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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ihrerseits nichts für unsere Wirtschaft produzieren?«
    »Nichts – bis jetzt«, murmelte der zweite Sprecher mit zwingender Logik.
    »Ganz zu schweigen von der Technologie, die wir importieren müssten – und was sollen wir, bitteschön, exportieren, um dafür zu bezahlen? Es hat unseren ganzen Überschuss gebraucht, um …«
    »Dann lassen Sie doch die Sprungschiffe für sich selber zahlen. Wenn wir sie hätten, dann könnten wir etwas exportieren und genügend galaktische Währung bekommen, um …«
    »Es würde den Absichten der Gründerväter absolut widersprechen, Kontakt mit dieser verseuchten Kultur zu suchen«, warf ein vierter Mann ein. »Sie haben uns doch überhaupt so weit weg von den anderen gebracht, um uns gerade zu schützen vor …«
    Der Vorsitzende klopfte energisch auf den Tisch. »Debatten über umfassendere Themen gehören in den Allgemeinen Rat, meine Herren. Wir sind heute zusammengekommen, um uns mit einem konkreten Problem zu befassen, und das schnell.« Sein gereizter Ton duldete keinen Widerspruch. Alle rückten sich zurecht, fingerten an ihren Notizen herum oder strafften den Rücken.
    Der Junior-Ratsvertreter von Barca, den sein älterer Kollege anstieß, räusperte sich. »Es gibt eine mögliche Lösung, ohne dass jemand den Planeten verlässt. Wir könnten unsere eigenen züchten.«
    »Es ist doch gerade, weil unsere Kulturen nicht mehr wachsen, dass wir …«, begann ein anderer Mann.
    »Nein, nein, das verstehe ich schon durchaus«, sagte der Mann von Barca schnell, ein Personalchef wie Desroches. »Ich meinte, äh …« Er räusperte sich erneut. »Ein paar eigene weibliche Föten züchten. Sie müssten nicht einmal voll auswachsen. Dann könnten wir von ihnen das Eierstockmaterial nehmen und … hm … neu beginnen.«
    Um den Tisch herrschte empörtes Schweigen. Der Vorsitzende sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Das Mitglied von Barca ließ sich auf seinen Stuhl sinken.
    Endlich ergriff der Vorsitzende das Wort: »So verzweifelt sind wir noch nicht. Obwohl es gut sein mag, ausgesprochen zu haben, woran andere gewiss am Ende denken werden.«
    »Das sollte nicht an die Öffentlichkeit gelangen«, schlug der Mann von Barca vor.
    »Hoffentlich nicht«, stimmte der Vorsitzende trocken zu. »Die Möglichkeit wird zur Kenntnis genommen. Die Mitglieder werden diesen Teil des Protokolls vertraulich behandeln. Aber ich möchte alle darauf hinweisen, dass dieser Vorschlag nicht das andere, andauernde Problem löst, mit dem dieser Rat und Athos konfrontiert sind: die Aufrechterhaltung genetischer Vielfalt. Das hat unsere Generation – bis jetzt – nicht belastet, aber wir alle haben gewusst, dass man in der Zukunft ihm gegenüberstehen würde.« Sein Ton wurde sanfter. »Wir würden uns vor unserer Verantwortung drücken, wenn wir es jetzt ignorierten und statt dessen unseren Enkeln als Krise hinterließen.«
    Um den Tisch erklang ein Gemurmel der Erleichterung, da die Logik die gefühlsmäßige Überzeugung sicher stützte. Sogar das Juniormitglied von Barca sah zufriedener drein. »Ganz richtig.«
    »Exakt.«
    »Genau so …«
    »Lieber zwei Fliegen mit einer Klappe erwischen, wenn wir können …«
    »Einwanderung würde helfen«, warf ein anderes Mitglied ein, das eine Woche im Jahr auch als Athos’ Behörde für Einwanderung und Einbürgerung aushalf. »Wenn wir noch mehr bekommen könnten.«
    »Wie viele Einwanderer kamen mit dem diesjährigen Schiff?«, fragte der Mann, der ihm gegenübersaß.
    »Drei.«
    »Verdammt. Ist das die bisher niedrigste Zahl?«
    »Nein, im vorletzten Jahr waren es nur zwei. Und zwei Jahre zuvor waren es überhaupt keine.« Der Mann von der Einwanderungsbehörde seufzte. »Von rechts wegen sollten wir von Flüchtlingen überflutet werden. Vielleicht waren die Gründerväter einfach zu gründlich, als sie einen Planeten auswählten, der so weit abseits liegt. Ich frage mich manchmal, ob dort draußen überhaupt jemand von uns gehört hat.«
    »Vielleicht wird das Wissen über uns unterdrückt, von ihnen – Sie wissen schon.«
    »Vielleicht werden die Männer, die hierherzukommen versuchen, auf Station Kline zurückgewiesen«, vermutete Desroches. »Vielleicht wird nur wenigen erlaubt, sozusagen tröpfchenweise hierherzukommen.«
    »Das ist wahr«, stimmte ihm der Mann von der Einwanderungsbehörde zu. »Diejenigen, die wir bekommen, sind alle ein bisschen – nun ja – komisch.«
    »Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie alle Produkte

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