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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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nicht nach dem, was ich über ihn weiß. Ich habe gesehen, wie er sich für Schüler eingesetzt hat, die gehänselt wurden, und gehört, worüber er im Klassenzimmer spricht. Er ist ein schlauer Kerl.«
    Ich lächelte. Nachdem ich wochenlang an Lucas gezweifelt hatte, war es gut zu hören, wie jemand etwas Nettes über ihn sagte.
    Balthazar war noch nicht fertig. »Aber er hat ein hitziges Temperament. Du hast ihn mit Erich kämpfen sehen, also weißt du es.« Ich war, wenn auch schuldbewusst, aus tiefstem Herzen dankbar, dass Balthazar nichts von dem wusste, was in Riverton in der Pizzeria vorgefallen war. »Er kapselt sich auch ab. Ich kann mir zwar gut vorstel len, dass Evernight jemanden wie ihn dazu bringt, sich von den anderen zu distanzieren, aber das ändert nichts daran, dass er manchmal…«
    »Impulsiv ist«, beendete ich seinen Satz. »Ja, das habe ich gesehen. Und deshalb weiß ich auch nicht, ob wir je zusammenkommen werden. Aber ich finde, du verdienst zu wissen, was ich fühle.«
    »Alles, was ich sagen will, ist, dass du auf dich aufpassen sollst. Wenn er dich verletzt, sieh zu, dass du Land gewinnst.« Er lächelte mich kläglich an. »Vielleicht klappt es ja in der zweiten Runde mit uns.«
    Ich legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich würde mich glücklich schätzen.«
    Balthazar küsste mich auf die Stirn. Er roch nach Pfeifenrauch und Leder, und halb wünschte ich mir, ich hätte damit gewartet, ihm all das zu sagen, bis er mich wenigstens einmal richtig geküsst hatte. »Bist du bereit, wieder reinzugehen?«
    »Nur noch ein paar Minuten. Mir gefällt es hier draußen. Außerdem kann man heute Nacht so gut die Sterne sehen.«
    »Das stimmt. Du liebst also Astronomie.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging neben mir her, als wir tiefer in den Wald vordrangen und zu den Sternenkonstellationen emporsahen, die durch die kahlen Baumwipfel über uns funkelten.
    »Das ist Orion, oder?«
    »Ja, Der Jäger .« Ich hob eine Hand, um die Umrisse der Beine, des Gürtels und der ausgestreckten Arme - bereit, einen Pfeil abzuschießen - nachzufahren. »Siehst du diesen wirklich hellen Stern an seiner Schulter? Das ist Beteigeuze.«
    »Welcher?« Vermutlich interessierte sich Balthazar gar nicht sonderlich für Astronomie, aber er schien erleichtert, über irgendetwas anderes als seine Enttäuschung in Liebesdingen sprechen zu können. Ich wusste, wie er sich fühlte.
    »Beug dich mal ein bisschen vor.« Er tat es mir nach, und ich führte einen seiner Arme nach oben, sodass ein Finger auf den Stern wies.
    »Siehst du ihn jetzt?«
    Balthazar lächelte. »Ich denke schon. Gibt es nicht einen Nebel um den Orion?«
    »Ja, auf halbem Wege dorthin. Ich zeig ihn dir.«
    Eine Stimme hinter uns fragte: »Bianca?«
    Wir wirbelten beide herum. Ich hatte die Stimme sofort erkannt, allerdings meinen eigenen Ohren nicht getraut. Vielleicht spielte mir die Hoffnung einen Streich. Aber dort in der Dunkelheit stand Lucas in seiner Schuluniform. Sein Blick war starr, jedoch nicht auf mich gerichtet, ja nicht mal auf uns beide gemeinsam, sondern nur auf Balthazar.
    Ich flüsterte: »Lucas, was machst du denn hier?«
    »Mich vergewissern, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
    Das gefiel Balthazar überhaupt nicht. Er richtete sich kerzengerade auf. »Bianca ist bei mir sicher.«
    »Es ist spät. Es ist dunkel. Du hast sie ganz allein hierhergebracht.«
    »Sie ist aus freien Stücken mitgekommen.« Dann holte Balthazar tief Luft und versuchte offensichtlich, sich selbst zur Ruhe zu zwingen. »Vielleicht wäre es am besten, wenn du zukünftig Bianca begleiten würdest.«
    Lucas war augenscheinlich verblüfft. Er schien eine Auseinandersetzung, nicht jedoch ein kampfloses Aufgeben erwartet zu haben.
    »Ich komme mit dir rein«, sagte ich zu Balthazar. Auch wenn wir gerade über meine wahren Gefühle gesprochen hatten, war er doch meine Verabredung an diesem Abend. Das zumindest schuldete ich ihm.
    Aber Balthazar schüttelte den Kopf. »Schon gut. Mir ist nicht mehr nach Tanzen zumute.«
    Ziemlich durcheinander und beschämt schlüpfte ich aus der Smokingjacke, wappnete mich gegen die kalte Luft und sagte: »Danke. Für alles.«
    »Wenn du mich brauchst, lass es mich wissen.« Während Balthazar seine Jacke wieder anzog, warf er Lucas einen durchdringenden Blick zu, dann ging er allein in Richtung Schule zurück.
    Kaum dass Balthazar uns verlassen hatte, murmelte ich: »Das war vollkommen unnötig.«
    »Er hat sich über

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