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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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zu Hause bist, schreibst du mir eine SMS, damit ich weiß, dass es dir gutgeht.« Er zieht mich an sich, und ich vergrabe das Gesicht an seiner Brust.
    Ich kann sein Herz schlagen hören. Ganz leise flüstere ich die Worte, die mir auf der Seele liegen: »Ich liebe dich auch.«
    Er drückt mich fester an sich, und ich spüre, wie eine kleine Träne droht, mir die Wange hinabzulaufen, doch ich blinzele sie zurück. Dann legt er mir beide Hände auf die Schultern, und ich blicke auf.
    Ich küsse ihn. »Geh«, sage ich und reiße mich los.
    »Ich wünschte, du würdest mit mir zurückfahren«, sagt er.
    Ich auch.
    »Es war ein sehr schöner Abend, Noah.«
    »Schreib mir«, wiederholt er. »Sobald du daheim bist.«
    »Das werde ich«, lüge ich.
    Zögernd geht er davon und lässt mich allein auf der Brücke zurück. Ich muss mir auf die Lippe beißen, um ihm nicht nachzurufen und den aufsteigenden Weinkrampf zu unterdrücken. Bitte verlass mich nicht! Doch er gehorcht meinem Wunsch, und ich blicke ihm nach, wie er im Nebel verschwindet.

Kapitel 34
    I ch warte lange, bis ich zur Tat schreite. Ich muss erst sicher sein, dass Noah weit genug von Kaileys Todesort entfernt ist, damit er unter keinen Umständen mit dem Unglück in Verbindung gebracht wird.
    Schließlich trete ich an das Geländer und lausche auf das Wasser unter mir. Ich stelle mir vor, tatsächlich zu fallen, wie die Arme der Wellen mich willkommen heißen, wenn sie mich nach unten ziehen, in eine Welt der Schiffswracks und der glänzenden silbernen Fische.
    Sei nicht albern, rufe ich mich zur Ordnung. Das Wasser hätte ganz und gar nichts Weiches an sich.
    Wenn ich springe, wird mich der Wind vielleicht auffangen wie einen Vogel, oder ich breite die Schwingen aus und fliege wie Kailey auf ihrem Selbstporträt als Engel. Es ist fast Zeit, Kaileys Mutter eine Nachricht zu schicken. Aber noch nicht ganz. Ich schließe die Augen, warte und denke an die einzige Person, von der ich weiß, dass sie tatsächlich fliegen kann: Amelia.
    Es war in Brooklyn, 1913. Cyrus hat mich in den Zirkus mitgenommen. Ich habe den Atem angehalten, als eine winzige blonde Akrobatin von einem schwingenden Trapez sprang und auf dem Hochseil landete, das auf der anderen Seite des Zeltdaches befestigt war. Die Menge applaudierte begeistert, als der Zirkusdirektor verkündete: »Die schöne, die wunderbare Lady Amelia, die dem Tod trotzt! Sehen Sie nur, wie sie ohne Flügel fliegt!«
    »Ich wünschte, er wäre still«, knurrte Cyrus neben mir.
    »Ja. Was, wenn der Lärm sie ablenkt und sie fällt?«
    »Unmöglich«, sagte Cyrus atemlos. »Sie ist wirklich ein Vogel.«
    Als ob sie uns gehört hätte, spannte Amelia die Muskeln an, sprang mit einem Rückwärtssalto von dem Seil, bevor sie im Stand auf dem Boden aufkam. Ich kniff die Augen zusammen – sie hatte tatsächlich Federn im Haar, ebenso an den Schläfen und an den schmalen Handgelenken.
    Nach der Vorstellung zog Cyrus mich über den staubigen Jahrmarkt, bis wir ihren Wohnwagen gefunden hatten. Er war an der Seite mit einer geflügelten Frau bemalt, die in einem riesigen Nest ruhte. Als wir klopften, öffnete Amelia uns in einem glänzenden seidenen Morgenrock, der zwischen Lila und Grün schillerte. An der Art, wie sie schnurrend Cyrus’ Namen aussprach, erkannte ich, dass die beiden sich schon einmal begegnet waren.
    Aus der Entfernung hatte ich sie zuerst für ein Kind gehalten. Sie war sicher nicht größer als einen Meter fünfzig, mit unglaublich schlanken Gliedmaßen und feinen, ausgeprägten Gesichtszügen. Ihr stufig geschnittenes weißblondes Haar umrahmte ihr Gesicht. Ich berührte mein weiches kastanienbraunes Haar, sorgfältig in Wasserwellen gelegt. Ich fühlte mich zu frisiert, zu erdgebunden. Amelia war ein wildes Lebewesen, und ich wollte sein wie sie.
    Sie huschte im Wohnwagen hin und her und mixte uns Drinks, die nach Melone mit einem Hauch Bitterkeit schmeckten.
    Cyrus lehnte sich auf einem Berg von perlenbesetzten Schals zurück und betrachtete uns Frauen. »Amelia«, sagte er, »Sera hat deine Vorstellung heute sehr gut gefallen.«
    Die Artistin saß auf einer Kiste, die schmalen Füße unter den Morgenrock gezogen. Sie legte den Kopf schief, sah mich an und lächelte. »Danke«, sagte sie, »das ist sehr nett.«
    »Es war wunderbar. Es hat wirklich so ausgesehen, als könntest du fliegen. Wie lange bist du schon Trapezkünstlerin?«
    Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. »Zu lange. Ich werde alt. Ich werde

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