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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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empfand.
    »Der goldene Nachmittag« wurde 1998 auf dem Polcon in Białystok für den Janusz-A.-Zajdel-Preis 1997 nominiert, unterlag aber bei der letzten Abstimmung. So blieb denn »Im Bombentrichter« die einzige Erzählung außerhalb des Hexer-Zyklus, für die ich einen »Zajdel« erhalten habe.
    Und schließlich ein Zitat zur Erklärung, warum der Cheshire-Kater, warum andere Katzen, warum eine »Katzen-Anthologie«. Das Zitat stammt aus dem erwähnten
Pamphlet gegen mich selbst
von Tadeusz Konwicki und erklärt alles. Nach einer langen Passage, die dem Kater Iwan gewidmet ist, schreibt Herr Thaddäus: »›Der Kater, mit dem Kater, über den Kater‹, werdet ihr fragen, ›aber wo bleiben die Menschen?‹ Gestohlen können sie mir bleiben.«

Dem ist nichts hinzuzufügen. Nur zu applaudieren.
    Der goldene Nachmittag
     
    All the golden afternoon
    Full leisurely we glide   …
    Lewis Carroll
     
    D er Nachmittag versprach wirklich interessant zu werden, einer jener wunderbaren Nachmittage, die zu nichts anderem da sind, als sie mit langem und süßem
far niente
zu verbringen, bis einen die Faulheit angenehm ermüdet. Natürlich erreicht man solch einen wohligen Zustand nicht einfach so, ohne Vorbereitung und ohne Plan, indem man sich irgendwo in horizontaler Lage hinhaut. Nein, meine Lieben. Es braucht dazu vorangehende Aktivität, sowohl intellektuelle als auch körperliche. Das Nichtstun, wie es heißt, muss man sich erarbeiten.
    Um keinen einzigen der genau bemessenen Augenblicke zu verlieren, aus denen wohlige Nachmittage zu bestehen pflegen, machte ich mich ans Werk. Ich begab mich zum Wald und betrat ihn, ohne das Warnschild BEWARE THE JABBERWOCK zu beachten, das am Wegesrand stand. Ohne bei solchen Gelegenheiten verhängnisvolle Hast suchte ich mir einen den Regeln der Kunst entsprechenden Baum und kletterte hinauf. Anschließend wählte ich den passenden Ast aus, wobei ich mich von der Theorie von den
revolutionibus orbium coelestium
leiten ließ. Zu klug? Ich will es euch einfach sagen: Ich wählte einen Ast, auf dem mir den ganzen Nachmittag lang die Sonne den Pelz wärmen würde.
    Die liebe Sonne wärmte, die Baumrinde duftete, Vögel und Insekten sangen vielstimmig ihr ewiges Lied. Ichlegte mich auf den Ast, ließ den Schwanz malerisch herabhängen, stützte das Kinn auf die Pfoten. Gerade wollte ich mich in wohlige Lethargie versenken, gerade war ich im Begriff, der ganzen Welt lässige Missachtung zu beweisen, als ich plötzlich hoch am Himmel einen dunklen Punkt erblickte.
    Der Punkt kam schnell näher. Ich hob den Kopf. Unter normalen Bedingungen hätte ich mich vielleicht nicht dazu herabgelassen, näher kommenden dunklen Punkten Beachtung zu schenken, denn unter normalen Bedingungen erweisen sich solche Punkte meistens als Vögel. Aber im
Land
, in dem ich momentan wohnte, herrschten keine normalen Bedingungen. Ein am Himmel fliegender dunkler Punkt konnte sich bei näherer Betrachtung als Klavier herausstellen.
    Die Statistik erwies sich jedoch zum wer weiß wievielten Male als die Königin der Wissenschaften. Der sich nähernde Punkt war allerdings kein Vogel in des Wortes klassischer Bedeutung, aber bei weitem auch kein Klavier. Ich seufzte, denn ein Klavier wäre mir lieber gewesen. Ein Klavier, wenn es mitsamt einem Schemel und einem auf dem Schemel sitzenden Mozart am Himmel entlangfliegt, ist eine vorübergehende und das Ohr nicht strapazierende Erscheinung. Radetzky jedoch   – es war nämlich Radetzky, der da geflogen kam   – konnte eine lärmende, aufdringliche und lästige Erscheinung sein. Etwas boshaft gesagt: Das war im Grunde alles, was Radetzky konnte.
    »Ob Katzen Fledermäuse atzen?«, krächzte er, während er über meinem Kopf und meinem Ast Kreise zog. »Ob Katzen Fledermäuse atzen?«
    »Verpiss dich, Radetzky.«
    »Du bist vielleicht vulgär, Chester. Haaa-haaa!
Do cats eat bats?
Ob Katzen Fledermäuse atzen? Und ob nicht manchmal Fledermäuse Katzen atzen?«
    »Offensichtlich wünschst du mir etwas zu erzählen. Tu es und entferne dich.«
    Radetzky hakte seine kleinen Krallen in einen Zweig oberhalb meines Astes, ließ sich kopfunter herabhängen und faltete die häutigen Flügel zusammen, wodurch er das für meine Augen sympathischere Aussehen einer Maus von den Antipoden annahm.
    »Ich weiß was!«, schrie er mit dünner Stimme.
    »Die Natur ist unermesslich in ihrer Großmut.«
    »Ein Gast!«, piepste die Fledermaus und bog sich wie ein Akrobat. »Ein Gast ist

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