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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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sehen. Aber es war nicht zu erkennen, ob er sich auf dem Hin- oder Rückflug befindet.»
    «Mit den Teleskop-Programmen für unsere BBs sehen wir doch um Klassen besser. Mit Skyze, C-Stars , Astro–»
    «Rouge, es ist bloß ein Gag», sagte er, wie so oft verwundert über ihren Mangel an Humor. «Es war ein Spielzeug. Für Kinder.» Er lächelte sie an. «Komm, möchtest du ihn mal aufsetzen?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Nein. Danke. Nein.» Sie blickte nach oben in den Nachthimmel.
    Ob er sie gekränkt hatte? Aber nein, sie versuchte nur, den Space-Racer mit ihrem Brain Button zu orten. «Kannst du ihn sehen?»
    «Ja. Da ist er.»
    Finn war beeindruckt. Rouge war die mit Abstand schnellste B B-Impulsträgerin , die er kannte. Nahezu genial.
    «Er ist auf dem Rückflug. Er kommt auf uns zu», meldete sie. Dann fing sie Finns Blick auf. «Wie geht’s dir, Finn?»
    Er holte tief Luft und schaute aufs Meer hinaus. «Es ist schwer», sagte er schließlich. «Vor allem, Lulu und Mannu zu verlieren. Wir standen uns so nah, wir drei. Unsere Eltern haben ja immer viel gearbeitet, und als Lulu noch ein Kleinkind war, haben wir für sie gesorgt. Sie hat uns Manny und Fanny genannt.»
    «Fanny?», sagte Rouge amüsiert. «Das passt ja gar nicht zu dir.»
    Finn zuckte die Achseln und blickte nach unten, wo er mit dem Fuß gegen einen Stein gestoßen war. Er hob ihn auf, und darunter kam eine Libelle zum Vorschein. «Huch! Was macht die denn da?» Die Libelle umkreistesie mit schwirrenden phosphoreszierenden Flügeln und flog dann davon. «Lulu hat immer versucht, Libellen zu fangen, als sie klein war. Sie hat gequietscht wie ein wildes Ferkel, wenn sie hinter ihnen herrannte. Jetzt ist das Haus so furchtbar still ohne sie. Sie war ein richtiges Plappermäulchen. Den ganzen Tag ging es
yakety-yak

    «
Yakety-yak
?», fragte Rouge nach. Sie hätte die Bedeutung des Wortes sekundenschnell mit ihrem BB finden können, aber sie wusste, wie sehr es Finn genoss, ihr kleine Pralinen der historischen englischen Sprache zu servieren.
    Er lächelte. «Nordamerikanisch, um 1950, es bedeutet: unaufhörlich reden. Abgeleitet von dem Verb
‹to yack›
, Herkunft unbekannt. Möglicherweise ahmt es das Geräusch von Geplapper nach.»
    «
‹Yakety-yak›
», kicherte sie. «Hört sich wirklich wie Geplapper an.»
    Finns Blick glitt wieder aufs Meer. «Lulu wird vermisst. Schmerzlich. Sie werden alle vermisst.» Er musterte den Stein, den er noch immer in der Hand hielt, dann warf er ihn. Er sah, wie sich das verzerrte Spiegelbild des Mondes auf der Wasserfläche kräuselte, als der Stein über die Wellen hüpfte und dann versank. «Mannu konnte richtig gut Steine werfen. Wir haben oft hier gestanden und um die Wette Steine übers Wasser hüpfen lassen. Er hat immer gewonnen.»
    Rouge schwieg, wartete, dass er weitersprach.
    «Wenn die See glatt war», sagte er und sah wieder auf das mondbeschienene Meer, «hüpfte sein Stein zehn oder sogar fünfzehn Mal hintereinander. Manchmal sogar noch öfter. Und alle Mädchen am Strand sind fast in Ohnmacht gefallen, wenn sie ihn sahen.» Er schaute zu Rouge hoch. «Es war nicht leicht, mit ihm mitzuhalten. Aber dieser Bruderhat ihn verehrt. Bedingungslos.» Finn versuchte ein Lächeln, gab es dann aber auf und biss sich auf die Lippe. «Niemand sollte mit sechsundzwanzig schon seine ganze Familie verlieren. Tot. Alle vier. Von einer Sekunde auf die nächste!»
    Rouge atmete tief ein.
    «Vollwaise», sagte er empört. «Finn Nordstrom, Vollwaise.»
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er spürte ihre Wärme durch sein dünnes Shirt.
    «Sollen wir reingehen?», fragte sie.
    «Lass uns noch ein bisschen hier draußen sitzen bleiben.»
    Rouge trug ein leichtes Sommerkleid, hauchdünn, durchwirkt mit schimmernden blauen und grünen Metallfäden. Es war tief ausgeschnitten, sodass ihr Dekolleté im Mondlicht zu sehen war und ihre Brüste fast aus dem Oberteil quollen. Finn bemerkte einen braunen Schönheitsfleck auf der blassen Haut, direkt über der rechten Brust. War ihm das Muttermal einfach noch nie aufgefallen, oder hatte sie es sich kürzlich für eine Nacht wie diese machen lassen? Er schaute weg.
    Rouge raffte den Stoff ihres Kleides zusammen und ließ sich auf den Sand nieder, streckte die langen, endlos langen Beine aus und zog sie dann artig an den Körper. Das alles machte sie in einer einzigen anmutigen und zugleich sparsamen Bewegung, dass Finn an jene antiken Klappmesser aus

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