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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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lebte. Ich war zu erschüttert, um vor ihr Angst zu haben. Als ich versuchte, mich ins Schlafzimmer zu drängen, um Lucas zu sehen, schüttelte Mum den Kopf. »Wasch dir erst das Gesicht mit kaltem Wasser. Hol tief Atem. Und dann reiß dich zusammen, mein Schatz. Wir müssen uns unterhalten.« Sie lächelte unsicher, als sie hinzufügte: »Alles ist in Ordnung, das wirst du schon sehen.«
    Meine feuchte, zitternde Hand machte sich an dem gläsernen Türknauf zum Badezimmer zu schaffen. Als mein Blick im Spiegel auf mein Gesicht fiel, wurde mir klar, warum meine Mutter mehrmals gesagt hatte, ich solle mich zuerst waschen. Meine Lippen waren mit Lucas’ Blut verschmiert. Einige Tropfen waren auf meinen Wangen verwischt. Eilig drehte ich den Wasserhahn auf und versuchte verzweifelt, den Beweis für das, was gerade geschehen war, abzuputzen, aber als das kalte Wasser über meine Finger floss, sah ich mir die Blutflecken unwillkürlich genauer an. Meine Lippen waren so rot, und sie waren noch immer von unseren Küssen geschwollen.
    Langsam fuhr ich mit der Zungenspitze meine Lippen entlang. Ich konnte Lucas’ Blut schmecken, und es war, als wäre er mir in diesem Augenblick so nah, wie er es in meinen Armen gewesen war.
    Das also hatte alles zu bedeuten, dachte ich. Mein ganzes Leben lang hatten meine Eltern mir gesagt, dass eines Tages Blut mehr als Blut sein würde, mehr als einfach nur etwas vom Schlachter, das sie mir zum Abendessen servierten. Ich hatte nie verstehen können, was sie meinten. Doch nun begriff ich es. In gewisser Weise war es wie mein erster Kuss von Lucas: Mein Körper hatte gewusst, was ich brauchte und wollte, lange bevor mein Geist es auch nur erahnen konnte.
    Dann dachte ich an Lucas, wie er sich für meinen Kuss zurücklehnte und mir vollkommen vertraute. Das Gefühl der Schuld ließ mich wieder weinen, und dann spritzte ich mir Wasser ins Gesicht und benetzte damit meinen Nacken. Es dauerte mehrere Minuten tiefen Ein- und Ausatmens, ehe ich das Bad wieder verlassen konnte.
    Mrs. Bethanys Bett war ein geschnitztes, schwarzes Monstrum mit gedrechselten Pfeilern, die den Betthimmel trugen. Ganz offenkundig war es Jahrhunderte alt. Lucas lag ohnmächtig in der Mitte des Bettes, weiß wie der Verband, der um seine Kehle gewickelt worden war, aber er atmete.
    »Er lebt«, flüsterte ich.
    »Du hast nicht genug Blut getrunken, um ihn zu verletzen.« Mein Vater sah mich zum ersten Mal, seitdem er aus dem Pavillon gerannt war, richtig an. Ich hatte befürchtet, in seinen Augen zu lesen, dass er mich verurteilte oder sich für mich schämte angesichts dessen, was ich getan hatte, als mich der Drang zu beißen überfiel, aber Dad war ganz ruhig, ja sogar liebevoll. »Es kostet schon einige Anstrengung, mehr als nur einen Liter auf einmal zu trinken.«
    »Warum ist Lucas denn dann ohnmächtig geworden?«
    »Der Biss bewirkt das bei ihnen«, erklärte Mum. Mit »ihnen« meinte sie Menschen. Normalerweise achtete sie sehr darauf, keine Unterscheidungen zu machen, denn sie behauptete gerne, dass Leute immer Leute wären, aber die Trennlinie zwischen uns war nie offensichtlicher. »Es ist, als ob sie hypnotisiert sind oder unter irgendeinem Bann stehen. Zuerst wehren sie sich heftig, aber dann rutschen sie in einen Trancezustand.«
    »Das ist gut, denn es bedeutet, dass er sich morgen an nichts mehr wird erinnern können.« Dad hielt Lucas’ Handgelenk und prüfte den Puls. »Wir werden eine Geschichte erfinden, die die Wunde erklärt, etwas ganz Simples wie einen Unfall. Dieser alte Pavillon hat etliche lose Latten, und eine von ihnen könnte sich gelockert haben und ihm auf den Kopf gefallen sein.«
    »Ich möchte Lucas nicht anlügen.«
    Mum schüttelte den Kopf. »Liebes, du hast doch immer begriffen, dass es Dinge gibt, die die Menschen um uns herum nicht unbedingt wissen müssen.«
    »Lucas ist nicht so wie die anderen.«
    Was ich im Gegensatz zu ihnen wusste, war, dass Lucas bereits misstrauisch war, was die Evernight-Akademie anging. Natürlich kannte er die Wahrheit über diesen Ort nicht - denn wenn das der Fall gewesen wäre, wäre er nie durch das Schultor eingetreten -, aber er hatte bemerkt, dass irgendetwas los war, dass etwas an der Schule war, was einem nicht sofort ins Auge sprang. Ich war im gleichen Augenblick stolz auf Lucas’ scharfe Instinkte, wie mir klar wurde, dass sie alles viel schwieriger machen würden.
    Aber wie konnte ich auch nur in Erwägung ziehen, ihm die Wahrheit zu

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