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sich anstrengte, organisierten sie Ferien für einen. Sie haben Reisen nach Russland organisiert … Viele Leute hatten mehr als andere, besonders wenn sie in der SED waren, in der Partei. Jeder hatte Arbeit. Jeder hatte eine Wohnung. Aber das war Planwirtschaft … Meine Eltern, die haben mir erzählt, dass sie die Ausreise in den Westen beantragt hatten, nicht weitererzählen!, haben sie gesagt, aber ich habe es meiner besten Freundin erzählt, und ihr Opa war bei der Stasi. Da gab es so Gerüchte, und später stellte sich heraus, dass sie stimmten. Ich bin nie wieder richtig dorthin zurückgegangen, wo ich früher gelebt habe. Ich mag den Mann nicht, genau wie andere Leute, die eng mit dem System zu tun hatten … Die meisten Menschen wollten die Wiedervereinigung.« Der Name Hilde Benjamin sagte Juliane auf Anhieb nichts. Zur Zerstörung Dresdens sagte sie: »Über den Bombenangriff hinaus kenne ich mich mit den historischen Details wirklich nicht so gut aus, aber da war ein Regime an der Macht, das gestoppt werden musste.«
Das werden wir nie wieder erwähnen
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Motto – »Überall aber, wo man sich zur Nachtzeit dem Thorastudium ergibt …« – Der Sohar. Das heilige Buch der Kabbala , nach dem Urtext ausgew., übertr. und hrsg. von Ernst Müller; Diederichs München 1997; S. 53.
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»Meine liebe Dame, danke für Ihre, Ihre, Sie wissen schon, aber ich, ich, nun, ich habe ein einfaches kleines Thema genommen und ganz einfach, einfach mein Bestes getan, es zu entwickeln!« – Stark übertrieben nach Wilson, S. 325 (Aussage von Evgeny Chukovsky: Schostakowitsch über das Cellokonzert Nr. 1).
Warum wir über Freya nicht mehr reden
In einigen Geschichten, besonders in dieser und in »Opus 110«, basieren Beschreibungen Dresdens vor der Zerstörung auf Text und Abbildungen (die mit so hilfreichen Hinweisen versehen sind wie »Zerstört, später abgebrochen«) aus Fritz Löffler: Das alte Dresden. Geschichte seiner Bauten ; E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1999, Nachdruck der Erstauflage von 1995. Einige Details über Dresden in den Sechzigerjahren aus Jean Edward Smith: Germany Beyond the Wall. People, Politics … and Prosperity ; Little, Brown & Co., Boston 1979, bearbeitete Neufassung der Erstauflage von 1967. Der Verfasser des vorliegenden Buchs hat Dresden im Jahr 1967 besucht.
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Motto: »Es hat etwas Furchterregendes …« – Nathaniel Hawthorne: »Monsieur du Miroir«, in: Tales and Sketches, New York 1982, S. 402.
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Lesbenlokale und -typen im Berlin der Weimarer Republik – Mel Gordon: Voluptous Panic. The Erotic World of Weimar Berlin ; Feral House, Los Angeles 2000; dt.: Sündiges Berlin ; Index/Promedia, Zeitlingen 2011.
3
Aufnahmen des zerstörten Dresden samt Leichen – Richard Peter: Dresden. Eine Kamera klagt an ; Fliegenkopf Verlag, Halle/Saale 1995 (Ersterscheinungsjahr: 1949).
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Die Russen »sonderten sich ab« – im weiter oben zitierten Interview (zu »Die Rote Guillotine«) hatte Juliane Reitzig über die sowjetischen Truppen das Folgende zu sagen: »Ich glaube, die Menschen hatten Angst vor den russischen Soldaten, aber gleichzeitig musste man sie mögen. Sie sonderten sich ab; sie waren auf ihrem Luftwaffenstützpunkt; sie hatten einen Ort für sich. Man sah sie kaum auf der Straße; vor ihren Orten standen Wachen.«
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Aufnahmen von Dresden in den ersten Jahren nach dem Bombenangriff – Christian Borchert: Zeitreise: Dresden 1954-1995 ; Verlag der Kunst, Dresden 1996. Die Aufnahme des Schaufensters von » HO netta Damenmoden« stammt aus dem Jahr 1956, nicht 1960, dem Jahr von Lindas Besuch; da sah es vielleicht schon nicht mehr so leer aus.
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Informationen über die weit verbreiteten und fortgesetzten Vergewaltigungen deutscher Frauen durch russische Soldaten in Dresden und anderen Teilen Ostdeutschlands – Fritz Löwenthal: News from Soviet Germany , übers. v. Edward Fitzgerald; Victor Gollancz Ltd., London 1950. Bruce (S. 47) erzählt eine hässliche Geschichte von syphiliskranken Rotarmisten, denen das Krankenhaus einen freien Abend gibt, worauf sie in Brandenburg ostdeutsche Frauen vergewaltigen. Die Vergewaltigungen waren ein Grund für viele Mitglieder der SED , sich gegen die Vorherrschaft der Rus
sen zu stellen. Die Geschichte vom stellvertretenden Landrat Beda stammt ebenfalls aus dieser Quelle.
Operation Wölund
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Motto: »Offen war die üble, da sie hineinsahen.« – Die Edda , die ältere und
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