ETF-Handbuch der Börse Frankfurt
aktiven Anlagestrategien nicht gelingen kann, nachhaltig bessere Renditeergebnisse zu erzielen als der Vergleichsindex, der der Anlagestrategie zugrunde liegt. Das liegt zum einen an der globalen Vernetzung, die dazu führt, dass sich die preisrelevanten Informationen über die elektronischen Medien in Sekundenschnelle weltweit verbreiten lassen, und zum anderen daran, dass der größte Teil der Transaktionen an den Finanzmärkten durch professionelle Anleger, z.B. Fondsmanager und institutionelle Investoren, getätigt wird. Diese werden wiederum von zahlreichen Analysten und Research-Abteilungen unterstützt, die alle eingehenden Meldungen aus der Makro- und Mikroökonomie verarbeiten und als Output die neuen Erwartungen in Form von Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen an die Fondsmanager und Vermögensverwalter weitergeben. Dieser Prozess der Informationsverarbeitung geschieht ununterbrochen und in einem äußerst wettbewerbsstarken Umfeld.
Die Theorie der effizienten Märkte geht davon aus, dass alle Marktteilnehmer in jedem Moment alle preisrelevanten Informationen besitzen und auf neue Meldungen derart reagieren, dass die Preise permanent die entsprechenden Informationen enthalten. Wenn dies der Fall ist, haben die einzelnen Marktteilnehmer nicht mehr die Möglichkeit, aufgrund von Informationen Überschussrenditen, d. h. zusätzliche Gewinne über die des Gesamtmarktes hinaus, zu realisieren.
These: Kursverläufe nach dem Zufallsprinzip
Die Kurse der Wertpapiere reagieren somit nur noch auf unerwartete Ereignisse, weil alle bekannten und erwarteten Informationen bereits im Preis enthalten sind. Der Verlauf einer grafisch dargestellten Kursentwicklung entspricht einem reinen Zufallsmuster. In der Finanztheorie wird in diesem Fall von der s. g. Random Walk-Hypothese gesprochen. Die logische Konsequenz aus dieser Hypothese ist, dass der beste Prognosewert für jeden zukünftigen Kurs der aktuelle Kurs ist. Damit wären die Kursveränderungen nicht prognostizierbar.
Die Theorie der effizienten Märkte zeigt, dass die Entwicklung der Finanzmarktpreise Zufällen unterliegt und deshalb nicht langfristig vorhersagbar ist. Wird vor diesem Hintergrund der große Aufwand, den Tausende von Analysten in ihren teuren Research-Abteilungen betreiben, nutzlos und überflüssig? Ganz im Gegenteil! Markteffizienz ist lediglich die Konsequenz einer effizienten Informationsverarbeitung. Nur in Märkten mit einem äußerst wettbewerbsintensiven Umfeld, in denen Informationen effizient und professionell verarbeitet werden, entstehen Preisentwicklungen nach der Random Walk-Hypothese. Deshalb können mit Hilfe systematischer Forschungstätigkeit in gewissen Zeiten und auf weniger transparenten Märkten Überschussrenditen erzielt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mehrwert kontinuierlich erzielt wird, ist jedoch sehr gering. Gelingt es einem Marktteilnehmer nämlich aufgrund eines speziellen Verfahrens der Informationsverarbeitung, den Markt mehrmals zu schlagen, wird der Wettbewerb eher früher als später Nachahmer hervorbringen, die erfolgreiche Verfahren kopieren und so dafür sorgen, dass keine Überschussrenditen mehr erzielt werden können.
In den finanzwissenschaftlichen Universitätsfakultäten ist heute nur noch die Frage offen, wie hoch der Grad der Markteffizienz ist. Über das Vorhandensein der Markteffizienz selbst besteht unter Wissenschaftlern kaum noch Uneinigkeit. Aber immer noch ist die Theorie der effizienten Märkte in der Investmentbranche heftig umstritten und findet auch in der populären Finanzpresse kaum einen Widerhall.
Aktive Portfolioverwaltung schneidet häufig schlechter ab
Studien zeigen, dass aktiv verwaltete Fonds ihren Vergleichsindex – die Benchmark – schlagen können, allerdings meistens nicht langfristig. Und: Der Gewinner von gestern muss nicht zwangsläufig auch der Sieger von morgen sein. Über einen Zeitraum von zehn und mehr Jahren schaffen es wissenschaftlichen Studien zufolge rund 90 Prozent der aktiven Investmentfondsmanager nicht, ihren zugrunde liegenden Vergleichsindex zu übertreffen.
Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Rödl & Partner hat die Kursentwicklung aller seit mehr als zehn Jahren bestehenden Fonds mit europäischen Aktien untersucht. Demzufolge haben lediglich 7 Prozent der untersuchten Fonds bessere Renditen erzielt als der Vergleichsindex DJ EURO STOXX 50. In Zeiträumen mit rückläufigen Aktienmarktpreisen (wie es z.B. zwischen den Jahren 2000 und 2003
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