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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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und manifestiere ein dickes Handtuch, um es auf die Wunde zu drücken, bis wir professionelle Hilfe bekommen. Mir fällt auf, wie blass und
wackelig er geworden ist, und ich weiß, dass wir keine Zeit zu verlieren haben.
    Ohne auf seinen Protest zu achten, lege ich den Arm um ihn und bugsiere ihn zu dem Auto, das ich gerade manifestiert habe. Der merkwürdige, beharrliche Puls in meinem Innern ist fürs Erste still, zwingt mich aber trotzdem, einen Blick über die Schulter zu werfen, gerade noch rechtzeitig, um Roman hinter einem Fenster zu erblicken, von dem aus er uns zusieht. Seine Augen leuchten, und sein Gesicht ist voller Lachfalten, als er das Schild an der Tür von GEÖFFNET auf GESCHLOSSEN dreht.

SECHS
    W ie geht es ihm?« Ich werfe die Zeitschrift auf das Tischchen neben mir und stehe auf, wobei ich sorgsam darauf achte, die Schwester anzusprechen und nicht Jude. Es ist nämlich nur ein einziger rascher Blick nötig, um zu sehen, dass seine beiden Arme jetzt dick verbunden sind und dass seine Aura sich vor Wut rot verfärbt hat. Und wenn der zornige, gemeine Blick in seinen zusammengekniffenen Augen irgendetwas zu besagen hat, dann will er eindeutig nichts mehr mit mir zu schaffen haben.
    Die Schwester bleibt stehen, und ihr Blick wandert an den hundertzweiundsiebzig Zentimetern zwischen meinem Kopf und meinen Zehen entlang. Mustert mich so eingehend, dass ich mich unwillkürlich winde - mich unwillkürlich frage, was genau Jude ihr wohl erzählt hat.
    »Er wird es überleben«, antwortet sie. Ihre Stimme ist schroff und sachlich, nicht im Mindesten freundlich. »Der Schnitt geht bis auf den Knochen, hat sogar die Knochenhaut eingekerbt, aber er war sauber. Und wenn er seine Antibiotika nimmt, bleibt es auch so. Es wird ganz schön wehtun, trotz der Schmerzmittel, die ich ihm gegeben habe, aber wenn er es ruhig angehen lässt, dann sollte es in ein paar Wochen verheilt sein.«
    Ihr Blick wandert zur Tür, und meiner folgt ihm, gerade rechtzeitig, um zwei der Gesetzeshüter von Laguna Beach
direkt auf mich zukommen zu sehen. Ihre Blicke huschen zwischen Jude und mir hin und her und bleiben hängen, als die Schwester bestätigend nickt.
    Ich erstarre und schlucke gegen den Kloß in meiner Kehle an, während ich die Schultern einziehe und unter Judes feindseligem Blick immer kleiner werde. Ich weiß, ich habe seine Wut vollauf verdient, habe es verdient, dass man mir Handschellen anlegt und mich fortschleppt, aber trotzdem habe ich nicht gedacht, das er das wirklich tun würde. Habe nicht gedacht, dass es so weit kommt.
    »Also, haben Sie uns irgendwas zu sagen?« Breitbeinig stehen sie vor mir, die Hände auf den Hüften. Ihre Augen sind hinter verspiegelten Brillengläsern verborgen, während sie mich betrachten.
    Ich schaue von der Schwester zu Jude und von Jude zu den Cops, und ich weiß, das war’s. Und trotz all der Schwierigkeiten, in denen ich stecke, ist das Einzige, was ich denken kann: Wen suche ich mir jetzt für das eine Telefonat aus, das mir zusteht?
    Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich Sabine bitten kann, ihren Juristinnen-Zauberstab zu schwingen und mich aus diesem Schlamassel rauszuholen. Sie wird mir diese Geschichte bis in alle Ewigkeit vorhalten, und Damen kann ich es auch nicht erklären. Das hier ist eindeutig ein Dilemma, mit dem ich mich allein auseinandersetzen muss.
    Und ich will mich gerade räuspern, um etwas zu sagen, irgendetwas, als Jude mir zuvorkommt. »Ich hab’s ihr doch schon erzählt«, sagt er und deutete mit einem Kopfnicken auf die Schwester. »Mir ist zuhause beim Reparieren ein Missgeschick passiert. Kannte meine Grenzen nicht. Jetzt muss ich wohl definitiv einen Handwerker holen.« Er ringt sich ein Lächeln ab, zwingt sich, mich anzusehen. Und
obwohl ich zurücklächeln möchte, ihm mit einem Nicken beipflichten und mitspielen möchte, bin ich so schockiert über seine Worte, darüber, dass er mich verteidigt, dass ich nur mit offenem Mund dastehen kann.
    Die Cops seufzen, offenbar passt es ihnen nicht, dass sie wegen nichts und wieder nichts gerufen worden sind. Doch sie machen einen letzten Versuch, sehen Jude an und fragen: »Sind Sie sicher? Sind Sie sicher, dass da nicht noch mehr dran ist? Irgendwie bescheuert, was reparieren zu wollen, wenn man nur eine Hand benutzten kann.« Ihre Köpfe drehen sich zwischen uns hin und her; offensichtlich sind sie misstrauisch, aber bereit, es dabei bewenden zu lassen, wenn Jude es auch ist.
    »Ich weiß nicht, was

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