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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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einem Ton, bei dem ich mich ganz warm und weich im Innern fühlte.
    »Es ist nur so… Was die Evernight-Akademie angeht… Ich glaube nicht, dass ich hier je dazugehören werde.«
    »Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Es könnte eine gute Sache sein, wenn man hier nicht hergehört.« Er sah mich ernst und durchdringend an, als ob er eine ganz andere Idee hätte, wohin ich gehören könnte. Entweder mochte mich dieser Typ wirklich, oder ich bildete mir etwas ein, weil ich so gerne wollte, dass er mich mochte. Ich hatte viel zu wenig Erfahrung, um sagen zu können, was davon zutraf.
    Eilig rappelte ich mich auf. Als Lucas ebenfalls aufgestanden war, fragte ich: »Und was hast du gerade gemacht, als du mich gesehen hast?«
    »Wie ich schon sagte, ich dachte, du wärst in Schwierigkeiten. Hier in der Gegend gibt es ganz schön raue Burschen. Nicht jeder hat sich selbst unter Kontrolle.« Er strich sich einige Kiefernnadeln vom Sweatshirt. »Ich hätte keine falschen Schlüsse ziehen sollen. Mein Instinkt ist mit mir durchgegangen. Tut mir leid.«
    »Das ist in Ordnung, ehrlich. Ich hab schon verstanden, dass du mir nur helfen wolltest. Ich meinte aber, was du getan hast, bevor du mich gesehen hast. Die Einführungsveranstaltung fängt doch erst in einigen Stunden an. Es ist wirklich früh. Sie haben den Schülern gesagt, sie sollen so gegen zehn Uhr eintreffen.«
    »Ich war nie gut darin, mich an die Regeln zu halten.«
    Das war interessant. »Dann… bist du also ein Frühaufsteher, der zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett hüpft?«
    »Eigentlich weniger. Ich bin noch gar nicht im Bett gewesen.« Sein Lächeln war einfach umwerfend, und mir war bereits jetzt klar, dass er genau wusste, wie er es einzusetzen hatte. Aber das war mir egal.
    »Meine Mutter kann mich nicht selbst herbringen. Sie ist auf Geschäftsreise, würdest du vermutlich sagen. Ich habe den Nachtzug genommen und dachte mir, ich laufe schon mal hierher. Schau mir ein bisschen die Umgebung an. Rette in Not geratene junge Damen.«
    Als ich daran dachte, wie schnell Lucas hinter mir hergerannt war, und mir klarmachte, dass er das getan hatte, um mein Leben zu retten, änderte sich die Erinnerung. Die Furcht war verschwunden, und nun musste ich darüber lächeln. »Warum bist du nach Evernight gekommen? Ich sitze hier wegen meiner Eltern fest, aber du hättest dir doch wahrscheinlich auch eine andere Schule aussuchen können. Einen angenehmeren Ort. Also praktisch jeden anderen.«
    Lucas schien ernstlich nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte. Er schob die Zweige beiseite, während wir durch den Wald liefen, damit sie mir nicht das Gesicht zerkratzten. Niemand hatte je den Weg für mich freigemacht. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich hab’s nicht eilig zurückzugehen. Außerdem müssen wir vor der Einführung noch einige Stunden totschlagen.«
    Er senkte den Kopf, hielt den Blick jedoch fest auf mich gerichtet. Irgendetwas an dieser Bewegung war eindeutig aufregend, doch ich wusste nicht, ob er das beabsichtigt hatte. Seine Augen hatten beinahe genau die gleiche Farbe wie der Efeu, der an den Türmen von Evernight wuchs.
    »Es ist auch eine Art Geheimnis.«
    »Ich kann ein Geheimnis für mich behalten. Ich meine, du wirst doch wohl ebenfalls kein Wort über das alles hier verlieren, oder? Über das Weglaufen und Durchdrehen…«
    »Ich werde es keinem verraten.« Nach einigen weite ren Sekunden Bedenkzeit gestand Lucas schließlich: »Ein Vorfahre von mir hat vor beinahe hundertfünfzig Jahren versucht, hier zur Schule zu gehen. Aber er wurde… ausgesiebt, so sagt man wohl.« Lucas lachte, und es fühlte sich an, als würde das Sonnenlicht durch die Baumkronen brechen. »Also ist es an mir, die Familienehre wiederherzustellen.«
    »Das ist nicht fair. Du solltest deine Entscheidung nicht auf der Grundlage dessen treffen müssen, was er getan oder gelassen hat.«
    »Es betrifft ja nicht alle meine Entscheidungen. Ich darf mir immerhin meine Socken frei aussuchen.« Er lächelte, als er sein Hosenbein hochzog und so den Rand seiner karierten Socken über seinen schweren schwarzen Stiefeln enthüllte.
    »Weshalb haben sie denn deinen Ur-Ur-was-auch-immer ausgesiebt?«
    Lucas schüttelte mitleidsvoll den Kopf. »Er war in seiner ersten Woche an einem Duell beteiligt.«
    »An einem Duell? Weil jemand seine Ehre beleidigt hat?« Ich versuchte mich zu entsinnen, was ich aus historischen Liebesromanen und Filmen über Duelle wusste.

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