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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Ihnen anbieten können. Es würde mir nichts ausmachen, selbst einen JJY zu haben, wenn nur …« Ethan brach abrupt ab, damit er nicht in einen persönlichen Morast kippte und sich darin vor seinem Gast wälzte. »Ich denke, Sie wären sehr zufrieden.«
    Haas ließ sich widerstrebend zu diesem Ersatz überreden und wurde in den Probenraum geschickt, den er vor einem Monat mit so großen Hoffnungen zum ersten Mal betreten hatte. Ethan seufzte, blieb an seinem Schreibtisch sitzen, nachdem sein Gast gegangen war, und rieb sich an den Schläfen. Diese Bewegung schien seine Spannung eher zu erhöhen als aufzulösen. Die nächste logische Verbindung …
    Jede Eierstockkultur auf Athos stammte von denen ab, die die Gründerväter mitgebracht hatten. Seit mehr als zwei Jahren war es in den Reproduktionszentren ein offenes Geheimnis gewesen – wie lange konnte es noch dauern, bis die Öffentlichkeit die Sache aufgriff?
    CJB war nicht die erste Kultur, die in letzter Zeit abgestorben war. Eine Art Glockenkurve, wie Ethan vermutete, sie befanden sich auf der ansteigenden Kurve, und die stieg schwindelerregend an. Sechzig Prozent der Kinder, die da gemütlich heranwuchsen, auf Plazentas, die drunten in den Replikatoren in ihren weichen Nestern aus mikroskopisch kleinen Stoffwechselröhrchen steckten, kamen von gerade mal acht Kulturen. Wenn seine geheimen Berechnungen recht hatten, dann würde es nächstes Jahr noch schlimmer werden. Wie lange dauerte es noch, bis nicht mehr genug Eierstockmaterial für das Wachstum da war – oder nicht einmal für die Auffüllung der Bevölkerung? Ethan stöhnte und stellte sich seine zukünftige Arbeitslosigkeit vor – falls er nicht schon zuvor von wütenden Scharen bärenhafter Nicht-Väter in Stücke gerissen wurde …
    Er schüttelte sich und rappelte sich aus seiner Niedergeschlagenheit heraus. Gewiss würde etwas geschehen, bevor die Dinge so weit gerieten. Es musste etwas geschehen.
    In den nächsten drei Monaten seit seiner Rückkehr aus dem Urlaub bildete diese Sorge eine ominöse Bassbegleitstimme zur Ethans angenehmer Routinearbeit. Eine andere Eierstockkultur, LMS-10, kringelte sich zusammen und starb ganz und gar ab, und die Eizellenproduktion von EEH-9 ging um die Hälfte zurück. Sie würde als nächste den Bach hinabgehen, rechnete Ethan. Die erste Unterbrechung der Abwärtsbewegung kam unerwartet.
    »Ethan?« Die Stimme von Personalchef Desroches klang seltsam nervös, sogar über das Intercom. Sein Gesicht zeigte einen eigentümlich zerstreuten Ausdruck, seine Lippen, eingerahmt von seinem glänzenden schwarzen Vollbart, zuckten beständig in den Mundwinkeln. Das war ganz und gar nicht der mürrische Schmollmund, von dem im vergangenen Jahr zu befürchten gewesen war, er würde zu einem Dauerzug in Desroches’ Gesicht werden. Ethan war neugierig, er legte vorsichtig seine Mikropipette ab und trat an den Schirm.
    »Ja, Sir?«
    »Ich hätte gern, dass Sie mal auf der Stelle zu mir ins Büro hochkommen.«
    »Ich habe gerade eine Befruchtung begonnen …«
    »Dann kommen Sie, sobald Sie fertig sind«, gestand ihm Desroches mit einer Handbewegung zu.
    »Um was geht es?«
    »Das jährliche Zensusschiff hat gestern angelegt.« Desroches zeigte nach oben, obwohl Athos’ einzige Raumstation in einem synchronen Orbit über einem anderen Quadranten des Planeten stand. »Die Post ist gekommen. Die Zensurbehörde hat Ihre Magazine genehmigt – Sie haben einen Stapel mit den Nummern eines ganzen Jahres hier auf meinem Schreibtisch. Und noch etwas anderes.«
    »Etwas anderes? Aber ich habe nur das Journal bestellt …«
    »Das andere ist nicht Ihr persönliches Eigentum. Etwas für das Reproduktionszentrum.« Desroches’ weiße Zähne glänzten. »Machen Sie fertig und kommen Sie es sich anschauen.« Der Schirm erlosch.
    Natürlich, die gesammelten Nummern eines Jahres des Betanischen Journals für Reproduktive Medizin, deren Import schrecklich viel kostete, würden wohl kaum Desroches’ schwarze Augen vor Freude tanzen lassen, obwohl sie von höchstem Interesse waren. Ethan beeilte sich, wenn auch peinlich genau, mit der Befruchtung, legte den Behälter in die Brutkammer, aus der in sechs oder sieben Tagen, wenn alles gut ging, die Blastula in einen der Uterusreplikatoren im Nachbarraum übertragen werden würde, und sauste nach oben.
    Auf einer Ecke des Komkonsolenpults des Personalchefs war tatsächlich ein Dutzend bunt etikettierter Datendisketten gestapelt. Die andere Ecke war

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