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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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Zeitalter des Dark Winter schwer gelitten. Aber jetzt, da Europa größtenteils wieder besiedelt war, gestaltete man einige Gebiete an der Ostseeküste zu Meeresbergbau-Regionen um.
    «Das Wasser dort ist doch ganz flach», sagte Finn. «Da müsste man doch schon längst alles rausgefischt haben.»
    Rouge zuckte die Achseln. «An der Stelle, wo der Koffergefunden wurde, ist das Wasser mindestens sechs Meter tief. Anscheinend hat er über zweihundert Jahre da gelegen. Sie sind zufällig drauf gestoßen, als sie das Gebiet für Baumaßnahmen vorbereiten wollten.»
    Finn spürte, dass sein Herz zu klopfen begann. «Ist es ein wichtiger Fund?», fragte er.
    «Ein Weltkulturschatz.» Es klang ein wenig spöttisch, deshalb war sich Finn nicht sicher, ob das die Meinung der Experten war oder ob Rouge ihn einfach nur foppen wollte.
    «Wieso?», fragte er. «Ist irgendwas Wichtiges darin?»
    «Möglicherweise, sagen sie.»
    «Und was hat das alles mit diesem Historiker zu tun?»
    «Sie haben etwas im Koffer gefunden, Finn. Etwas Handschriftliches. In Deutsch. Es muss entschlüsselt und übersetzt werden.»
    «Aber warum gerade
dieser
Übersetzer? Und warum haben sie dich geschickt? Wieso die Eile?»
    Rouge zuckte die Achseln. «Vielleicht, weil sie Angst haben, Berlin könnte ihnen den Fund vor der Nase wegschnappen, wenn sie nicht schnell handeln. Und offensichtlich sind sie der Meinung, dass du der Richtige bist für den Job.» Sie sah ihn an. «Vielleicht ist das die Chance, auf die du gewartet hast.»
    Es war kaum anzunehmen, dass auf dem Grund eines flachen Salzwassersees so etwas wie Geschäftsberichte einer Bank gelegen hatten. Erst recht keine handschriftlichen. Aber
was
dann?
    «Sprichst du wenigstens mal mit Greifswald darüber?», fragte Rouge.
    «Ja. Sicher. Natürlich.»
    «Gut», sagte sie und stand auf. Sie wischte sich den Sandvon den Händen. «Der Direktor der Europäischen Bibliothek erwartet deinen Anruf. Gleich morgen früh.»
    «Wieso so schnell?», sagte er und stand ebenfalls auf.
    «Sogar noch schneller, als du denkst. Morgen früh für
ihn
. Das heißt also in   –» Sie neigte leicht den Kopf, griff auf ihre B B-Uhr zu. «Zwei Stunden.»
    «In zwei Stunden?»
    Sie nickte und gähnte dann.
    «Du bist müde», sagte Finn.
    «Ja. Sollen wir reingehen?»
    Sie standen nah beieinander. Sehr nah. Das Muttermal auf ihrer rechten Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Er hätte sie an sich ziehen und sie küssen können.
    «Hier entlang», sagte Finn stattdessen, und zeigte auf das große Holzhaus strandabwärts. «Die Residenz der Nordstroms.»
    Rouge nahm ihre Sandalen und folgte ihm.

2   Doc-Doc
    Für das Holocasting räumte Finn extra das Familienzimmer auf. Man konnte schließlich nie wissen – vielleicht würde der Direktor der Europäischen Bibliothek ihm einen spontanen Besuch abstatten. Bei Doc-Doc – wie Dr.   Dr.   Rirkrit Sriwanichpoom von seinen Mitarbeitern nicht ohne einen gewissen Spott genannt wurde – musste man auf alles gefasst sein.
    Finn öffnete die Vorhänge. Der Mond schwebte wie ein dicker weißer Ballon über einem glatten Atlantik. Ein ausgezeichneter Hintergrund für ein Holocasting. Finn spürte, wie er immer aufgeregter wurde. Was befand sich nur in diesem Bodden-Koffer? Durfte er sich Hoffnungen auf ein Millennium-Mirakel machen?
    Die letzte große Entdeckung einer Handschrift in Deutsch lag fast 130   Jahre zurück. 2136 hatten Arbeiter in Kalifornien, die ein verwahrlostes Haus für den Abriss vorbereiten sollten, eine wurmstichige Eichentruhe gefunden, die eine Stahlkassette enthielt. Darin befand sich ein Stapel handschriftlich beschriebener Seiten. Die Experten für tote Sprachen hatten sie schließlich als Deutsch identifiziert, geschrieben in der alten Schreibschrift, die um 1900 in Gebrauch war. Weitere Untersuchungen ergaben, dass es sich bei diesen Seiten um das Original des
Buddenbrooks - Manuskripts
des Nobelpreisträgers Thomas Mann handelte.
    Das kalifornische Amt für Kulturschätze sprach sich vehement dafür aus, das Manuskript in Nordamerika zu belassen – immerhin hatte Thomas Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen, argumentierten sie   –, doch letztlich wurde es dem Archiv für die toten Sprachen in der Europäischen Bibliothek Greifswald überlassen, wo es Finns Meinung nach auch hingehörte. Inzwischen war es sicher unter Verschluss, aber eine Tru-Copy davon stand zur Verfügung. Finn hatte sie studiert und gelesen –

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