Evernight Bd.1 Evernight
Herbstball gewesen wäre. Das war beinahe zu vollkommen, um es sich auch nur auszumalen. »Ich will noch nicht wieder hineingehen.«
»Es ist kalt.«
»Deine Jacke hält mich warm.«
»Ja, aber sie hält mich nicht warm.« Er grinste mich an.
Lucas schien immer irgendwie älter als ich, außer wenn er lächelte.
»Warte nur noch ein bisschen«, bat ich und drängte ihn zum Pavillon, in dem wir uns schon mal getroffen hatten. »Wir können uns doch gegenseitig wärmen.«
»Tja, wenn das so ist…«
Wir setzten uns, die Sterne über uns verschwanden hinter dem dichten Efeu, und Lucas legte den Arm um mich. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter. Einfach so. All die Zweifel und die Verwirrung, die ich in den letzten Wochen gespürt hatte, waren verschwunden. Auf dem Ball war ich glücklich gewesen, allerdings nur, weil ich mich beim Herumwirbeln selbst vergessen hatte. Das hier war anders. Ich wusste, wo ich war - wer ich war -, und ich spürte einen tiefen Frieden in mir. Auch wenn ich all die Gründe, warum ich an Lucas gezweifelt hatte, nicht vergessen konnte, so konnte ich ihm doch nun, wo wir uns so nahe waren, voll und ganz vertrauen. Ich fürchtete mich vor nichts mehr auf der Welt. Es war sicher, sich fallen zu lassen. Ich schloss die Augen und schmiegte mein Gesicht in seine Halsbeuge. Lucas zitterte, und ich glaube nicht, dass das an der Kälte lag.
»Du weißt, dass ich heute Nacht nur nach dir Ausschau gehalten habe, oder?«, flüsterte er. Ich konnte seine Lippen spüren, die über meine Stirn strichen. »Ich wollte, dass du sicher bist.«
»Du musst mich nicht vor Gefahr beschützen, Lucas.« Ich schob meine Arme um seine Taille und drückte ihn fest. »Du musst mich davor beschützen, dass ich einsam bin. Kämpfe nicht für mich. Sei einfach bei mir. Das ist es, was ich brauche.«
Er lachte; ein seltsamer, trauriger Klang. »Du brauchst jemanden, der ein Auge auf dich hat. Aufpasst, dass alles in Ordnung ist. Und dieser Jemand will ich sein.«
Ich hob mein Gesicht, um ihn anzusehen. Wir waren so nahe beieinander, dass meine Wimpern sein Kinn streiften, und ich konnte die Hitze unserer Körper in der kurzen Distanz zwischen unseren Mündern spüren. Es kostete mich allen Mut zu sagen: »Lucas, ich brauche nur dich.«
Lucas berührte meine Wange, dann berührten seine Lippen die meinen. Im ersten Moment verschlug es mir den Atem, aber ich wusste bereits, dass ich nun keine Angst mehr kennen würde. Ich war bei Lucas, und künftig würde mir nichts mehr etwas anhaben können.
Ich küsste ihn, und meine Träume hatten mir die Wahrheit gezeigt: Ich wusste, was ich zu tun hatte. Wie ich Lucas berühren musste. Das Wissen war all die Zeit in mir gewesen und hatte auf den Funken gewartet, der es entzünden und zum Leben erwecken würde. Lucas presste mich so hart an seine Brust, dass ich kaum Luft bekam. Wir küssten uns tief und langsam, hart und weich, auf tausend verschiedene Arten und Weisen. Und jede einzelne davon war richtig.
Sein Blazer rutschte mir von den Schultern, sodass meine Arme und mein Rücken der kalten Nachtluft ausgesetzt waren. Seine Hände glitten empor, um mich zu bedecken, und ich konnte seine Handflächen auf meinen Schulterblättern und seine Fingerspitzen auf meinem Rückgrat spüren. Das Gefühl seiner Haut auf meiner war so wunderschön, besser, als ich es mir je ausgemalt hätte, und mein Kopf fiel zurück, als ich vor Wohligkeit seufzte. Lucas küsste meinen Mund, meine Wangen, mein Ohr, meine Kehle.
»Bianca.« Sein Flüstern war weich auf meiner Haut. Lucas’ Lippen liebkosten die Senke an meiner Kehle. »Wir sollten aufhören.«
»Ich will nicht aufhören.«
»Hier draußen… Wir sollten uns nicht… davontragen lassen …«
»Du musst nicht aufhören.« Ich küsste sein Haar, seine Stirn. Alles, was ich denken konnte, war, dass er nun mir gehörte, und niemandem sonst.
Als sich unsere Lippen erneut fanden, war der Kuss anders, drängender, beinahe verzweifelt. Lucas und ich atmeten schneller und konnten nicht mehr sprechen. Nichts in der Welt existierte, außer ihm und dem Hämmern in meinem Innern, das darauf beharrte, dass er mein war , mein, mein, mein.
Seine Finger strichen über den schmalen Träger meines Kleides, bis dieser an meiner Schulter hinabrutschte und meine Brust ein Stückchen freilegte. Lucas fuhr die Linie von meinem Ohr bis zu meiner Schulter mit dem Daumen entlang. Ich wollte, dass er weiterging, dass er mich auf jede Weise berührte,
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