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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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verstehen, was er sagt. Vielleicht kommen auch gleich zwei Bodyguards und werfen uns raus. Vesna setzt sich unterdessen noch einmal in den Firebird und kurbelt das Fenster hinunter. „Wäre schon sehr schöner Wagen“, sagt sie.
    Zehn Minuten später stehen wir im Büro von Hans Tobler. Sieht ganz danach aus, als würden ihm die „Three Friends“ und der Name Evelyn etwas sagen. Ich versuche auf alles gefasst zu sein. Was ist das für ein Typ? Seine Sekretärin, über fünfzig und wesentlich dezenter gekleidet als seine Empfangsdamen, hat uns in sein Büro gebeten und ist dann verschwunden. „Herr Tobler kommt in einer Minute“, hat sie gesagt. Vielleicht kann er uns über eine Videoanlage beobachten? Das Büro ist jedenfalls eindrucksvoll. Der riesige Schreibtisch aus edlem dunklem Holz wirkt wie aus einer amerikanischen Fernsehserie. An der Wand ein Antilopenfell, ein Zebrafell, eine Menge Fotos von Superschlitten mit ihren glücklichen Besitzern. Die Besprechungsecke besteht aus luxuriösen Autositzen, sie dürften aus amerikanischen Straßenkreuzern stammen. Weißes Leder, rotes Leder, einer im Leopardenlook. In der Mitte ein Nierentischchen aus den Fünfzigerjahren. Hans Tobler kommt durch die Tür hinter seinem Schreibtisch. Er ist nicht besonders groß, trägt gut geschnittene Jeans, Polo, Sakko. Wie auf dem Foto: Braune, etwas gelockte kurz geschnittene Haare, brauner Schnurrbart. Er kommt um den Schreibtisch herum auf uns zu, wir begegnen einander auf dem riesigen, edlen Teppich. Er betrachtet uns neugierig.
    „Mira Valensky“, sage ich. „Und das ist Vesna Krajner.“ Ich strecke ihm die Hand hin.
    „Hans Tobler.“
    Der Autohändler hat einen festen Händedruck. Ohne viel Einleitung fragt er: „Was ist mit ihr? Was ist mit Evelyn?“
    Wir haben also richtig getippt. Ich werfe Vesna einen verstohlenen Blick zu. Sie nickt zufrieden. – Weiß der Autohändler wirklich nicht, was mit Evelyn geschehen ist? Wir sollten nicht vergessen: Ein guter Autoverkäufer muss auch ein guter Schauspieler sein.
    Vesna sieht ihn an. „Sie ist tot.“
    Hans Tobler macht den Mund auf, dann macht er ihn wieder zu. Er schluckt. Sein „Wie ist es passiert?“ kommt wie ein Krächzen.
    Vesna legt nach: „Ihr Auto ist einige Male vor ihrem Haus gesehen worden. Der Maybach.“
    Hans Tobler deutet auf die Besprechungsecke. Es sieht aus, als wäre er nicht sicher auf den Beinen, als wäre er es, der sich dringend setzen sollte. „Sie wollte sich nicht helfen lassen. Sie hat mich nie zu sich gelassen. Mein Gott. War es ihr Herz?“
    Vielleicht, vielleicht war es ihr Herz, ein gebrochenes Herz. Wenn der Grund für ihren Fall in der Vergangenheit liegt …
    „Nein, es war Ofen aus Eisen“, erwidert Vesna prosaisch.
    „Was ist geschehen?“, fragt er jetzt scharf.
    Ich erzähle ihm, dass die Polizei von einem Unfall ausgeht, die Tochter aber nicht sicher ist. Ihr Mobiltelefon sei verschwunden, es war ihr sehr wichtig.
    „Ich habe gesehen, wie schlecht es ihr gegangen ist. Meine Güte, ich hätte mich nicht abweisen lassen dürfen, sie hätte mich nicht daran hindern können, ihr zu helfen. Ich habe ja nicht gewusst …“
    „Was?“, fragt Vesna.
    „Dass so etwas passieren kann.“ Er sieht uns an, Trauer im Blick.
    „Haben Sie Keyboard gespielt in der Band?“, sage ich leise.
    „Was? Keyboard? Nein, Schlagzeug. Ich weiß nicht, in welcher Verbindung Sie zu Evelyn stehen … standen …“
    Ich deute auf Vesna. „Vesna Krajner ist die Mutter einer sehr guten Freundin von Evelyns Tochter. Und ich bin ihre Freundin.“
    „Hin und wieder wir kümmern uns um Fälle, die sonst niemand angreifen will“, erklärt Vesna. „An sich ich habe kleines Reinigungsunternehmen. Und Mira Valensky ist Journalistin.“
    Hans Tobler wirkt, als hätte er sie nur halb gehört. „Evelyn. Sie war so hübsch. Und so begabt.“
    „Und sie wäre aus ihrer Sozialwohnung delogiert worden, wenn sie nicht rechtzeitig in die Bruchbude ihrer Cousine gezogen wäre“, ergänze ich. Tut dem Maybachbesitzer ganz gut, so etwas zu hören. Wenn ihm Evelyn so wichtig war, warum hat er ihr nicht doch irgendwie geholfen?
    „Wenn Evelyn nicht mit Ihnen reden wollte, sie wird Gründe gehabt haben“, sagt Vesna. „Sie hätten ihr einfach etwas Geld geben können. Damit es gar nicht so bergab gehen kann.“
    Hans Tobler schüttelt den Kopf. „Ich habe mit ihr in dieser Band gespielt. Und dann habe ich sie sehr viele Jahre nicht gesehen. Sie ist ins

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