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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Phalli darstellten, Anker, Galgen und Dreizacke. Ich sah dort auch eine Aufschrift, mit schwarzer Farbe angebracht: BAYERN SIND HERREN, FC KÖLN OPAS UND ŁKS ŁÓDŹ JUDEN.
    Etwas weiter unten hatte jemand mit Kreide, schräg, mit schön flüssiger, wenngleich unsteter Schrift geschrieben, ohne Großbuchstaben und ohne jede Interpunktion: »verbrennt die juden feuer bereit für jesus gott zum trotz teufel fehler im gebet sünde von zion«.
    Darunter hatte jemand mit hellblauer Sprühfarbe kommentiert: MESCHUGGENER GOI.
    Und noch weiter unten, in kyrillischer Schrift: JEBI TWOJU MAMU JEWREJ.
    Daneben war ein witziger Vierzeiler zu sehen:
     
    Bei Winterfrost
    und Sommerhitze
    man kennt die Hure
    an der Mütze
     
    Noch ein Stück weiter prangte das eilends mit einem Ziegelbrocken hingekratzte, vor Verlangen und Verzweiflung berstende Geständnis: I REALLY WANNA FUCK YOU AL… Den Rest des Namens, dem das wilde Begehren des Sprachkundigen galt, hatte die Granate aus dem RPG-9 weggerissen. Es konnte also Alice sein oder Albin. Im Grunde war mir das schnuppe. Meinetwegen mochte es auch Almansor mitsamt einer Handvoll Ritter sein.
    Unter dem angelsächsischen Geständnis sah ich ein bodenständig polnisches Ideogramm, das schematisch ein weibliches Geschlechtsorgan darstellte. Der Künstler hatte sich   – sei es, weil er sich der geringen Qualität des Bildes bewusst war, sei es, weil er an der Intelligenz des Betrachters zweifelte   – gegen eine irrige Interpretation des Werkes abgesichert, indem er es mit einer einschlägigen Beschriftung versehen hatte, ohne sich um irgendeine fremdsprachige Version zu bemühen.
    »Was machen wir?«, wiederholte Truthahn, und die Kugeln pfiffen, dass es eine Freude war; unterdessen weinte der Jemand im Häuschen immer kläglicher.
    »Wir können draufgehen«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Wir können, können, können.«
    »Also, was machen wir?«
    Ich überlegte. Einen Augenblick lang.
    »Wir gehen. Schnell, Truthahn, in kurzen Sprüngen!«
    Und wir sprangen aus dem Trichter, und wir rannten, und wir warfen uns auf den von Trümmern aufgewühlten Boden, sprangen auf und rannten weiter. Wir konnten draufgehen. Aber es musste sein. Wärt ihr, frage ich euch, im Bombentrichter sitzen geblieben, wenn ihr jemanden weinen hört? Wärt ihr nicht. Was also gibt’s da sich zu wundern?
    Wir erreichten das Häuschen und erblickten die Heulsuse.Oi, sah die übel aus! Oi, man sah sofort, dass diese Katze nicht immer Whiskas gefressen hatte.
    »Analyse!«, japste Truthahn. »Was machst du   …«
    »Bleib nicht stehen!«, schrie ich. »Nimm sie und zum Trichter! Laufschritt!«
    Es gelang. Wir gingen nicht drauf. Die über dem Park pfeifenden Kugeln hatten anscheinend anderes zu tun. Wir erreichten unseren Trichter und ließen uns an die tiefste Stelle rutschen, wobei ich mir den Ellenbogen an einem Betonbrocken aufschlug und an diesem Tag zum Rambo First Blood wurde.
    »Analyse«, keuchte ich. »Was machst du hier?
Holy shit
, Mädel! Wie kommst du hierher?«
    Analyse setzte sich hin, zog den Kopf zwischen die aufgeschürften Knie, zog sich die Reste des Rockes ums Hinterteil und heulte
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los.
    Truthahn spuckte auf den Boden und setzte sich auf den erbeuteten Klodeckel. Ich spuckte auch, aber auf ein Stück Zeitung, das ich am Grunde des Trichters gefunden hatte. Auf einer Seite des Papiers stand gedruckt: TERHIN STREIK BEI FA, und auf der anderen: ÖNN DIR EIN BISSCHEN LU.   Ich gönnte mir also ein bisschen Luxus und klebte das bespuckte Papier auf den blutenden Ellenbogen   – LU nach unten, FA nach oben. Analyse heulte weiter.
    »Na, Ania«, sagte ich. »Hör auf. Ist schon gut. Hab keine Angst, wir lassen dich nicht allein. Wenn dieser Scheiß vorbei ist, bringen wir dich nach Hause.«
    Analyse begann noch lauter zu plärren. Ich nickte betrübt.
    Analyse war wie wir alle ein typisches Kind unserer Zeit. Ihre Mama, die ich nicht gekannt habe, stammte aus Płock, von wo sie über die grüne Grenze in die Bundesrepublik geflohen war. Sie war damals ungewollt in denersten Monaten mit Analyse schwanger und hätte im Leben keinen Pass und keine Bescheinigung von der Kurie bekommen. Sie landete in Schneidemühl, vormals Piła. Während sie hier fieberhaft nach einem Abtreibungsarzt suchte, schloss sie Bekanntschaft mit einem deutschen Ingenieur; die beiden verliebten sich ruck, zuck ineinander, heirateten und beschlossen, das Töchterchen doch zu kriegen. Der

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