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obgleich er Führer und Reichskanzler ist, Gründer und Führer der nat.-soz. Bewegung, besteht er darauf, dass nachundder Vorhang fällt. Im Vergleich dazu endetnicht mit(einem Siegesgarten, wenn ich mich recht erinnere); oh nein,fällt in den Angriff ein, der miterfolgreich seinen Abschluss findet. Und das ist noch gar nichts!erstreckt sich bis ganz hin zu – eine Bildstrecke, fast so gewaltig wie das Unternehmen Barbarossa!
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In Band 8, im Eintrag über den Nationalsozialismus, taucht er dann wieder auf, ganzseitig und und in Farbe, Glanzdruck, mit starrem Blick.
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Als Parzival den Roten Ritter erschlug, schrieb man das Jahr 1934, ein gutes Jahr für den »Todes«-Zyklus der Käthe Kollwitz. Meine Bewunderung gehört besonders dem Blatt 1, »Frau vertraut sich dem Tod an«: Eine Frau, die an die Künstlerin erinnert, hält ihr Kind an den Rock geschmiegt und streckt die Hand flehend dem Knochenmann entgegen. Aber der Tod hat seine Befehle.
Auf Blatt 4, »Tod packt eine Frau«, einer ihrer kraftvollsten Kompositionen, scheint das Skelett eine Frau von hinten zu umfassen und sie in den Nacken zu beißen, während sie sich schreiend zu ihm umwendet und das kleine Kind vor ihm zu schützen versucht. Auch »Tod hält Mädchen im Schoß« sollten wir nicht vergessen (Werkverzeichnis Nr. 265): Das Kind, die Lippen zurückgezogen, als würde es schluchzen, sitzt auf dem Schoß eines mütterlichen Todes, dessen Gesicht schwarz ist wie das einer verschleierten Muslima; ihr Gesicht hat sie an den dunklen Kopf des Todes gebettet. Oh, und »Tod greift in Kinderschar«, ha ha! Der Knochenengel mit schwarzen Flügeln wie ein Fallschirmspringer und Fleischfetzen am Skelett fährt auf baffe Kinder mit großen Augen hernieder, um sie sich zu greifen, gerade so wie Skorzeny sich 1943 Mussolini greifen wird. Dann werden wir alle Figuren aus Parzivals Märchen sein. [ 14 ] Wir hätten den Weltkrieg gewinnen können! Wissen Sie nicht mehr, welche Breschen unsere Dreihundertfünfer in Verdun in die französischen Batterien schlugen? Leider haben die Juden uns geschwächt. Das wird nicht wieder vorkommen. Auf jedem abgeschrägten, vogelgeschmückten Eisernen Kreuz, das wir tragen, wird der weiße Vogel die weißen Knochen eines Hakenkreuzes in den Krallen halten. Hart und wesentlich wie ein Skelett werden wir sein. Und das des Parzival wird das Wesentlichste von allen sein; sein Skelett ist unverwundbar, wächst ohne Unterlass; seine Herzkolben schlagen hinter dem Stahlgerippe einer Brücke.
Aber noch schreiben wir das Jahr 1934, und eine Frau schließt den Tod in die Arme, erschaut wie eine Liebende sein dunkles Gesicht und zieht seinen Kopf an sich. Der Titel: »Tod wird als Freund erkannt«.
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Als Parzival den Roten Ritter erschlug, tat er es für die weißarmige Lina und für Freya und Elena, natürlich auch für die weißarmige Lisca Malbran.
In den alten Zeiten wurden Kriege von Helden ausgefochten, die einander bewunderten und sich vom Schicksal oder der Blutrache gezwungen sahen, einander ein Leid zu tun. In unseren Tagen kämpften wir für hassenswerte Ungeheuer gegen andere Ungeheuer, ebenso hassenswert. Wenn man es praktisch betrachtet, kann man da nicht sagen, dass alles beim Alten geblieben ist?
Parzival hat den Roten Ritter für uns erschlagen. In unserem Namen werden blutbefleckte Panzerketten das Korn niederwalzen. Tod wird als Freund erkannt.
Weicht den Garben nicht aus! Mahlt mehr Gold für ihn aus! Er weiß, wie er es rot färben kann.
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Was geschah noch, als Parzival den Roten Ritter erschlug? Jenseits des dunklen Mirkwaldes, wo menschenfressende Riesinnen auf Wölfen reiten, mit Schlangen als Zaumzeug, am Solfiöll und Snäfiöll vorüber, fiel in Sowjetrussland ein anderer Roter Ritter (ich meine Kirow) Russlands Parzival zum Opfer, der zum Begräbnis kam, Rache forderte und seinen Großen Terror losbrechen ließ.
Das war ein Jahr, nachdem Erich von Manstein zum Oberst befördert worden war, und ein Jahr, bevor man Friedrich Paulus zum Oberst befördern würde. Gefangene schmiedeten uns Ringe aus Rotgold. Deutsche Schuljungen lernten ein neues Fach: Ritterschaft. In jenem Jahr wurde Schostakowitschs Zukünftige geboren, Irina. Unser Komponist war mit Nina Warsar verheiratet und lag in Elena Konstantinowskajas Armen, als Irina auf die Welt kam. Elena war es, für die er das roman
tische Opus 40 komponierte. Elenas zukünftiger Gatte, der gute, treue Roman Karmen, drehte derweil den Film
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