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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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sodass meine alte, abgenutzte Jeans im Schlamm hängt, aber das kümmert mich nicht. Ich kann mir eine frische,
saubere manifestieren, sobald wir hier herauskommen. Meine Kleider sind angesichts all dessen meine geringste Sorge.
    »Es ist kein neuer Traum.« Ich fange seinen Blick auf und sehe das Erstaunen in seiner Miene. »Ich hatte ihn schon mal. Vor langer Zeit. Kurz bevor du beschlossen hast, mich in Ruhe zu lassen, damit ich mich zwischen dir und Jude entscheiden kann.« Er schluckt schwer und fährt angesichts der unangenehmen Erinnerung kaum merklich zusammen. Sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen, denn darauf wollte ich gar nicht hinaus. »Damals war ich mir sicher, dass Riley ihn geschickt hatte. Also, jedenfalls kam sie darin vor, und sie wirkte so munter und … lebendig.« Ich schüttele den Kopf. »Und ja, gut, vielleicht war sie es, vielleicht war es aber auch nur Wunschdenken, weil ich sie so vermisse. Doch kaum hatte sie meine Aufmerksamkeit geweckt, hab ich begriffen, dass sie wollte, dass ich dich sehe. Du warst der Mittelpunkt des Traums.«
    Er macht große Augen. »Und …«, drängt er mich, während er sich auf das Schlimmste gefasst macht.
    »Und … irgendwie warst du in so einem hohen, rechteckigen Glaskäfig gefangen und hast wie ein Löwe darum gekämpft freizukommen. Doch sosehr du dich auch angestrengt hast, du hast es nicht geschafft. Obwohl ich mich bemüht habe, dir zu helfen und dich auf mich aufmerksam zu machen, damit wir es gemeinsam versuchen können, war es als … als ob du mich nicht sehen könntest. Ich war gleich auf der anderen Seite, nur die Glasscheibe trennte uns, aber ich hätte ebenso unsichtbar sein können. Du hast mich überhaupt nicht wahrgenommen. Hast nicht gesehen, was direkt vor deiner Nase war …«
    Er nickt. Nickt auf eine Weise, die mir sagt, dass jetzt
seine logische Seite, die Seite, die schlüssige Erklärungen und leichte Lösungen liebt, die Oberhand übernehmen will. »Ein klassisches Traumszenario«, sagt er und blickt erleichtert drein. »Im Ernst. Klingt für mich, als fändest du, dass ich dir nicht genug Aufmerksamkeit widme – dass ich nicht richtig zuhöre – oder vielleicht sogar …«
    Ehe er weiterreden kann, unterbreche ich ihn. »Glaub mir, es war nicht die Art Traum, die man in einem Handbuch für Traumdeutung findet. In dem Traum von heute Nacht, genau wie in dem Traum zuvor, hast du, als du begriffen hattest, dass du nicht dagegen ankommst, dass du für immer gefangen bist, einfach aufgegeben. Du hast die Fäuste sinken lassen, die Augen zugemacht und bist davongeglitten. Ins Schattenland.«
    Er versucht es locker zu nehmen, aber er ist eindeutig genauso erschüttert, wie ich es war, als ich es geträumt habe.
    »Und dann, direkt danach, verschwand auf einmal alles. Und mit ›alles‹ meine ich du, der Glaskäfig, der Hintergrund – einfach alles. Das Einzige, was noch übrig war, war dieses trübselige, feuchte Stückchen Erde, ganz ähnlich wie das, auf dem wir jetzt stehen.« Ich reibe die Lippen gegeneinander und sehe die Szene so plastisch vor mir, dass es ist, als steckte ich mittendrin. »Aber der letzte Teil war neu. Zumindest kam er im ursprünglichen Traum nicht vor. Auf jeden Fall habe ich in der Sekunde, als ich aufgewacht bin, gewusst, dass die beiden Träume nicht nur zusammenhängen, sondern auch mit dem Ort hier zu tun haben. Ich wusste, dass ich hierherkommen muss. Ich musste es selbst sehen. Sehen, ob ich Recht habe. Es tut mir nur leid, dass ich dich mitgeschleppt habe.«
    Ich lasse den Blick über ihn schweifen, über sein zerzaustes
Haar, das weiche, zerknitterte T-Shirt, die abgetragene Jeans – Kleidungsstücke, die er hastig zusammengesammelt hat, nur wenige Sekunden, bevor ich den goldenen Lichtschleier manifestiert habe, der uns beide hierhergeführt hat. Ich spüre, wie er seine starken Arme um mich schlingt, und seine Wärme erinnert mich daran, wie wir erst vor wenigen Stunden unter die Decke geschlüpft sind und uns eng umschlungen schlafen gelegt haben.
    Damals, als unser einziges unmittelbares Problem Sabine war und die Frage, wie sie damit umgehen würde, dass ich nun schon die zweite Woche hintereinander nicht nach Hause gekommen bin.
    Wie sie damit umgehen würde, dass ich sie beim Wort genommen habe, als sie gesagt hat, ich solle erst zurückkommen, wenn ich mir die Art von Hilfe gesucht hätte, die ich ihrer Überzeugung nach brauche.
    Und obwohl ich keinen Zweifel daran hege, dass ich

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