Etwas Endet, Etwas Beginnt
soll sein?« Die Hexerin trat hinter Yennefer hervor, gerade dabei, sich Glamarye auf die gesunde Wange zu streichen. »Es ist alles in Ordnung, Geralt. Das ist ein dummer Kratzer, ich habe nicht einmal etwas gemerkt.«
Mit der Rüstung knirschend und klirrend, kniete Galahad nieder, das heißt, er ließ sich auf ein Knie fallen. »Schöne Dame …«
Ciris große Augen wurden noch größer.
»Ciri, erlaube«, sagte der Hexer. »Das ist Ritter … äh … Galahad. Ihr kennt euch schon. Er hat dir geholfen, als du mit dem Steinbeißer gekämpft hast.«
Ciri errötete. Das Glamarye begann zu wirken, also errötete sie wirklich schön, und die Narbe war fast nicht zu sehen.
»Herrin«, stotterte Galahad, »erweise mir Gunst. Erlaube, o du Schöne, dass ich zu deinen Füßen …«
»Wie ich das Leben kenne, möchte er dein Ritter sein, Ciri«, sagte Triss Merigold.
Die Hexerin legte die Hände auf den Rücken und machte einen anmutigen Knicks, immer noch wortlos.
»Die Gäste warten«, schaltete sich Yennefer ein. »Galahad, wie ich sehe, bist du nicht nur ein wackerer junger Mann, sondern auch höflich. Du hast Seite an Seite mit meiner Tochter gekämpft, also sollst du auch während der Feierlichkeiten an ihrer Seite sein. Ciri, lauf und zieh dir ein Kleid an. Geralt, kämm dich und steck das Hemd in die Hose, es ist herausgerutscht. Ich will euch alle in zehn Minuten in der Kapelle sehen!«
XIII
Die Trauung verlief bestens. Die Damen und Fräuleins weinten kollektiv. Die Zeremonie wurde von Herwig geleitet, einem – wenn auch ehemaligen – König. Vesemir und Nenneke vertraten die Eltern der Brautleute, Triss Merigold und Eskel waren die Brautführer. Galahad geleitete Ciri, und Ciri war rot wie eine Pfingstrose.
Wer ein Schwert hatte, bildete ein Spalier. Rittersporns Kollegen klimperten auf Lauten, spielten auf Drehleiern und sangen ein speziell zu diesem Anlass verfasstes Lied, wobei sie beim Refrain von den rothaarigen Töchtern Freixenets und von der für ihre schöne Stimme bekannten Sirene Sh’eenaz unterstützt wurden.
Rittersporn hielt eine Rede, wünschte den Neuvermählten Glück, Erfolg und vor allem eine gelungene Hochzeitsnacht, wofür ihm Yennefer einen Tritt ans Schienbein verpasste.
Dann begaben sich alle in den Thronsaal und umringten den Tisch. Geralt und Yennefer, die Hände noch immer mit einem Seidenschal verbunden, nahmen am oberen Ende der Tafel Platz und antworteten dort lächelnd auf Trinksprüche und gute Wünsche.
Die Gäste, von denen sich die meisten schon in der vorangehenden Nacht ausgetobt hatten, speisten gesetzt und würdevoll – und erstaunlich lange betrank sich niemand. Eine unerwartete Ausnahme war der Einarmige Jarre, der über den Durst trank, weil er den Anblick nicht ertrug, wie Ciri unter Galahads schmachtenden Blicken errötete. Es verschwand auch niemand, ausgenommen Kashka, die jedoch alsbald unter dem Tisch gefunden wurde, wo sie auf einem Hund lag und schlief.
Den Gespenstern des Schlosses Rosrog musste die vorige Nacht deutlich gemacht haben, dass sie lieber Zurückhaltungüben sollten. Eine Ausnahme bildete ein mit Resten eines Leichentuchs behangenes Gerippe, das plötzlich hinter den Rücken von Agloval, Freixenet und Mäussack aus dem Fußboden auftauchte. Der Fürst, der Baron und der Druide waren jedoch in einen politischen Disput vertieft und ignorierten die Erscheinung. Das Gerippe erboste sich über die Missachtung, schob sich den Tisch entlang und begann direkt neben dem Ohr von Triss Merigold mit den Zähnen zu klappern. Die Zauberin, sanft an die Schulter von Eskel aus Kaer Morhen gelehnt, hob anmutig das weiße Händchen und schnippte mit den Fingern. Mit den Knochen befassten sich die Hunde.
»Möge die Große Melitele euch gewogen sein, meine Lieben.« Nenneke küsste Yennefer und prostete mit dem Pokal Geralt zu. »Ihr habt verdammt lange gebraucht, aber endlich seid ihr beisammen. Ich freue mich riesig, aber ich hoffe, dass Ciri sich kein Beispiel an euch nimmt und dass sie, wenn sie jemanden findet, nicht so lange zögert.«
»Anscheinend hat sie schon jemanden gefunden.« Geralt deutete mit einer Kopfbewegung auf Galahad, der nur Augen für Ciri hatte.
»Du redest von diesem komischen Kauz?« Die Priesterin winkte ab. »O nein. Da wird nichts draus. Hast du ihn dir genauer angesehen? Nein? Dann schau, was er tut. Er scheint Ciri anzuhimmeln, dabei beglotzt und begrapscht er ununterbrochen sämtliche Gläser
Weitere Kostenlose Bücher