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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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obwohl ich in einer verzweifelten Geste die Arme nach oben reckte , wie um mein Aufsteigen zu beschleunigen.
    »Warte!«, rief ich. »Warte doch!«
     
    Ich erwachte auf dem Sofa. Zum ersten Mal nach einem Traum vom Geistermädchen fürchtete ich mich nicht. Wenn überhaupt, dann fühlte ich mich ruhiger als zuvor.
    Die Zukunft vorherzusehen – nun, ich war auf keinen Fall verrückt oder so. Aber einige der Träume, die ich gehabt hatte, waren irgendwann auf die eine oder andere Weise wahr geworden. Die schwarzen Blumen waren später in Gestalt der Brosche wiedergekehrt, die Lucas für mich gekauft hatte. Oder Charity, die dabei geholfen hatte, die Evernight-Akademie in Flammen zu setzen. Ich würde mir das ein andermal noch einmal ganz genau durch den Kopf gehen lassen und mich fragen, was meine Träume mir wirklich über die Tage, die noch vor mir lagen, verraten konnten.
    Aber was mich am meisten beschäftigte, war das Letzte, was das Geistermädchen gesagt hatte: Die Lügen werden dich nicht länger schützen.
     
    »Ich komme mir lächerlich mit dieser Augenbinde vor«, sagte ich. »Die anderen im Bus schauen uns doch bestimmt an, als ob wir nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, oder?«
    Als ich versuchte, mir den Schal von den Augen zu schieben, hielt mir Lucas spielerisch die Hände fest, um mich davon abzuhalten. »Die meisten lächeln uns an, weil sie sich denken können, dass ich versuche, dich zu überraschen.«
    »Ich brauche keine Überraschung!«, protestierte ich, was Lucas jedoch nur noch hartnäckiger machte. In Wahrheit liebte ich die Tatsache, dass Lucas sich etwas Besonderes zu meinem Geburtstag hatte einfallen lassen.
    »Wir sind beinahe da«, sagte er. »Gedulde dich noch kurz, ja?«
    Endlich erreichten wir die richtige Haltestelle, und Lucas führte mich aus dem Bus heraus eine Treppe hinunter. Das helle Sonnenlicht ließ den Schal leicht durchsichtig werden, und ich war mir sicher, dass mich dieser warme Türkis-Ton für immer glücklich machen würde, weil er mich an diesen Tag erinnern würde.
    »Bist du so weit?« Lucas löste den Knoten an meinem Hinterkopf. Ich wippte auf den Hacken vor Aufregung, als Lucas den Schal wegzog. Wir standen vor einem Museum, allerdings nicht vor irgendeinem.
    »Das Franklin-Institut«, sagte ich. »Das Planetarium.«
    Er lächelte mich von der Seite an. »Dachte ich mir doch, dass dir das gefällt.«
    »Ich liebe es.«
    Ich hatte mein Teleskop beim Brand in der Schule verloren. Da wir seitdem von Stadt zu Stadt gezogen waren, hatte ich schon seit Monaten keine Chance mehr gehabt, die Sterne zu betrachten, und ich hatte es schmerzlich vermisst. Das würde fantastisch werden. Ich war überglücklich, dass sich Lucas diese Überraschung überlegt hatte. Das war wirklich das beste Geschenk, das ich mir vorstellen konnte.
    Wir gingen hinein und schlenderten eine Weile durchs Gebäude, um die Zeit bis zur nächsten Vorstellung zu überbrücken. Wir kletterten durch das riesige Modell eines menschlichen Herzens, das so laut pochte, dass wir beide lachen mussten. Aber der beste Teil des Tages begann, als wir endlich das Planetarium selbst betraten.
    Ich liebte Planetarien. Sie waren groß, und in ihrem Innern war es kühl und still unter den hohen Gewölbekuppeln. Sie erinnerten mich an die Existenz von etwas wirklich Unendlichem, wirklich Schönem. Ich habe mich immer gefragt, ob Menschen, die eine Kathedrale betreten, das Gleiche empfanden.
    Lucas und ich setzten uns. Ich wollte ihm gerade ein lustiges T-Shirt zeigen, das jemand in der Menge anhatte, als Lucas sagte: »Lass es uns lieber tun, ehe es dunkel wird.«
    »Was denn tun?«
    Er zog ein wunderschönes Armband aus Korallen aus seiner Tasche. Als ich daraufstarrte, sagte er: »Es gefällt dir, nicht wahr? Ich wusste nicht, was du dir wünschst, aber ich habe mir gedacht, dass dieses Armband so etwas wie die Brosche ist.«
    »Es ist … wunderbar.« Die Ziselierungen an diesem Armschmuck waren sogar noch zarter als an der Brosche aus Jetstein. Chinesische Drachen schlangen sich an den Silbergliedern entlang, die die ovalen Korallen zusammenhielten. Auch wenn ich am liebsten sofort meine Hand hindurchgeschoben hätte, glaubte ich, sagen zu müssen: »Lucas, ich finde es wunderwunderschön, aber …«
    »Ich will nichts von Geld hören«, sagte Lucas. Er sah entschlossen aus. »Ich werde den Jungs jeden Cent zurückzahlen, und es ist mir ganz egal, wie lange das dauert. Aber du bist doch mein Mädchen. Du

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