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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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die ausufernde Größe. Etwas in mir öffnete sich, ich vergaß den furchtbaren Morgen und die letzten Wochen und ließ mich durch die Stadt treiben – mit einem der Touri-Busse vorbei am Tower, an Piccadilly Circus, der London Bridge, Big Ben und dem Themseufer. Das volle Programm eben. Schließlich landete ich auf der Oxford Street und in einem der wunderbaren kleinen Shops, in denen man Doc Martens und Chucks in allen Variationen kaufen konnte. Ich entschied mich für ein paar Converse mit Union Jack-Muster, als Erinnerung an diesen verrückten Trip. Den nie enden wollenden Menschenströmen in der Victoria Station hinterher blickend wünschte ich mir, dass dieser Tag nie zu Ende gehen würde. Mit einem kleinen Seufzer nahm ich den letzten Schluck aus meinem Teebecher und machte mich auf den Weg zum U-Bahn-Eingang.
     

    Was Dom wohl gerade machte? Verdammt, warum interessierte mich das denn jetzt, bitte!? Meine Hand glitt instinktiv in meine Hosentasche und ich befühlte den Zettel, der da seit dem Mittag steckte. Ich zog mein Handy aus der anderen Tasche und drückte auf den Schnellwahlknopf. Rosa. Ich ließ durchklingeln, aber sie nahm nicht ab. Mist. Ich drehte das Handy in meiner Hand, einmal, zweimal, sah auf den Zettel und wählte.
     

    Ich hörte ein Rascheln und dann eine verschlafene Stimme.
    „ Hallo?“
    Oh fuck, ich hatte ihn geweckt. Mein erster Impuls tendierte stark dazu, das Handy vor die gerade einfahrende Bahn zu werfen. Mein zweiter ließ mich die Peinlichkeit dieser Situation mit der einzig möglichen Reaktion begegnen.
    „ Du hast da vorhin was bei mir vergessen, Engländer. So ein Stückchen Papier.“
    Stille.
    „ Eve?“
    Er war offensichtlich so was wie wach.
    „ Das ist mein Name, ja.“
    „ Wo bist du?“
    „ Stell dir vor, ich bin in London!“
    „ Mach' Sachen!“ lachte er, deutlich lebhafter.
    „ Wie war dein Tag, was hast du gemacht?“
    Dafür, dass ich ihn heute gut sechshundert Euro gekostet hatte, war er aber verdammt nett. Vermutlich wollte er auch nur wissen, ob seine Investition auch gut angelegt gewesen war. Ich erzählte ihm von meinem wunderbaren Nachmittag und merkte, wie ich anfing zu strahlen.
    „ Ich wünschte, der Tag würde nie zu Ende gehen, weißt du. Er war großartig! Er hat mir quasi das Leben gerettet.“
    Wieder Stille. In mir machte sich eine merkwürdige Unruhe breit.
    „ Dann bleib doch einfach noch.“
    Ich dachte, ich hätte mich verhört und das einzig sinnvolle, das mit einfiel war dann auch ein undefinierbares „Wä?!“ in den Hörer zu schreien.
    „ Ich ruf bei British Airways für dich an und buche dich auf morgen Abend um. Hast ja eh den Normalpreis bezahlt – ach nein, das war ja ICH.“
    Ich gluckste, wurde aber gleich wieder ernst.
    „ Dom, so gern ich wollte, ich hab ja noch nicht mal 'ne Zahnbürste dabei. Geschweige denn Geld für ein Hostel.“
    London war ja nicht gerade billig und meine Reisekasse mit ein paar kleinen Mitbringseln und den Chucks schon mehr als leer.
    „ Du kannst gerne bei mir pennen, wenn du willst. Und meine Zahnbürste darfst du auch benutzen.“
    Ich dachte schon wieder, ich hätte mich verhört. Der war doch völlig durchgeknallt, der Typ! Meine Vernunft rief mir übelste Schimpfwörter zu, während ich wie von einem anderen Stern langsam und gedehnt in den Hörer wisperte.
    „ Jaaa, klaaaar.“
     

    Mein Gehirn schien definitiv am heutigen Tage einen schweren Schaden davongetragen zu haben und ich versuchte zwanghaft zu rekonstruieren, wann das genau gewesen sein könnte. Doch Dom ließ mir überhaupt nicht die Möglichkeit, die Recherche in meinem eigenen Ich abzuschließen.
    „ Ja cool, dann bleib wo du bist, ich hol dich gleich vor dem Accessorize-Laden ab.“
    Klick. Man man man, Eve! Hirn an, Hirn an! Wie viel Abenteuer denn bitte noch heute? Ich versuchte mir einzureden, dass es mir nur um London ging, aber insgeheim war mir klar, dass da noch mehr war. England war eine Sache, der Engländer eine andere. Ich gab ihm 30 Minuten, dann konnte ich immer noch die Tube nehmen und meinen Flieger zurück nach Frankfurt.
     

    Ich probierte gerade einen rot-schwarzen, mit Federn und Pailletten besetzten Mini-Hut auf, als Dom durch die Tür kam. Er blickte kurz zu Boden, als müsste er sich sammeln, sah mich dann an und grinste.
    „ Schönen Hut hast du da.“
    „ Ja, ein kleines Gastgeschenk für dich, weißt du.“
    Er nahm mir den Hut vom Kopf und setzte ihn sich ohne Umschweife auf seine

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