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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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und Pokale auf dem Tisch. Du wirst zugeben, dass das kein besonders normales Verhalten ist. Jarre ist da ganz was anderes. Ein vernünftiger, gesetzter Bursche   …«
    »Dein vernünftiger und gesetzter Jarre ist soeben unter den Tisch gerutscht«, fiel ihr Yennefer kalt ins Wort. »Genug davon, Nenneke. Ciri kommt hierher.«
    Die aschblonde Hexerin setzte sich auf den von Herwig frei gemachten Platz und schmiegte sich eng an die Zauberin. »Ich reise ab«, sagte sie leise.
    »Ich weiß, Töchterchen.«
    »Galahad   … Galahad   … kommt mit mir. Ich weiß nicht, wozu. Aber ich kann es ihm ja nicht verbieten, nicht wahr?«
    »Kannst du nicht. Geralt!« Yennefer bedachte Geralt mit einem Blick ihrer Augen, in denen ein warmes Veilchenblau flammte. »Geh den Tisch entlang, unterhalte dich mit den Gästen. Du darfst auch trinken. Ein Glas. Ein kleines. Und ich möchte mich mit meiner Tochter von Frau zu Frau unterhalten.«
    Der Hexer seufzte.
    Am Tisch wurde es immer lustiger. Rittersporns Kumpane sangen Lieder, und zwar solche, dass Annika, der Tochter des Schulzen Caldemeyn, das Blut in die Wangen schoss. Der Drache Villentretenmerth, schon ziemlich angeheitert, umarmte den noch stärker angeheiterten Doppler Tellico und versuchte ihm klarzumachen, dass der Gedanke, sich in den Fürsten Agloval zu verwandeln, um diesen im Bett der Sirene Sh’eenaz zu vertreten, ein gesellschaftlicher Fauxpas wäre.
    Die rothaarigen Töchter Freixenets rissen sich ein Bein aus, um den königlichen Gesandten zu gefallen, diese wiederum versuchten auf verschiedene Weise den Dryaden zu imponieren, was insgesamt ein wahres Pandämonium ergab. Yarpen Zigrin schniefte durch die Kartoffelnase und erklärte dem Elf Chireadan, er habe sich als Kind gewünscht, ein Elf zu sein. Mäussack prophezeite, das Regime werde zusammenbrechen, und Agloval behauptete das genaue Gegenteil. Niemand wusste, von wessen Regime die Rede war. Herwig erzählte Gardenia Biberveldt von dem riesigen Karpfen,den er mit einer Schnur aus einem einzigen Pferdehaar aus dem Wasser geholt hatte. Die Halblingfrau nickte schläfrig und schrie von Zeit zu Zeit ihren Mann an, er solle aufhören zu picheln.
    Durch die Korridore liefen die Propheten und die Krokodilbändigerin, die vergebens versuchten, den Gnom Schuttenbach zu finden. Freya, die offensichtlich genug von den schwächlichen Männern hatte, trank heftig mit dem Medium weiblichen Geschlechts, wobei beide ernstes und würdevolles Schweigen wahrten.
    Geralt wanderte um den Tisch, stieß mit an, hielt die Schultern zu freundschaftlichem Klopfen und die Wangen zu Gratulationsküsschen hin. Schließlich näherte er sich dem Platz, wo sich neben dem von Ciri verlassenen Galahad Rittersporn hingesetzt hatte. Während er Rittersporns Pokal fixierte, redete Galahad etwas, der Dichter aber kniff die Augen zusammen und heuchelte Interesse. Geralt blieb hinter den beiden stehen.
    »Also setzte ich mich in dieses Boot«, sagte Galahad, »und fuhr in den Nebel, obwohl ich Euch gestehe, Herr Rittersporn, dass mir das Herz vor Entsetzen stehenblieb   … Und ich gestehe Euch, dass mich der Zweifel überkam. Ich dachte, nun sei mein Ende gekommen, ich würde gewisslich in diesem Nebel umkommen   … Und da ging die Sonne auf, auf dem Wasser begann es zu glänzen wie   … wie Gold. Und da sehe ich vor meinen Augen   … Avalon. Denn das hier ist doch Avalon, nicht wahr?«
    »Nein«, widersprach Rittersporn und schenkte ein. »Das hier ist das Schwemmland. Trink, Galahad.«
    »Aber dieses Schloss   … Das ist doch das Schloss Montsalvat?«
    »Auf gar keinen Fall. Das ist Rosrog. Ich habe, Söhnchen, niemals von einem Schloss Montsalvat gehört. Und wenn ich von etwas nicht gehört habe, heißt das, dass esnichts dergleichen gibt. Auf das Wohl des jungen Paars, Söhnchen!«
    »Auf das Wohl, Herr Rittersporn. Aber dieser König   … Ist er nicht der Fischerkönig?«
    »Herwig? Stimmt, er fischt gern. Früher jagte er lieber, doch seit er in der Schlacht von Orth lahm wurde, kann er nicht mehr reiten. Aber nenne ihn nicht den Fischerkönig, Galahad, weil das erstens blöd klingt und weil sich zweitens Herwig gekränkt fühlen könnte.«
    Galahad schwieg lange und spielte mit dem halbleeren Pokal. Schließlich seufzte er schwer, blickte um sich. »Sie hatten recht«, flüsterte er. »Es ist nur eine Legende. Ein Märchen. Phantasie. Kurzum, eine Lüge. Statt Avalon ein gewöhnliches Schwemmland. Und nirgends Hoffnung  

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