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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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jemand von oben her, aus der Tiefe des Parks.
»Beeilung, Beeilung! Zurück!«
    »
Lietuuuva

    Na klar, dachte ich. Zeligauskas geht zum Gegenangriffüber. Auch genau auf unseren Trichter zu, der Motherfucker.
    In der Nähe des Trichters begannen die Kalaschnikows zu rattern, anders als die M-16 des Freikorps, dumpfer, lauter, und darüber legten sich sogleich das Krachen von Artilleriegeschossen und die ohrenbetäubenden Explosionen der Werfergranaten.
    »O Jesuuuuus!«, erklang ein irrsinniges Geheul unmittelbar am Rande des Trichters.
    Analyse, die gleich neben mir lag, zitterte zusammengekrümmt; sie zuckte so entsetzlich, dass ich sie mit Macht zu Boden drücken musste, sonst hätten diese Zuckungen sie womöglich nach oben kommen lassen.
    »O Je…suuus!«, wiederholte jemand ganz in der Nähe, stürzte schwer auf den Rand des Trichters und geradewegs auf uns herab. Analyse schrie auf. Ich schrie nicht, weil mir vor Angst die Stimme versagte.
    Es war ein Šaulis, ohne Mütze, seine strohblonden Haare waren blutverklebt. Das Blut stand ihm auch in der linken Augenhöhle und floss über den ganzen Hals. Das sah aus, als trage er unter der Uniform ein karminrotes T-Shirt . Er lag am Grunde des Trichters, krumm, wühlte mit kurzen Tritten der Stiefel den Kies auf, dann drehte er sich auf die Seite und begann zu heulen, zu stöhnen, und er öffnete das Auge. Und schaute mich an. Und brüllte los, bis ihm das Blut die Stimme nahm. Als er die Lider zusammenpresste, bebte sein ganzes Gesicht.
    Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe. Ich bin nicht schön. Tschernobyl, ihr versteht. Genetische Veränderungen.
    Ich kann da nichts machen. Nichts.
    Genetische Veränderungen.
    Der Šaulis machte sein Auge auf und schaute mich zum zweiten Mal an. Ruhiger. Ich lächelte. Unter Tränen. DerŠaulis lächelte auch. Ich wollte glauben, dass es ein Lächeln sei. Ich glaubte es aber nicht.
    »Ich will   … trinken   …«, sagte er deutlich. Auf Polnisch.
    Ich blickte verzweifelt Truthahn an und der ebenso verzweifelt mich. Beide schauten wir absolut verzweifelt auf Analyse. Analyse zuckte ratlos mit den mageren Schultern, und ihr Kinn zitterte hässlich.
    Nahe an unserem Trichter explodierte krachend eine Handgranate und schleuderte Erde auf uns. Wir hörten einen durchdringenden Schrei, dann einen scharfen Feuerstoß aus einer Ingram. Ingram-MPis haben eine hohe Feuergeschwindigkeit, und es klang, als ob jemand mit Macht ein gigantisches Laken zerriss. Dicht über uns begann etwas zu wirbeln, brüllte
»Scheiße!«
und stürzte zu uns herab.
    Abermals pressten wir uns an den Boden.
    Was da zu uns herabstürzte, war ein Freiwilliger vom Freikorps in geflecktem Kampfanzug, der malerisch aussieht, aber bei Kämpfen in der Stadt völlig sinnlos ist. Die ganze Vorderseite des Anzugs, von dem am Hals hängenden Sprechfunkgerät bis zu dem mit Futteralen dekorierten Gürtel, war vom Blut dunkelrot. Der Freiwillige fiel sich überschlagend auf den Grund des Trichters, spannte sich irgendwie seltsam und stieß Luft aus, wobei der größte Teil der Luft Blasen schlagend durch die Löcher in seiner Brust kam.
    »Trinken«, wiederholte der Šaulis. »O Jesus   … Trinken   … Wasseeer!«
    »Wasser«,
blubberte der Freiwillige auf Deutsch, sehr undeutlich, denn er hatte den Mund voll Blut und Erde.
»Wasser   … Bitte   … Hil…fe, bitte   … Hilfeee!«
    Analyse bemerkte als Erste die charakteristische Form, die den Brotbeutel des Freiwilligen ausbeulte. Sie langte hin, riss die Klettverschlüsse auf und holte eine FlascheCoca-Cola heraus. Truthahn nahm sie und riss die Kappe geschickt an einem aus der Erde ragenden Stück Bewehrungsstahl ab.
    »Was denkst du, Jarek? Können wir ihnen was geben?«
    »Können wir nicht«, sagte ich, doch mit meiner Stimme ging etwas Seltsames vor. »Aber wir müssen. Wir müssen, verdammt.«
    Erst gaben wir dem Šaulis   – irgendeine Reihenfolge musste ja sein, und er war als Erster in unseren Trichter gefallen. Dann ließen wir den Freiwilligen vom Freikorps trinken, nachdem wir ihm den Mund mit einem Taschentuch abgewischt hatten. Zum Schluss wischten wir das Blut vom Flaschenhals und tranken in kleinen Schlucken aus   – Analyse, Truthahn und ich.
    Ringsum wurde es einen Moment lang fast still, einzelne Schüsse knallten, und vom Stadion her hämmerte gleichmäßig ein M-60.   Der Freiwillige vom Freikorps straffte sich plötzlich   – so heftig, dass die Velcro-Verschlüsse

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