Evers, Horst
deine Nummer leuchtet auf
meinem Display.
- Ja, stimmt, das kann sein. Das ist
sogar logisch, weil, das ist hier so eine technische Erweiterung, das ist jetzt
so ein Festnetz, wo man sich mit dem Handy direkt einstöpseln kann. Das ist
nochmal besser, das ist quasi wie WLAN, aber eben zusätzlich noch mit Kabel.
- Und da kannst du dich einfach mit
dem Handy ins Festnetz einstöpseln?
- Ja, ne, super, was heute technisch
so alles möglich ist, oder?
- Allerdings. Na, wenn das so
einfach mit dem Handy über das Festnetz ist, dann kannste ja auch schnell das
Foto schicken.
Sie legt
auf. Schwächere Charaktere als ich würden jetzt vielleicht aufgeben.
Vielleicht würden auch klügere oder vernünftigere Charaktere aufgeben. Ich
jedoch hole drei Plastikbeutel Tiefkühlerbsen, um irgendwie einen Lichtfilter
für grünlich schimmernde Tofufotos herzustellen. Ein Supermarktangestellter
fragt, ob er mir irgendwie behilflich sein kann. Schicke ihn drei grüne
Weinflaschen holen, mit deren Spiegel-Lichtreflex sind vielleicht sogar noch
bessere Fotos möglich. Nach rund zwanzig Minuten Arrangieren und mit Hilfe
mehrerer Kunden, Olivenölflaschen und grünen Bonbonverpackungen kriege ich
tatsächlich ein paar ganz gute Fotos hin. Wir sind alle sehr zufrieden. Nur
dreißig Sekunden nach dem Schicken ruft die Freundin zurück:
- Hallo, Horst, du, ich glaub, das
Tofu ist okay, die haben das wahrscheinlich nur schlecht beleuchtet, als wenn
da grünes Plastik vorgespannt wäre oder so. Das kannste nehmen.
- Hm, jetzt sehe ich es auch.
Schlimm. Na, da ist hier aber wohl jemand ganz schön dämlich gewesen, was?
- Jaja, wahrscheinlich, so was
passiert. Und? Haste sonst alles vom Zettel?
- Oh, der Zettel, dazu bin ich bis
jetzt noch gar nicht gekommen ... der Zettel... Du, sag mal, steht hier
Kalbfleisch auf dem Zettel?
- Ja, ich hatte mir überlegt, doch
lieber original Geschnetzeltes zu machen. Hatte ich mehr Lust drauf. Entschuldigung,
ich hätte dich vorher fragen sollen.
- Och, du weißt doch, mir ist das
eigentlich gleich. Mach dir keine Gedanken, mach ich auch nicht.
Gescheiterte Beziehungen
Im
Gegensatz zu weitverbreiteten Vorurteilen machen sich Männer sehr wohl, sehr
viel und sehr häufig Gedanken darüber, wann, wie und warum eine Beziehung
gescheitert ist. Zumeist sind es Kleinigkeiten, oft nur einzelne Gespräche, die
den Anfang vom Ende markieren. Bei der Analyse meiner gescheiterten
Beziehungen habe ich mich an drei Gespräche erinnert, die den Beginn des
Auflösungsprozesses einer doch so hoffnungsfroh gestarteten Zweisamkeit womöglich
sogar idealtypisch einfangen.
Wir gehen aus Das Telefon klingelt. Maria ist
dran.
- Hallo, Horst, wie geht's?
- Och, na ja, und selbst?
- Geht so. Was hast du denn heute so
gemacht?
- Ach, hör auf, ich hab den ganzen
Tag außer Putzen nichts gemacht.
- Oh, dann ist es bei dir ja jetzt
total sauber, was?
- Nee, eigentlich gar nicht.
- Du hast doch den ganzen Tag
geputzt.
- Das hast du falsch verstanden. Als
ich gesagt habe, ich habe den ganzen Tag außer Putzen nichts gemacht, meinte
ich damit, ich habe fünf Minuten geputzt und sonst den ganzen Tag nichts gemacht.
- Ach so. Auch gut. Ich dachte, wir
könnten heute Abend mal was unternehmen.
- Ah super, hab ich auch schon
gedacht. Was schwebt dir denn so vor?
- Ich dachte, du schlägst mal was
vor.
- Ich, äh, natürlich, kein Problem,
ahm, Kino vielleicht?
- Ach nööö.
- Kneipe sitzen schön?
- Das machen wir ständig. Ich
dachte, wir zwei gehen vielleicht mal tanzen.
- Tanzen! Genau! Super! Das wollte
ich auch gerade vorschlagen.
- So ein Quatsch. Du schlägst nie
vor, tanzen zu gehen.
- Das ist nicht wahr. Ich wollte das
gerade vorschlagen. Als Erstes sogar. Mir ist nur das Wort entfallen. Dann
wollte ich es umschreiben mit «wo es immer total laut is und alle schwitzen und
dann auch ein bisschen riechen».
- Hm, Und wirst du denn auch tanzen?
- Klar, wenn die Musik gut ist.
- Was muss das denn für Musik sein,
damit du tanzt?
- Na so ... na so ... na so
Tanzmusik eben, diese Musik, wo ich dann auch immer tanze.
- Und welche Musik genau ist das?
- Ach, mal so, mal so. Das wechselt.
- Du wirst also nicht tanzen. Ich
werde tanzen, und du wirst
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