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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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dich gebeugt. Bedrohlich.«
    »Ich habe ihm die Sterne gezeigt!« Ich schlang die Arme um meinen Körper und versuchte, mich warm zu halten. »Hast du vielleicht gedacht, er wollte mich küssen?«
    »Nein.«
    »Lügner«, entgegnete ich.
    Lucas stöhnte. »Okay, ich habe versucht, ihn von dir fernzuhalten. Ich konnte einfach nicht zusehen, wie sich dieser Kerl an dich ranmacht, ohne etwas dagegen zu unternehmen.« Dann zog er den Schulblazer aus und bot ihn mir an. Es war keine elegante Geste wie bei Balthazar. Allerdings hatte Balthazar nur getan, was seine guten Manieren erforderten, und sein Verhalten gehörte zum Auftreten als Gentleman dazu. Bei Lucas hingegen kam es mir so vor, als ob er verzweifelt alles versuchte, was beweisen würde, dass er sich wenigstens ein bisschen um mich kümmerte.
    Ich nahm die Jacke von ihm entgegen und schlüpfte hinein. Das Innenfutter war noch immer warm von seinem Körper. »Danke.«
    »Eine Schande, dieses Kleid so zu verstecken.« Er musterte mich von oben nach unten, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    »Hör auf, mit mir zu flirten.« Ein Teil von mir wollte, dass Lucas die ganze Nacht lang mit mir flirtete, aber ich wusste, dass es für uns Zeit wurde, verschiedene Dinge anzusprechen. »Rede mit mir.«
    »Gut, dann lass uns reden.«
    Natürlich wussten wir nun beide nicht so genau, was wir sagen sollten. Vor allem um Zeit zu gewinnen lief ich immer weiter, Lucas neben mir. In einiger Entfernung hörten wir Blätter rascheln, doch dann ertönte ein Kichern. Offensichtlich hatten sich auch noch andere Pärchen heute Nacht heimlich in den Wald geschlichen. Aber so, wie es klang, hatten sie mehr Spaß als wir.
    Schließlich wurde mir klar, dass ich den Anfang machen musste. »Du hättest das über meine Eltern nicht sagen sollen.«
    »Ja, das war nicht in Ordnung.« Lucas seufzte. »Sie sorgen sich um dich. Das ist für alle offensichtlich.«
    »Und warum behauptest du dann so komische Sachen über sie?«
    Er dachte darüber nach und war sich offensichtlich nicht sicher, was er antworten sollte. »Wir haben noch nicht viel über meine Mum gesprochen.«
    Ich blinzelte. »Nein, haben wir wohl noch nicht.«
    »Sie ist ziemlich besitzergreifend.« Lucas starrte auf seine Füße, während wir über den dicken, weichen Teppich aus Tannennadeln liefen. In der Nähe stand ein Apfelbaum, der von abgefallenen Früchten umgeben war, die niemand aufgehoben hatte. Jeder einzelne Apfel war inzwischen braun und weich geworden. Der süße Geruch schwebte in der Luft. »Sie versucht, mein ganzes Leben für mich zu regeln, und sie bedrängt mich dabei ziemlich.«
    »Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie dich irgendjemand herumkommandieren könnte.«
    »Das liegt daran, dass du meine Mum noch nicht kennengelernt hast.«
    »Sie wird sich schon noch ändern, wenn du älter geworden bist«, sagte ich. »Ich weiß, dass meine Eltern früher noch viel mehr versucht haben, mich zu behüten.«
    »Sie ist nicht wie deine Eltern.« Lucas lachte, und aus Gründen, die ich mir selber nicht erklären konnte, klang das Geräusch sonderbar in meinen Ohren. »Mum sieht die Welt schwarz-weiß. Man muss stark sein, um klarzukommen, sagt sie. Ihrer Meinung nach gibt es nur zwei Arten von Menschen: Jäger und Gejagte.«
    »Das klingt… ganz schön heftig.«
    » Heftig beschreibt sie ganz gut. Sie hat sehr genaue Vorstellungen davon, wer ich sein soll und was ich zu tun habe. Vielleicht stimme ich da nicht immer mit ihr überein, aber, weißt du… Sie ist eben meine Mum. Was sie sagt, hat Auswirkungen auf mich.« Er seufzte tief. »Das ist nicht unbedingt eine Erklärung, aber es hat viel damit zu tun, wie ich mich in Riverton aufgeführt habe.«
    Je mehr ich über Lucas’ Worte nachdachte, umso mehr wurde mir klar, wie viel sie tatsächlich erklärten. Lucas hatte angenommen, dass meine Eltern versuchten, mein Leben für mich in die Hände zu nehmen, weil seine Mutter das bei ihm immer so machte. »Jetzt verstehe ich dich. Wirklich.«
    »Es ist kalt.« Lucas nahm meine Hand. Mein Herz schlug schneller. »Komm, lass uns zurück zur Schule gehen.«
    Gemeinsam liefen wir auf das Evernight-Gebäude zu und traten aus dem Wald hinaus auf das Schulgelände, von wo aus wir die strahlenden Lichter der Halle und die Silhouetten der tanzenden Pärchen sehen konnten. Ich stellte mir vor, wie diese Nacht hätte verlaufen können, wenn Lucas und ich nicht gestritten hätten und er meine Verabredung zum

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