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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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nicht mehr lange bei dem Zirkus bleiben können – nur was soll ich dann tun?«
    Cyrus lächelte. »Deshalb sind wir hier, Amelia. Wir wollen genauso wenig wie du, dass du alt wirst.« Er öffnete die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes und zog die Phiole hervor, die er stets an einer silbernen Kette trug. »Du kannst bei uns leben, Amelia. Wenn du es wünschst, kannst du sogar für immer jung bleiben.«
    Man sah ihrem Gesicht an, dass sie nur zu gern daran glauben wollte. »Wie denn? Mit Magie?«
    »Nein«, erwiderte Cyrus, öffnete die Phiole und schnupperte daran. »Mit Alchemie.«
    Ich reiße mich von meinen Erinnerungen los. Genug Zeit ist vergangen. Noah dürfte mittlerweile zu Hause angekommen sein. Ich schüttele den Kopf, um ihn von den Geistern der Vergangenheit zu befreien, hole Kaileys iPhone hervor und rufe mir ein Taxi, das mich zum Busbahnhof bringen soll, wo ich in einen Bus Richtung Texas einsteigen werde. Dort werde ich vielleicht versuchen, die Grenze nach Mexiko zu überqueren. »Ich warte auf dem Parkplatz an der Golden Gate Bridge«, erkläre ich der Frau in der Taxizentrale. Die Vermittlerin teilt mir mit, dass der Wagen in fünf Minuten bei mir sein werde.
    Ich haste in die Mitte der Brücke. Dort gibt es zwar Überwachungskameras, aber der Nebel wird die Aufnahmen verschleiern. Zitternd ziehe ich meine Jacke aus und stecke Kaileys Führerschein in die Tasche, bevor ich sie über das Geländer hänge. Dann hole ich das Handy erneut hervor, um eine SMS an Kaileys Familie zu tippen:

Mom, Dad, Bryan – ich habe mit einer Lüge gelebt. Es tut mir schrecklich leid, aber ich kann mich nicht länger verstellen. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich mich an einem besseren Ort befinde und dass ich euch sehr liebe. K.

    Ich will schon auf »Senden« tippen, doch dann zögere ich. Sagen die Zeilen genügend aus? Der Text sollte noch besser sein, er sollte die Liebe ausdrücken, die ich ehrlich für sie empfinde. Die Trauer, die ich mit ihnen teile. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Nur noch zwei Minuten bis zur Ankunft des Taxis, und ich stehe noch nicht einmal auf dem Parkplatz. Ich seufze. Es muss reichen.
    Bevor ich jedoch auf »Senden« drücken kann, bekomme ich eine SMS von Leyla.
    Eine Gänsehaut überzieht meinen Rücken.
    Die Nachricht lautet:

Mr. Shaw ist tot.

Kapitel 35
    M eine Knie werden weich, Sternchen flimmern vor meinen Augen, als ich auf den nassen Asphalt sinke. Ich fühle mich, als hätte mir jemand in den Solarplexus geschlagen, und bekomme kaum Luft. Cyrus tot? Kann das wahr sein? Oder hat er sich einfach nur einen neuen Körper organisiert, um mich besser verfolgen zu können? Ich weiß nicht, was ich glauben soll.
    Ich lasse Kaileys Jacke über dem Geländer hängen und renne zum Parkplatz, wobei meine Sneakers über den Gehsteig hämmern. Meine Abschiedsnachricht an die Morgans ist immer noch unvollendet, aber ich kann sie auch auf dem Weg zum Busbahnhof abschicken. Die paar Minuten werden keinen Unterschied machen. Ich sehe das Taxi, ein gelber Fleck, der immer wieder im Nebel verschwindet. Gerade will es davonfahren.
    »Warten Sie!«, schreie ich mit schmerzenden Rippen und keuchendem Atem.
    Das Auto wartet tatsächlich. »Na, na, na«, sagt der Taxifahrer, als ich mich auf den Rücksitz fallen lasse. »Da sind Sie ja.« Er ist ein älterer Mann in einem dunkelgrünen Anzug, und das Armaturenbrett ist mit Plastikblumen übersät. Sein Gesicht ist freundlich.
    »Ja, hier bin ich«, antworte ich atemlos. »Könnten Sie mich bitte zum Busbahnhof fahren?«
    Er runzelt die Stirn, denn er bemerkt zweifellos, dass ich keine Tasche dabeihabe, ja, nicht einmal eine Jacke.
    »Ich reise mit leichtem Gepäck«, sage ich scharf, hole das iPhone hervor und rufe die Seite des San Francisco Chronicle auf.
    Der Taxifahrer nickt und dreht die Heizung höher, wofür ich mich mit einem Lächeln bedanke. Der Schein des Telefondisplays beleuchtet mein Gesicht. Die Seite braucht eine Ewigkeit, bis sie lädt. »Komm schon!«, flüstere ich ungeduldig und schüttele das Gerät. Endlich hat sich die Seite aufgebaut. Da ist ja der Artikel über Cyrus, gleich am Seitenanfang.

OAKLAND – Ein Vertretungslehrer der Berkeley High wurde am heutigen Abend bei einem versuchten Raubüberfall am Ufer des Lake Merritt erschossen. Von mehreren Schüssen getroffen, fiel das Opfer ins Wasser. Die Leiche wurde bisher nicht geborgen. Mehrere Augenzeugen verfolgten das Geschehen. Ein neunzehnjähriger

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