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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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an seinem Kampfanzug aufsprangen.
    »O   … Jesus«, sagte der Šaulis plötzlich und starb.
    »
You   … can’t beat the feeling
«, stöhnte der Freiwillige, worauf ihm Schaum von Blut und Coca-Cola auf die Brust trat.
    Und er starb auch.
    Analyse setzte sich auf den Boden des Trichters, schlang die Arme um die Knie und begann zu heulen. Und zu Recht. Jemand, verdammt, musste die beiden Krieger beweinen. Das stand ihnen zu. Wenigstens solch ein Requiem stand ihnen zu   – das Schluchzen der kleinen Analyse, ihre Tränen, die wie Erbsen über das schmutzige Gesichtchen rollten. Das stand ihnen zu.
    Truthahn und ich aber durchsuchten ihre Taschen. Das musste auch sein, das bringen sie uns im Überlebensunterricht bei.
    In Übereinstimmung mit dem, was man uns beigebracht hatte, rührten wir die Waffen nicht an   – der Šaulis hatte Handgranaten, der vom Freikorps eine Beretta und ein Kampfmesser. Truthahn nahm sich das Sprechfunkgerät und begann sofort daran zu drehen.
    Ich schaute bei dem Freiwilligen in die Taschen des Kampfanzugs und fand eine halbe Tafel Schokolade. Darauf stand: »Milka Poland, vormals E.   Wedel«. Ich wischte die Tafel ab und gab sie Analyse. Sie nahm sie, regte sich aber nicht   – sie blieb sitzen, geduckt, schniefte und starrte mit stumpfem Blick vor sich hin. Ich schaute in die Taschen des Šaulis, denn beim Anblick der Schokolade war mir ganz sonderbar im Mund und im Magen geworden. Offen gesagt, ich hätte diese halbe Tafel gern selbst verputzt. Aber so geht das ja nicht, oder? Wenn man ein Mädchen dabei hat, muss man sich in erster Linie um es kümmern, es tätscheln, beschützen, füttern. Das ist doch klar. Das ist doch so   … so   …
    Menschlich.
    Oder?
    Der Šaulis hatte keine Schokolade.
    In seiner Uniformtasche hatte er stattdessen einen doppelt gefalteten Brief. Das Kuvert war auch da, ohne Marke, aber adressiert, und zwar nach Polen, nach Kraków. An jemanden namens Maryla Wojnarowska.
    Ich warf einen kurzen Blick auf den Brief. Denn der Šaulis lebte nicht mehr, und er hatte ihn ja nicht abgeschickt. Einen kurzen Blick warf ich darauf. »Ich habe von Dir geträumt.« Das hatte der Šaulis geschrieben. »Es war ein sehr kurzer Traum. Ein Traum, in dem ich neben Dir stehe und Deine Hand berühre, und Deine Hand ist so warm, Maryla, so weich und warm, und da, in meinem Traum, habe ich gedacht, dass ich Dich liebe, Maryla, denn ich liebe Dich ja   …«
    Ich las nicht weiter. Ich hatte nicht das Bedürfnis, den Rest zu erfahren, von dem es übrigens nicht viel gab   – nur bis zum Ende der Seite, bis zur Unterschrift: »Witek.« Witek, nicht Vytautas.
    Ich legte den Brief ins Kuvert und steckte ihn ein. Ich dachte, dass ich diesen Brief vielleicht abschicken würde, ihn an Maryla Wojnarowska nach Kraków schicken würde. Ich würde eine Marke für einen Złoty spendieren und diesen Brief absenden. Wer weiß, vielleicht würde er Maryla Wojnarowska erreichen. Wer weiß. Es könnte sein. Obwohl anscheinend viele Briefe an der Grenze bei der Kontrolle der Postwaggons verlorengehen.
    Truthahn, der zwischen den Kabeln saß wie ein Kormoran im Nest, drehte an dem Sprechfunkgerät, aus dem Pfeifen, Knistern und Gesprächsfetzen drangen.
    »Lass das doch sein«, sagte ich und wurde wütend.
    »Still«, sagte Truthahn und drückte sich die Kopfhörer des Walkmans an die Ohren. »Stör nicht. Ich suche die Frequenz.«
    Ich konnte nicht an mich halten. »Und wozu, zum Teufel, suchst du die Frequenz? Du piepst, Blödian, und piepst, das wird noch jemand hören und uns hier eine Granate reinschmeißen!«
    Truthahn antwortete nicht; gebückt hantierte er immer noch mit den Kabeln des Telefonverteilers. Über dem Trichter pfiffen die Kugeln.
    Analyse weinte vor sich hin. Ich setzte mich neben sie und legte den Arm um sie. So muss es sein, nicht wahr? So eine Kleine und Wehrlose, in so einem elenden Trichter, in dem beschissenen König-Sobieski-Park, wo ringsherum ein beschissener Krieg wütete.
    »Jarek?« Analyse schniefte.
    »Was ist?«
    »Ich hab keine Schlüpfer.«
    »Was?«
    »Ich hab keine Schlüpfer. Mein Vater bringt mich um, wenn ich ohne Schlüpfer heimkomme.«
    Tja, das war nicht ausgeschlossen. Ingenieur Budischewsky war bekannt für seine eiserne Hand und eiserne Moral. Er hatte diesbezüglich einfach einen Flitz   – ich glaube, das habe ich schon erwähnt. Vor meinem geistigen Auge sah ich Analyse auf dem Untersuchungssessel bei Doktor Zdun, der die

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