Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
potenzielle Käuferinnen eines US-Cars ausgeben möchte, ist es besser, ihren alten, wenn auch flotten Renault im Abseits stehen zu lassen. Anstelle ihrer üblichen Jeans trägt Vesna ein gelbes, eng geschnittenes Kostüm. Bei ihr sieht es zwar ungewohnt, aber gut aus. Ich würde in so etwas wirken wie ein verkleidetes Michelinweibchen.
    „Welches Auto hättest du denn gerne?“, sage ich zur Begrüßung.
    „Mir schwebt neues Modell vor, mit vielen PS, ich glaube.“
    „Ich hab leider nicht an ein entsprechendes Outfit gedacht“, entschuldige ich mich.
    „Bei dir das macht nichts, du siehst auch in Jeans und Cordjacke aus wie Frau von reichem Anwalt.“
    „Nicht wirklich!“, rufe ich entsetzt.
    „Nicht wirklich“, erwidert Vesna grinsend. „Aber schon wie eine, die Geld haben kann. Ehemalige Bosnierin mit Akzent braucht reicheres Outfit“, ergänzt sie ohne jede Wehleidigkeit.
    Wir gehen durch das glas- und chromblitzende Foyer zum Empfangsdesk. Links und rechts aufpolierte amerikanische Straßenkreuzer aus den Fünfzigerjahren. Und Menschen, auch welche mit kleineren Kindern, die sie von vorne bis hinten bestaunen. Vielleicht ist das für Autofans auch einfach ein netter Samstagnachmittagsausflug, mutmaße ich. Nicht alle von ihnen sehen aus, als könnten sie sich ein solches Vehikel leisten. Aber was weiß man schon? Wie sieht heutzutage jemand aus, der über viel Geld verfügt?
    Eine von mehreren ausgesprochen hübschen Empfangsdamen wendet sich uns zu. Sie tragen alle hautenge Jeans, ein rotes Halstuch und ein einigermaßen eng geschnittenes kariertes Hemd, das ein ganz schönes Stück weit offen steht. US-Country-Romantik.
    „Wir wollen nur einmal schauen“, murmle ich, aber Vesna sagt bestimmt: „Ich interessiere mich für einen Trans Am Firebird, so einen wie Vic Warshawsky in Kriminalromanen hat. Sie kennen sicher?“
    „Natürlich“, lächelt die Empfangslady, meint wohl das Auto und nicht die Krimis und greift zum Telefon. Der Mann neben uns erkundigt sich nach dem Auto, das Arnold Schwarzenegger fährt.
    „Der fährt viele und wir haben alle“, antwortet seine Empfangsdame, sie könnte die Schwester von unserer sein. „Sie meinen vielleicht den Hummer?“
    Der Mann nickt begeistert. Grauenvoller Wagen. Sieht aus, wie einer Science-Fiction-Serie entsprungen, ein Gefährt, das immer nur von den Schurken gefahren wird. Hätte Darth Vader ein Auto, es wäre ein Hummer. Martialisch und böse.
    Unsere Empfangsdame deutet auf einen heraneilenden jungen Mann. Enge Jeans, enges kariertes Hemd, offen bis zur Brust. Goldkette, aber wenigstens nur eine und auch die nicht in Übergröße. „Hello“, sagt er, „mein Name ist Jack. Wenn Sie mir bitte folgen?“
    Klingt so, als hätte er einen amerikanischen Akzent. Oder er tut so, als ob.
    „Wir wollten Auto und nicht Mann“, zischt mir Vesna zu, als wir hinter seinem Knackarsch in die Abteilung Trans Am gehen. Nachdem er uns alle Vorzüge eines eindrucksvollen schwarzen Firebird erklärt hat, bin ich mir sicher: Sein amerikanischer Akzent ist echt. Mir dämmert, dass man mit diesem Laden wohl tatsächlich den einen oder anderen Maybach verdienen kann.
    Wir zweifeln ein wenig und überlegen, ob der Firebird nicht doch etwas zu auffällig im Wiener Straßenverkehr wäre, und der junge Amerikaner beweist tadellose Manieren. Er versucht uns nicht zu überzeugen, er versucht uns nicht zu drängen, er wird nicht ungeduldig.
    „Vielleicht könnten wir ein paar Worte mit Chef sprechen“, schlägt Vesna dann vor. „Mit Herrn Tobler.“
    Jack lächelt. „Wenn es um die Finanzierung und solche Dinge geht, da haben wir ein eigenes Team, das auch entscheiden kann. Vielleicht sollte ich Sie an Miss Zumtobel weiterleiten? Oder ich kann auch sehen, ob Mister Genz frei ist.“
    Ich schüttle den Kopf und lächle möglichst verbindlich. „Den Chef bitte. Es geht auch noch um etwas anderes … etwas Privates.“
    „Oh, Sie sind Freunde? Hätten Sie gleich sagen sollen. Sicher Sie haben schon mit ihm telefoniert und einen Termin?“
    „Wir wollten ihn überraschen“, kontert Vesna.
    „Oh, sorry, er ist leider sehr viel beschäftigt“, kommt es zurück. Der Knackarsch ist ganz schön stur.
    Ich stelle mein amerikanisches Lächeln ein. „Sie rufen ihn jetzt bitte an und sagen: ‚Evelyn. Von der Band ‚Three Friends‘.‘ “
    Er sieht uns irritiert an, entfernt sich einige Schritte, zieht dann ein Mobiltelefon aus der Hosentasche. Wir können nicht

Weitere Kostenlose Bücher