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Europa-Handbuch - Europa-Handbuch

Europa-Handbuch - Europa-Handbuch

Titel: Europa-Handbuch - Europa-Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Weidenfeld
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Methoden, den Weg der Privatisierung zu beschreiten, kombiniert. Ausgeklammert wurden die Privatisierung des Banken- und Versicherungswesens und der öffentliche Dienst.
    Die Eigentumsverhältnisse in Slowenien haben sich allmählich gewandelt. In den ersten drei Jahren nach der Unabhängigkeitserklärung stiegen die unternehmerischen Tätigkeiten sprunghaft an. Von Ende des Jahres 1991 bis Ende 1994 hat sich die Anzahl der Unternehmen mehr als verdoppelt. Die Anzahl der Firmen pro 1000 Einwohner nähert sich dem EU-Durchschnitt. Dennoch sind die neu gegründeten Unternehmen in privater Hand eher klein, und der Beschäftigungsanteil in kleinen und mittleren Unternehmen liegt immer noch stark unter dem EU-Durchschnitt.
    Der Sektor der Privatwirtschaft ist noch relativ gering, hier werden 65 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaftet und etwa 60 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigt. Unter den führenden mittel-und osteuropäischen Staaten nimmt Slowenien mit diesen Zahlen einen der letzten Plätze ein. Um die bestehenden Verhältnisse zu Gunsten des Privateigentums zu ändern, ist es neben dem Vorantreiben der Privatisierung, besonders im Infrastrukturbereich (einschließlich des Versorgungs-und Bankenwesens) erforderlich, den Arbeitsmarkt zu deregulieren. Gleichzeitig besteht darüber hinaus die Notwendigkeit, das Unternehmertum anzuspornen und Anreize für Unternehmensgründungen und ausländische Investoren zu schaffen.
2.3. Wirtschaftliche Entwicklungslinien und Herausforderungen
    Die Wirtschaft Sloweniens hat ähnliche Wachstumsprozesse, Beschäftigungszahlen und strukturelle Veränderungen aufzuweisen wie andere Transformationsländer auch. Zwischen 1990 und 1992 waren die direkten Auswirkungen der »transformationsbedingten Rezession« und der Auflösung Jugoslawiens klar in einem negativen BIP-Wachstum (-4,7 Prozent 1990; -7,8 Prozent 1991 und -5,1 Prozent 1992) wie auch in einem negativen
Beschäftigungswachstum abzulesen. Nach dieser scharfen Rezession waren slowenische Unternehmen gezwungen, neue Märkte für ihre Produkte und Dienstleistungen zu finden, vor allem in Westeuropa. Die wirtschaftliche Erholung folgte relativ schnell: Nach 1992 konnte Slowenien eine außerordentlich stabile wirtschaftliche Performance aufweisen, mit BIP-Wachstumsraten zwischen 3,7 Prozent und 5,2 Prozent. Anders als in anderen Transformationsländern, wie beispielsweise der Tschechischen Republik, der Slowakischen Republik, Ungarn oder Polen, wurde dieses kontinuierliche Wachstum nicht durch schwere Finanzkrisen gehemmt. Dennoch bleibt die Frage, ob das Wachstum nachhaltig und groß genug ist, um ohne tief greifende Strukturreformen insbesondere des öffentlichen Sektors (Bildung, Gesundheit, Wissenschaft und öffentliche Verwaltung) auszukommen. Die Beschäftigungszahlen verlaufen parallel zu den wirtschaftlichen Aktivitäten und stimmen mit den Produktivitätstrends überein (siehe Abb.).
    Abb. : BIP, Beschäftigungs- und Arbeitslosenraten in Slowenien (1990-2002)

    Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien, Ljubljana 2002.
    Die höchste BIP-Wachstumsrate war im Jahr 1999 zu verzeichnen. Seit dieser Zeit sind die jährlichen Wachstumsraten beständig zurückgegangen, was auf externe (globale Rezession; niedrigere Wachstumsraten der Haupthandelspartner) und interne Faktoren (unvollendete Strukturreformen; Festigung der betrieblichen Eigentumsverhältnisse, hoher öffentlicher Konsum) zurückzuführen ist. Schätzungen zufolge war das BIP-Wachstum 2003 mit
2,6 Prozent am niedrigsten und sollte 2004 auf 3,6 Prozent und 2005 auf 3,7 Prozent ansteigen. 2 Inzwischen hat die slowenische Wirtschaft etwa 70 Prozent des BIP-Durchschnittes der EU erreicht. Wenn Slowenien also künftig ein um zwei Prozentpunkte höheres Wachstum verzeichnen könnte als die alten EU-Mitgliedstaaten, würde es 24 Jahre brauchen, um den BIP-Durchschnitt der EU-15 zu erreichen.
    Seit 1999 sind auch die Arbeitslosenzahlen rückläufig, so dass die Rate 2003 noch bei 13,6 Prozent lag, was 99 000 Personen entspricht, und nach Angaben der Gewerkschaften sogar nur noch bei 5,8 Prozent. Von diesen Arbeitslosen waren 44 Prozent ohne Berufsausbildung, 21 Prozent über 50 Jahre und 26 Prozent 26 Jahre oder jünger. Die nationale Beschäftigungspolitik sieht deshalb eine Verbesserung des Ausbildungsstandes der arbeitsfähigen Bevölkerung, darüber hinaus die Verminderung von strukturellen Ungleichgewichten auf dem Arbeitsmarkt sowie die

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