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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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sahen mit einem Mal forschend und unsicher aus. Sofort jedoch hatte er sich wieder im Griff und streckte seine Hand aus. »Lucas Ross.«
    »Oh. Hallo.« Es kam mir komisch vor, mich jemandem vorzustellen, von dem ich vor fünf Minuten noch geglaubt hatte, dass er mich umbringen wollte. Seine Hand war breit und kalt, und sein Griff war fest. »Ich bin Bianca Olivier.«
    »Dein Puls rast«, murmelte Lucas. Er betrachtete mein Gesicht eingehend, was mich wiederum nervös machte, jetzt allerdings auf sehr viel angenehmere Art und Weise. »Okay, wenn du nicht vor einem Angreifer davongerannt bist, warum hast du es denn dann so eilig gehabt? Für mich sah das keineswegs nach morgendlichem Joggen aus.«
    Ich hätte ihn angelogen, wenn mir irgendeine brauchbare Erklärung eingefallen wäre, aber das war nicht der Fall. »Ich bin früh aufgestanden, weil ich vorhatte… na ja, ich wollte versuchen abzuhauen.«
    »Behandeln dich deine Eltern schlecht? Tun sie dir was an?«
    »Nein! Damit hat es überhaupt nichts zu tun.« Ich war empört und beleidigt, aber mir war klar, dass Lucas natürlich irgendetwas Derartiges vermuten musste. Warum sonst sollte ein völlig normales Mädchen durch den Wald hetzen, ehe die Sonne richtig aufgegangen war, als müsste es um sein Leben rennen? Wir hatten uns gerade erst kennengelernt, also hielt er mich vielleicht noch immer für völlig normal. Ich beschloss, ihm nichts von den Bruchstücken des Albtraums zu erzählen, die immer wieder aufblitzten, denn dann würde das Pendel vermutlich in Richtung »durchgedreht« ausschlagen. »Aber ich will nicht hier zur Schule gehen. Ich mochte unsere Heimatstadt, und außerdem ist die Evernight-Akademie so… Hier ist es so…«
    »Verdammt unheimlich.«
    »Genau.«
    »Wohin wolltest du denn? Wartet vielleicht irgendwo ein Job auf dich oder irgendetwas in der Art?«
    Meine Wangen brannten, nicht nur von den Anstrengungen des Rennens. »Hm, nein. Ich bin eigentlich auch gar nicht wirklich weggelaufen. Ich wollte nur ein Zeichen setzen, sozusagen. Ich dachte, wenn ich das täte, würden meine Eltern vielleicht endlich begreifen, wie ernst es mir damit ist, dass ich nicht hier sein will, und vielleicht würden wir dann wegziehen.«
    Lucas blinzelte eine Sekunde lang, dann grinste er. Sein Lächeln löste all die seltsame, aufgestaute Energie in mir und verwandelte sie von Angst in Neugierde, sogar Aufregung. »Wie ich mit meiner Steinschleuder.«
    »Was bitte?«
    »Als ich fünf Jahre alt war, fand ich, dass meine Mutter gemein zu mir war. Also entschloss ich mich wegzulaufen. Ich nahm meine Steinschleuder mit, weil ich ja ein großer, starker Mann war, musst du wissen. Ich konnte für mich selbst sorgen. Ich glaube, ich hatte auch eine Taschenlampe und eine Packung Kekse dabei.«
    Trotz meiner Verlegenheit musste ich lächeln. »Ich schätze, du hast deine Sachen besser als ich gepackt.«
    »Ich stapfte also aus dem Haus, in dem wir wohnten, und lief den weiten Weg bis… zum äußersten Ende des Gartens. Dort verschanzte ich mich. Ich blieb den ganzen Tag draußen, bis es anfing zu regnen. An einen Regenschirm hatte ich nicht gedacht.«
    »Und das bei all dieser sorgfältigen Planung.« Ich seufzte.
    »Ja, ich weiß. Es ist tragisch. Ich ging also wieder ins Haus, nass und mit schmerzendem Magen, nachdem ich ungefähr zwanzig Kekse verdrückt hatte, und meine Mum, die eine kluge Frau ist, auch wenn sie mich krank macht, nun ja, sie tat so, als wenn nichts geschehen wäre.« Lucas zuckte mit den Schultern. »Und das werden deine Eltern auch tun. Das weißt du doch ganz genau, oder?«
    »Stimmt.« Meine Kehle wurde vor Enttäuschung ganz eng. Mir war die Wahrheit tatsächlich schon die ganze Zeit klar gewesen. Ich hatte einfach irgendwas tun müssen, und zwar eher, um meinen eigenen Frust auszuleben, als um meinen Eltern eine Botschaft zu vermitteln.
    Dann stellte mir Lucas eine Frage, die mich verblüffte: »Willst du wirklich weg von hier?«
    »Du meinst, ob ich wirklich… abhauen will?«
    Lucas nickte, und er sah so aus, als ob er es ernst meinte.
    Aber das tat er wohl doch nicht. Das konnte er nicht ernst meinen. Bestimmt hatte er das gefragt, um mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Und so gab ich es zu: »Nein, will ich nicht. Ich werde zurückgehen und mich für die Schule fertig machen wie ein braves Mädchen.«
    Und da war es wieder, dieses Grinsen. »Niemand hat gesagt, du müsstest ein braves Mädchen sein.«
    Er sagte das in

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