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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Ingenieurabteilung reden müssen …
    Während er in Gedanken die zur Verfügung stehenden Ressourcen durchging, rief er beiläufig die Seite mit den Angaben über die Autoren auf. ›Über eine Verbesserung …‹ kam von einer Universitätsklinik in einer Stadt namens Silica – Ethan wusste wenig über die Geographie anderer Planeten, aber dieser Name klang richtig betanisch. Was für logisch denkende Köpfe und geschickte Hände waren nötig, um eine solche Idee zu präsentieren …
    »Kara Burton, M.D., Ph.D., und Elizabeth Naismith, M.S. Biotechnik …« Er bemerkte plötzlich, dass er auf dem Schirm auf zwei der fremdartigsten Gesichter schaute, die er je gesehen hatte.
    Bartlos, wie Männer ohne Söhne, oder wie Jungen, aber es fehlte ihnen die blühende Jugend von Jungen. Blasse, weiche, zartknochige Gesichter, aber mit Falten und von der Zeit gezeichnet, das Haar der Ingenieurin war fast weiß. Die andere Autorin war kräftig und wirkte massig in einem blassblauen Laborkittel.
    Ethan zitterte und wartete darauf, dass ihm aus ihren gleichmütigen, medusenhaften Blicken der Wahnsinn entgegenschlüge. Nichts geschah. Nach einer Weile ließ er den Tischrand los, den er umklammert hatte. Vielleicht wurde dann die Verrücktheit, die die galaktischen Männer, die Sklaven dieser Kreaturen, gefangen hielt, nur durch fleischliche Berührung übertragen. Eine unberechenbare telepathische Aura? Mutig hob er seinen Blick erneut zu den Gestalten auf dem Schirm.
    Also, das war eine Frau – zwei Frauen sogar. Er wartete auf seine eigene Reaktion, zu seiner ungeheuren Erleichterung schien er zutiefst unberührt zu sein. Gleichgültigkeit, sogar eine leichte Abscheu. Der Pfuhl der Sünde schien seine Seele nach dem bloßen Anblick nicht ins Verderben zu ziehen, immer vorausgesetzt, dass er eine Seele besaß. Er schaltete den Schirm aus und hatte dabei kein stärkeres Gefühl als frustrierte Neugier. Um seine Entschlossenheit zu prüfen, würde er an diesem Tag dieser Neugier nicht weiter nachgeben. Er legte die Datendiskette sorgfältig mit den anderen zusammen beiseite.
    Die Gefrierbox hatte jetzt fast die gewünschte Temperatur erreicht. Er richtete die Bäder mit den frischen Pufferlösungen her und stellte sie auf Superkühlung ein, damit sie der derzeitigen Temperatur des Inhalts der Box entsprachen. Dann zog er Isolierhandschuhe an, brach die Verschlüsse auf und hob den Deckel.
    Schrumpfpackung? Schrumpfpackung?
    Er blickte erstaunt in die Box. Sicher hätte jede Gewebeprobe individuell in ihrem eigenen Stickstoffbad enthalten sein sollen. Diese seltsamen grauen Klumpen waren abgepackt wie so viele Portionen kaltes Fleisch für Lunch. Sein Herz geriet in Schrecken und Verwirrung.
    Warte, warte, keine Panik – vielleicht war das eine neue galaktische Technologie, von der er noch nichts gehört hatte. Vorsichtig durchsuchte er die Box nach Instruktionen und stöberte sogar zwischen den Packungen selbst herum. Nichts. Zeit zum Schauen und zum Überlegen.
    Er starrte auf die kleinen Klumpen und erkannte endlich, dass dies überhaupt keine Gewebekulturen waren, sondern das Rohmaterial selbst. Die Kulturen würde er persönlich selbst züchten müssen. Er schluckte. Nicht unmöglich, beruhigte er sich selbst.
    Er nahm eine Schere, schnitt die oberste Packung auf und ließ ihren Inhalt, plopp, in ein wartendes Pufferbad fallen. Er betrachtete den Klumpen mit einem leichten Schrecken. Vielleicht sollte man ihn segmentieren, damit die Nährlösung maximal eindringen konnte – nein, noch nicht, das würde die Zellstruktur in ihrem gefrorenen Zustand zerstören. Zuerst auftauen.
    Er stocherte in den anderen herum, von einem wachsenden Unbehagen getrieben. Seltsam, seltsam. Hier war etwas, das war sechsmal größer als die anderen kleinen eiförmigen Körper, glasig und rund. Da war etwas, das auf abscheuliche Weise wie ein Klumpen Hüttenkäse aussah. Plötzlich kam ihm ein Verdacht und er zählte die Packungen. Achtunddreißig. Und diese großen am Boden – einmal, während des Armeedienstes in seiner Jugend, hatte er freiwillig Küchendienst in der Metzgerabteilung gemacht, schon damals fasziniert von vergleichender Anatomie. Jetzt kam ihm blitzartig die Erkenntnis.
    »Das«, zischte er wütend, »ist der Eierstock einer Kuh.«
    Die intensive, gründliche Untersuchung dauerte den ganzen Nachmittag. Als er fertig war, sah sein Labor aus, als hätte hier ein erster Studienjahrgang in Zoologie allerhand Sektionen

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