Europa-Handbuch - Europa-Handbuch
verzeichnet werden.
Trotz einer allmählichen De-Industrialisierung bleibt der Industriesektor in Slowenien in seiner Bedeutung wesentlich höher als im EU-Durchschnitt. Innerhalb des Sektors weist das produzierende Gewerbe den schnellsten Verfall auf: Der Produktionssektor ist von größter Bedeutung für den Export; in der Konsequenz ist seine Restrukturierung für Sloweniens internationale Wettbewerbsfähigkeit essentiell. Zwischen 1991 und 2001 gelang dem Sektor dann auch ein durchaus positiver Restrukturierungsprozess: Die Bedeutung von überdurchschnittlich Kapitalintensiven, innovativen und exportorientierten Wirtschaftsaktivitäten (Chemieproduktion, Metalle, Motorbau, elektrische und optische Ausrüstung) nahm zu, während die der traditionellen Arbeitsintensiven Aktivitäten (Textilindustrie und Schuhproduktion) abnahm. Mit diesen Veränderungen konnte Slowenien die Diskrepanzen zwischen seiner eigenen industriellen Struktur und dem Produktionssektor in EU-Staaten mit ähnlichen industriellen Strukturen (z.B. Österreich, Italien, Belgien und Dänemark) verringern. Doch dieser Strukturwandel verlangsamte sich in den 1990er Jahren kontinuierlich.
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre war die Intensität des Strukturwandels in Sloweniens Produktionssektor höher als in den EU-Staaten, mit Ausnahme Finnlands und Dänemarks, aber geringer als in vergleichbaren Transformationsländern (wie z.B. Ungarn, Estland oder der Tschechischen Republik). 3
Aufgrund der Tatsache, dass Sloweniens verarbeitende Industrien etwa 80 Prozent der Exporte des Landes ausmachen, ist es angebracht, den Strukturwandel dieses Sektors genauer zu analysieren. Während des gesamten Transformationsprozesses haben arbeitsintensive Branchen (die Textil-und Lederbranche oder die Metallproduktion) wichtige Anteile am BIP und an der Beschäftigung verloren. Diese rückläufigen Branchen – mit negativen Wachstumsraten von – 6,0 bis – 4,4 Prozent pro Jahr – waren die Hauptverlierer der Transformationsperiode zwischen 1991 und 2002. Etwa 20 000 Arbeitsplätze gingen in diesen Zweigen verloren, was zu einer Arbeitslosenrate von 11,6 Prozent im Jahr 2003 beitrug. 4 Die wichtigsten Beschäftigungsfelder 2002 waren in folgenden Bereichen zu finden: Metall und Metallverarbeitung; elektrische und optische Geräte sowie Textilien. Letztere unterliegt – trotz des Verlustes von mehr als 10 000 Arbeitsplätzen in den vergangenen zehn Jahren – noch immer tief greifenden strukturellen Veränderungen. Nach dem erfolgten EU-Beitritt kann nun ein starker Wettbewerbsdruck auf die Nahrungsmittelverarbeitende Industrie erwartet werden.
Trotz des gestiegenen Wettbewerbes weist die slowenische Produktion noch immer eine breite nicht-spezialisierte und diversifizierte Branchenstruktur auf. Verglichen mit anderen EU-Staaten zeigt der Index für Sloweniens Produktion sehr geringe Konzentrationsraten bezüglich der Beschäftigung, des Gesamteinkommens und der Dienstleitungen auf. 5 Auch der High-Tech-Anteil am gesamten Output der verarbeitenden Industrien ist sehr niedrig, die Hauptausnahmen sind Pharmaprodukte und elektronische Komponenten. Die Mehrheit der Produktionsbranchen liegen um das 2-fache bis 2,5-fache hinter der EU-15 zurück – trotz einer um 2,3 Prozent jährlich gestiegenen Produktivität während des Transformationsprozesses.
4. Ausblick nach dem erfolgten EU-Beitritt
Die künftigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen Sloweniens sind eng mit seinem EU-Beitritt und den Beziehungen zu seinen wichtigsten Wirtschaftspartnern (Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich)
verbunden. Alle anderen politischen und wirtschaftlichen Strategien (autarke Entwicklungen ohne die Einbindung in die NATO, das Schweizer Nicht-Integrationsmodell, eine sofortige Öffnung und Globalisierung der Wirtschaft) würden mehr Kosten als Nutzen mit sich bringen.
Der EU-Beitritt Sloweniens – zusammen mit weiteren neun mittel- und osteuropäischen Staaten – am 1. Mai 2004 hat eine neue politische und sozioökonomische Umgebung sowie veränderte Lebensbedingungen mit sich gebracht. Dabei ist es offensichtlich, dass im komplexen Integrationsprozess Sloweniens wirtschaftliche »Karten« größer sind als das politisches Gewicht des Landes, besonders im Vergleich zu anderen zentraleuropäischen Beitrittsstaaten (Ungarn, Tschechische und Slowakische Republik, Polen). Die Gründe dafür sind erstens: Die kleine Marktwirtschaft Sloweniens wird integraler
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