
Und sie hatte mit einem geschlafen.
»Sie haben über die Jahrhunderte gelernt, sich anzupassen«, sagte Alaric. »Das mussten sie, um zu überleben. Sehen Sie sich Ihre Nachbarn an, die Antonescus.«
Jon fiel der Unterkiefer herunter. »Was?«, schrie er. »Wollen Sie etwa behaupten, dass …«
»Ist es Ihnen nie komisch vorgekommen, dass Sie sie nie bei Tageslicht draußen gesehen haben?«
Meena und Jon blickten sich an.
»Ich habe Mary Lou schon oft bei Tageslicht draußen gesehen«, sagte Meena.
»Wo?«, wollte Alaric wissen. »Sagen Sie mir, wo Sie sie gesehen haben.«
Meena öffnete den Mund, um ihm zu erklären, dass sie Mary Lou oft auf der Straße gesehen hatte … vor dem Gebäude … im Supermarkt … an der Theke im Deli … Aber dann wurde ihr klar, dass sie sie tatsächlich nie dort gesehen hatte.
»Ich habe sie in der Lobby gesehen«, murmelte Meena. Ihr wurde immer kälter.
»Vielleicht«, erwiderte Alaric. »Dann kam sie aus der Tiefgarage, wo sie und ihr Mann ihren Wagen mit den speziell getönten Scheiben stehen haben.«
»Na ja … ja. In der Lobby habe ich sie dauernd gesehen, sie scheint immer da zu sein.« Mit ihren breitkrempigen Hüten. Und Handschuhen.
»Warten Sie«, sagte Jon. »Sie haben diesen riesigen Balkon.
Wir waren gerade dort eingeladen.« Dann fügte er hinzu: »Nach Sonnenuntergang.«
»Aber sie spenden so viel für die Krebsforschung!«, rief Meena. »Ich
»Jack Bauer kann sie nicht leiden«, sagte Jon.
»Der Hund kann sie nicht leiden?«, fragte Alaric und ignorierte Meena.
»Er hasst sie«, antwortete Jon. »Jedes Mal, wenn er einen von ihnen im Aufzug sieht, kriegt er einen Anfall.« Er warf Meena einen Blick zu. »Wenn ich drüber nachdenke, mochte er Lucien auch nicht besonders, oder? Er hat ihn ziemlich angeknurrt.«
Meena räusperte sich. Jon hatte natürlich völlig recht. »Jack Bauer ist nervös. Das war er immer schon. Deshalb heißt er ja auch Jack Bauer. Er macht sich einfach zu viele Gedanken, um die Vernichtung der Welt und so.«
»Ja, sieht so aus«, bemerkte Alaric.
Alle sahen zu Jack Bauer. Er lag auf dem Rücken in seinem Hundekörbchen, alle viere von sich gestreckt, so dass sein Bauch und seine Genitalien ungeschützt offen lagen.
»Na ja«, sagte Meena, »natürlich nicht immer.«
»Ich glaube«, erklärte Alaric, »Ihr Hund ist deshalb so nervös im Aufzug und im Flur, weil er ein Vampirhund ist.«
»Jetzt soll auch mein Hund ein Vampir sein?«, schrie Meena empört. »Und wer sonst noch? Ich?«
»Ich habe nicht gesagt, dass Ihr Hund ein Vampir ist«, erwiderte Alaric ruhig. Es konnte einen wahnsinnig machen, dass er nie seine Ruhe verlor, selbst nicht, wenn er einen mit einer tödlichen Waffe bedrohte. »Ich habe gesagt, er sei ein Vampir hund. Manche Tiere, vor allem Hunde, reagieren empfindlicher auf den Vampirgeruch nach Verfall als andere, und deshalb hat man sie schon früh dazu abgerichtet, Vampire aufzuspüren.
Manche werden sogar speziell gezüchtet, um Vampire zu stellen und zu fangen. Anscheinend verfügt Ihr Hund über einen angeborenen Instinkt, sie zu erspüren.« Alaric zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich haben Sie ihn dafür ausgeschimpft«, fügte er hinzu, »aber er hat nur versucht, Sie vor etwas Bösem zu warnen, das Sie nicht wahrgenommen haben.«
Meena, die sich schämte – sie hatte ja Jack Bauer tatsächlich
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