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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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erstaunlichen blaugrünen Augen, dieselben Augen, in die ich die letzten vierhundert Jahre lang geschaut habe. Aber jetzt nicht mehr. Nicht seit ich erfahren habe, dass er einer von ihnen ist. Jetzt sind wir offiziell damit durch.
    Er zuckt die Achseln und reibt schützend seine Schlinge. »Da ist gar nichts Unheimliches dran, ich wollte nur nach Hause, das ist alles. Falls du dich erinnerst, am Samstag schließen wir früher.«
    Ich kneife die Augen zusammen und lasse mich nicht eine Sekunde lang täuschen. Das ist alles sehr plausibel. Fast glaubhaft. Aber nicht ganz.
    »Ich wohne da die Straße rauf.« Mit einer Handbewegung deutet er einen unbekannten Ort in der Ferne an, einen Ort, der wahrscheinlich gar nicht existiert. Aber ich folge seiner Hand nicht mit den Augen. Mein Blick bleibt fest mit dem seinen verhakt. Ich kann es mir nicht erlauben, in meiner Wachsamkeit nachzulassen. Nicht eine Sekunde lang. Früher bin ich vielleicht auf ihn reingefallen, jetzt aber weiß ich Bescheid.
    Er kommt einen Schritt näher, langsam, vorsichtig, achtet sorgfältig darauf, weiterhin auf Abstand zu bleiben, knapp außer Reichweite. »Vielleicht können wir ja einen Kaffee trinken gehen oder so was? Irgendwohin gehen, wo es ruhig ist, wo wir uns hinsetzen und reden können? Du siehst aus, als könntest du eine Auszeit vertragen. Was meinst du?«

    Ich fahre fort, ihn zu mustern. Beharrlich ist er ja, das muss ich ihm lassen. »Klar.« Ich lächele und nicke zustimmend. »Ich würde echt unheimlich gern irgendwohin gehen, mich hinsetzen, Kaffee trinken und ein richtig schönes Plauderstündchen abhalten, aber zuerst musst du mir was beweisen.«
    Sein Körper spannt sich, und seine Aura - seine gefälschte Aura - wabert, aber das kaufe ich ihm nicht ab.
    »Du musst mir beweisen, dass du nicht einer von denen bist.«
    Er blinzelt, sein Gesicht ist eine düstere Wolke der Sorge. »Ever, ich habe keine …«
    Seine Worte werden vom Anblick des Athames abgewürgt, das ich jetzt in der Hand halte. Der juwelenbesetzte Griff ist eine exakte Replik des Messers, das ich vor ein paar Stunden benutzt habe; ich bin der Meinung, dass ich alles Glück und allen Schutz brauche, den die Steine bieten können, besonders wenn das hier so läuft, wie ich denke.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu beweisen«, sage ich mit leiser Stimme, während ich einen kleinen Schritt vorwärts mache, dem bald ein weiterer folgt. »Und ich werde es merken, wenn du mogelst, also versuch es gar nicht erst. Ach ja, und ich sollte dich wahrscheinlich warnen - ich bin nicht verantwortlich dafür, was passiert, wenn ich erst bewiesen habe, dass du lügst. Aber keine Angst, wie du ja weißt, wird das hier nur ganz kurz wehtun.«
    Er sieht, wie ich mich bewege, wie ich direkt auf ihn zuschieße, und obgleich er sich alle Mühe gibt, zur Seite zu tänzeln, bin ich zu schnell für ihn, und ich erwische ihn, noch ehe er es begreifen kann.
    Ich packe seinen gesunden Arm und schlitze mit meinem
Athame die Haut auf; mir ist klar, dass es nur eine Frage von Sekunden ist, bis das Blut nicht mehr hervorschießt und die Wunde sich wieder schließt.
    Nur eine Frage der Zeit, bis …
    »O Gott!«, flüstere ich mit weit aufgerissenen Augen und trockener Kehle und sehe, wie er taumelt und fast das Gleichgewicht verliert.
    Sein Blick zuckt zwischen mir und der Schnittwunde in seinem Arm hin und her; wir sehen beide zu, wie das Blut durch seine Kleider sickert und auf der Straße eine wachsende rote Lache bildet. »Spinnst du?« , schreit er. »Was zum Teufel hast du gemacht?«
    »Ich …« Mein Mund steht vor Schreck offen, ich bin unfähig, Worte zu formen, unfähig, den Blick von der klaffenden Wunde abzuwenden, die ich ihm zugefügt habe.
    Warum heilt sie denn nicht? Warum blutet sie immer noch? O verdammt!
    »Ich … Es tut mir so leid. Ich kann es dir erklären … Ich …« Hastig strecke ich die Hand nach ihm aus, doch er weicht zurück, unbeholfen und unsicher auf den Beinen, will nichts mehr mit mir zu tun haben.
    »Hör zu«, stößt er hervor und drückt die Schlinge auf die Wunde, versucht, das Blut zu stillen, doch die Schweinerei wird dadurch nur noch größer. »Ich weiß nicht, was du hier abziehst oder was mit dir los ist, Ever, aber wir sind hier fertig. Sieh zu, dass du Land gewinnst, sofort!«
    Ich schüttele den Kopf. »Lass mich dich ins Krankenhaus bringen. Da gleich die Straße runter ist eine Notaufnahme … Und ich werde …«
    Ich schließe die Augen

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