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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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gegen seine Schulter lehnen konnte. Wir knieten unter einer Laterne. Mein Herz schien in meiner Brust zu flattern wie ein eingefangener Vogel, der versuchte, sich zu befreien.
    »Bianca, was ist denn los?«
    »Ich weiß es nicht.« Im harten Licht der Laterne schien alles in verschiedene Grautöne getaucht, als wären wir in einem Schwarz-Weiß-Film. »Glaubst du, der Vampir wird die Stadt verlassen?«
    »Mach dir doch jetzt darüber keine Gedanken. Ich werde mich jetzt erst mal um dich kümmern.«
    Lucas drückte mich an seine Brust. Ein kalter Regenschauer, erst auf meiner Wange, dann auf meiner Wade, verriet mir, dass ein Sommergewitter aufgezogen war. Keiner von uns beiden bewegte sich, als der Regen heftiger wurde, uns beide durchnässte und mir die Haare am Kopf festklebte. Lucas schien das nichts auszumachen, aber was mich betraf … Ich hatte nicht mehr die Kraft, mich zu bewegen.

16
    Lucas schüttelte die Kissen hinter meinem Kopf auf und zog die Decke über mich. »Bist du sicher, dass alles mit dir in Ordnung ist?«, fragte er ungefähr zum hundertsten Mal in den letzten zwei Stunden.
    »Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen, das ist alles.« Ich wollte, dass er aufhörte, sich Sorgen zu machen. Den halben Heimweg lang war er fast verrückt vor Angst um mich gewesen, hatte mich fest in den Armen gehalten und mir während der holprigen Busfahrt durch den Regen nach Hause unablässig übers Haar gestrichen. Nun tobte draußen der Sturm, und die Donnerschläge ließen die Weinflaschen gegeneinanderklappern. »Dieser Vampir … Er kannte Charity. Er wird ihr von uns erzählen.«
    »Und das ist der Grund, warum wir in dieser Stadt nicht noch einmal auf Patrouille gehen werden.« Er drehte sich um, als ganz in der Nähe ein Blitz einschlug, und ich konnte mir vorstellen, wie er im Stillen zählte: eins, Mississippi, zwei … Das Gewitter war schon ganz nah.
    Ich legte eine Hand auf meine Stirn. Entweder war diese heiß, oder meine Hand war kalt. Meine Haare waren noch immer feucht, was die Sache vermutlich nicht besser machte.
    »Hast du heute vielleicht nicht genug gegessen?« Lucas rieb meine Hände zwischen seinen Handflächen und versuchte, sie auf diese Weise aufzuwärmen. Es war, als könnte er nicht zur Ruhe kommen, ja nicht einmal mehr klar denken, bis er eine Lösung für das gefunden hatte, was nicht in Ordnung war.
    »Oder bist du…o mein Gott.« Lucas’ Gesicht wurde kreidebleich. Ich wusste genau, was er dachte, und es war so offensichtlich, dass ich trotz allem lachen musste.
    »Ich bekomme kein Baby.«
    »Bist du ganz sicher?« Als ich nickte, seufzte er erleichtert. »Na ja, das ist ja wenigstens etwas.«
    Ich war nicht stark genug, mir selber einzugestehen, dass es trotzdem etwas Ernsthaftes sein könnte, und noch weniger konnte ich es Lucas gegenüber zugeben. »Mir wird es wieder gut gehen, wenn ich ein bisschen geschlafen habe. Du wirst schon sehen.«
    »Brauchst du Blut?« Er drückte meine Hand und schien so froh, als habe er mich gerade gefragt, ob er mir mit einer Tafel Schokolade etwas Gutes tun könnte. Es war lange her, dass meine Vampirnatur ihn verrückt gemacht hatte.
    »Ich habe vorhin schon Blut getrunken.« Ich konnte im Augenblick nicht einmal an Blut denken. Von der Vorstellung, irgendetwas zu mir zu nehmen, ganz besonders Blut, wurde mir übel.
    Lucas schwieg, und ich wusste, dass er noch immer besorgt war. Er wollte mir weitere Fragen stellen, aber ich wollte ihm keine Antworten mehr geben. Wenigstens eine Zeit lang wollte ich so tun, als ob nichts von alldem geschehen wäre.
    Ich war erleichtert, als Lucas nur noch »okay« sagte und sich vorbeugte, um mich auf die Wange zu küssen. Ich schloss die Augen und redete mir ein, dass alles gut und dieser Weinkeller ein richtiges Haus war und dass wir hier für immer und ewig glücklich und zufrieden würden leben können.
    Lucas schien am nächsten Tag nicht mehr ganz so beunruhigt wegen meines Schwächeanfalls zu sein, aber er bestand darauf, dass ich noch ein bisschen abwarten sollte, ehe ich weitere Bewerbungen für einen neuen Job ausfüllen würde. »Du bist erschöpft«, sagte er. Irgendetwas in seiner Stimme ließ mich vermuten, dass er sich eine Erklärung für das, was gerade passierte, zurechtgelegt hatte, und ich merkte, dass ich daran auch gerne glauben würde. »Nach dem Feuer in Evernight und der Zeit beim Schwarzen Kreuz hattest du ja kaum Gelegenheit, mal ein bisschen zu Atem zu kommen.«
    »Du doch auch

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