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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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aber irgendwie kämpften wir beiden mit der Unwirklichkeit dieser Situation. Ich parkte den Wagen vor dem Haus und bemerkte, wie sie ungläubig aufschaute.
    „ Hier?!“
    „ Ähm, ja“, stammelte ich. Sie schien leicht geschockt.
    „ Reiche Eltern, was?“ entfuhr es ihr. „Oh Gott, sorry, nein“, entschuldigte sie sich und mutierte kurzzeitig wieder zum Fliegenpilz-Mädchen. „Das habe ich nicht so gemeint.“
    Ich lachte. „Macht nix, hast ja recht!“ Ich konnte ihr ja immer noch später stecken, dass das alles nur das Resultat meiner eigenen großartigen Fähigkeiten als Schlagzeuger war. Ha! Vorerst wollte ich Eve aber lieber behutsam an die Wahrheit heranführen und ihr nur Stückchen für Stückchen meine wahre Identität preisgeben.
     

    Sie war auch so schon einigermaßen beeindruckt, versuchte aber natürlich, sich das nicht anmerken zu lassen. In meinem Wohnzimmer angekommen, musterte sie als erstes mein CD-Regal. Puh, da hatte ich ja noch mal Glück gehabt, dass ich vorhin spontan noch die Säuberungsaktion eingelegt hatte. Eve nahm behutsam eine Platte aus dem Regal und schaute sie sich eingehend an. Air, „Moon Safari“.
    „ Soll ich sie reinmachen?“, fragte ich sie.
    „ Gerne.“
    In ihren Augen sah ich wieder diese Mischung aus Begeisterung und Abwesenheit, die mich schon vorhin im Flugzeug irritiert hatte.
    „ Es erinnert mich an so viel“, erklärte sie mir. Ich verstand.
    Ich überließ ihr mein Bett und machte es mir selbst auf der Couch bequem, nachdem ich ihr die extra noch im Laden um die Ecke organisierte Zahnbürste entgegengestreckt hatte. „Schade, ich hatte mich schon so auf deine gefreut“, grinste sie mich an. Ich grinste zurück und drückte das fremde Mädchen ganz kurz, aber fest an mich. George wäre bestimmt stolz auf mich, hätte er mich jetzt gesehen. Als ich endlich einschlief, erklang gerade zum zweiten Mal „All I Need“.

Kapitel 5
     

    Eve
     

    Ich spürte die ersten warmen Sonnenstrahlen des Tages auf meinem Gesicht und blinzelte vorsichtig mit den Augen. Merkwürdig, irgendwie sah das hier aus wie das Zimmer aus meinem Traum. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass das kein Traum gewesen war. Das hier war London, und ich lag im – zugegebenermaßen sehr bequemen – Bett eines Engländers, den ich gestern erst am Frankfurter Flughafen aufgegabelt hatte. Oder er mich. Ganz wie man das sehen wollte. Ich schlug mir reflexartig die Hände vors Gesicht, merkte aber, wie sich ein Lächeln seinen Weg auf selbiges bahnte. London also. Ich hätte es durchaus schlechter treffen können.
     

    Ich sah mich um. Dom hatte offensichtlich einen ganz guten Geschmack, das Zimmer war hell und mit schlichten weißen Möbeln eingerichtet. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein sehr bequem aussehender blauer Sessel mit einer Menge Kissen und Decken darauf. Er wurde offensichtlich häufig benutzt, denn um ihn herum lagen auf dem Boden verstreut ein Berg von Magazinen, Zeitungen und Büchern sowie ein rot-blau-weiß-beflaggter iPod mit fetten Kopfhörern. Ich tapste zum Sessel, ließ mich hineinfallen und hob ein Buch vom Boden auf. „Confessions of an Economic Hitman“. Der Buchrücken hatte schon ziemlich gelitten und war vom Umbiegen und Blättern ganz verbogen. Ich öffnete den Umschlag und las die Widmung. „Damit du’s auch verstehst. James.“ Nette Freunde hatte er da! Im Buch waren einzelne Seiten durch Post-Its gekennzeichnet und mit Notizen vollgekritzelt, die der Sauklaue nach zu urteilen eindeutig nicht von Dom stammen konnten.
     

    Vor der Tür hörte ich es poltern und jemand fluchte unüberhörbar, bevor es leise klopfte.
    „ Komm ruhig rein, ich bin schon wach“, antwortete ich darauf.
    Dom kam mit einem Tablett mit Tee und Kaffee herein und lächelte, als er mich im Sessel sitzen sah.
    „ Guten Morgen, Fremde“, grinste er. „Gut geschlafen?“
    Er stellte das Tablett neben mir ab.
    „ Oh ja“, strahlte ich.
    „ Ich wusste nicht, was du magst, also hab ich mal beides mitgebracht.“
    „ Danke, ich nehm’ den Tee.“
    Er setzte sich auf den Hocker mir gegenüber und schaute auf das Buch in meiner Hand. Ich bildete mir ein, einen Anflug von Röte in seinem Gesicht zu entdecken.
    „ Da wollte dir wohl jemand mal die Welt erklären, was?“
    „ Allerdings. Sagen wir mal so: Ich bin kurz davor anzufangen, es zu lesen“, grinste er.
    Ich schnappte mir meinen Tee und schaute durch die Balkontür auf den kleinen Garten, der hinter dem

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