Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
durchgeführt, aber er war sich ganz, ganz sicher.
    Er stieß praktisch die Tür zu Desroches’ Büro auf und blieb dort mit geballten Fäusten stehen, bemüht, seinen heftigen Atem unter Kontrolle zu bringen.
    Desroches war gerade dabei, seinen Mantel anzuziehen, in Gedanken war er schon zu Hause. Er schaltete den Holokubus nie aus, bevor er für den Tag fertig war. Er starrte Ethan an, der mit zerzaustem Haar vor ihm stand. »Mein Gott, Ethan, was ist los?«
    »Abfall von Hysterektomien. Überreste von Autopsien, soweit ich weiß. Ein Viertel von ihnen ist deutlich mit Krebs behaftet, die Hälfte ist verkümmert, fünf sind nicht einmal menschlich, um Himmels willen! Und jede einzelne Probe ist tot!«
    »Was?« Desroches hielt den Atem an, sein Gesicht wurde bleich. »Sie haben keinen Fehler beim Auftauen gemacht, oder? Sie doch nicht …!«
    »Kommen Sie und schauen Sie sich das an! Kommen Sie nur und schauen Sie«, sprudelte Ethan hervor. Er drehte sich auf den Absätzen um und rief über die Schulter: »Ich weiß nicht, was der Bevölkerungsrat für diesen Mist gezahlt hat, aber wir sind reingelegt worden.«

 
KAPITEL 2
     
    »Vielleicht«, sagte der ältere Delegierte des Bevölkerungsrates aus Las Sands hoffnungsvoll, »war es ehrlich ein Fehler. Vielleicht hat man gedacht, das Material sei für Medizinstudenten oder so was gedacht.«
    Ethan fragte sich, warum Roachie ihn zu dieser Sondersitzung mitgeschleift hatte. Als sachkundigen Zeugen? Zu anderer Zeit hätte ihn diese erhabene Umgebung beeindruckt: die dicken Teppiche, der schöne Ausblick auf die Hauptstadt, der lange, polierte Tisch aus Rippelholz und die ernsten, bärtigen Gesichter der Ältesten, die sich darin spiegelten. Jetzt war er aber so verärgert, dass er das alles kaum wahrnahm. »Das erklärt aber nicht, warum in einer Box mit der Aufschrift 50 nur 38 waren«, versetzte er. »Oder diese verdammten Eierstöcke von Kühen – meinen die wohl, dass wir hier Minotauren züchten?«
    Der Junior-Repräsentant von Deleara bemerkte nachdenklich: »Unsere Box war völlig leer.«
    »Pah!«, sagte Ethan. »Etwas, das so komplett verpfuscht ist, kann weder ehrlich noch ein Fehler sein …« Desroches, der wütend wirkte, winkte ihm, er solle sich setzen, und Ethan gab nach. »Das muss bewusste Sabotage sein«, flüsterte ihm Ethan zu.
    »Später«, versprach Desroches. »Wir kommen darauf später zurück.«
    Der Vorsitzende schloss die Aufzeichnung der Inventurberichte von allen neun Reproduktionszentren ab, speicherte sie in seiner Komkonsole und seufzte. »Wie, zum Teufel, haben wir diesen Lieferanten überhaupt ausgewählt?«, fragte er, halb rhetorisch.
    Der Leiter des Unterkomitees für Beschaffung ließ zwei Tabletten in ein Glas mit Wasser fallen und stützte den Kopf auf die Arme, um das Sprudeln im Glas zu beobachten. »Diese Firma hat das billigste Angebot eingereicht«, sagte er mürrisch.
    »Sie legen die Zukunft von Athos in die Hände dessen, der das billigste Angebot einreicht?«, knurrte ein anderes Mitglied des Rates.
    »Sie haben alle zugestimmt, erinnern Sie sich?«, erwiderte der Leiter der Beschaffung pikiert. »Sie haben sogar darauf bestanden, als Sie herausfanden, dass der nächste Anbieter zum gleichen Preis nur dreißig schicken würde. Fünfzig verschiedene Kulturen waren für jedes Reproduktionszentrum versprochen – Sie haben sich vor Freude fast in die Hosen gepinkelt, wie ich mich erinnere …«
    »Wollen wir bei diesen Erörterungen doch die Form wahren, bitte«, warnte der Vorsitzende. »Wir dürfen keine Zeit damit vergeuden, dass wir Schuld zuweisen oder von uns schieben. Das galaktische Zensusschiff verlässt in vier Tagen den Orbit, und das ist der einzige Vektor für unsere Entscheidungen bis zum nächsten Jahr.«
    »Wir sollten unsere eigenen Sprungschiffe haben«, bemerkte ein Ratsmitglied. »Dann säßen wir nicht so in der Klemme und wären nicht von ihrem Flugplan abhängig.«
    »Das Militär bettelt darum schon seit Jahren«, sagte ein anderer.
    »Welches Reproduktionszentrum wollen Sie dann eintauschen, um dafür zahlen zu können?«, fragte ein dritter sarkastisch. »Wir und das Militär sind die beiden größten Posten im Budget, nach der Terraformung, die die Lebensmittel erbringt, die unsere Kinder essen, während sie wachsen – wollen Sie sich hinstellen und den Leuten sagen, dass ihre Zuteilungen für die Kinder halbiert werden müssen, um diesen Clowns einen Haufen Spielzeuge zu geben, die

Weitere Kostenlose Bücher