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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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Außerdem ist da total viel Plastik
drin, und der stinkt doch.
    -     Das ist auch nicht nur der
Pullover.
    -     Komm, tu mir einen Gefallen,
vergrab ihn ganz tief im Schrank und hol ihn da nie wieder raus.
    -     Ich hab keinen Schrank.
    -     Ach ja, bei nur einem Pullover
lohnt sich das ja auch nicht richtig.
    -     Ich find das nicht richtig, wie du
über den Pullover redest. Wie muss der sich denn jetzt fühlen? Stell dir mal
einen anderen Planeten vor oder ein Paralleluniversum, wo die Pullover die
herrschende Macht sind, und wir Menschen sind dort für die nur Kleidungsstücke.
Versetz dich da mal rein, wie das ist, wenn man dann aussortiert wird und sein Leben
lang im Schrank stehen muss. Wenn da ein Pullover zum anderen sagt: Diesen
Menschen, den ziehst du mir aber nicht mehr an, der sieht ja aus wie ein Horst,
und wenn du den anhast, siehst auch du aus wie ein einziger Horst. Stell dir
mal vor, wie man sich dann fühlt!!! Marion starrt mich an. Tatsächlich bin ich
ja fest davon überzeugt, dass die Pullover irgendwann hier auf der Erde die
Macht übernehmen werden. Auch deshalb trage ich diesen Pullover dauernd, um
dann als unkleidsamer Mensch noch ein erträgliches Leben zu haben, weil der
Pullover sich erinnert, dass ich immer gut zu ihm war. Aber das sage ich
Marion lieber nicht.
    -     Horst, ich weiß, was du jetzt
denkst.
    -     Glaub ich nicht.
    -     Doch, ich kenn dich. Du denkst,
die Pullover werden sowieso irgendwann die Macht übernehmen.
    -     Stimmt gar nicht!
    -     Doch, doch. Du hast wieder diesen
Ich-denk-jetzt-absichtlich-Scheiße-Blick.
    -     Nein.
    -     Doch.
    -     Wie soll dieser Blick denn gehen?
    -     Genau so, wie du gerade guckst.
    -     Stimmt nicht.
    -     Doch.
    -     Nein.
    -     Doch.
    Ich
glaube, dies war der Moment, wo sich Marion und ich ein wenig entfremdet haben.
     
    Schusswaffen für alle
     
    Zeige mir
deinen Spam-Ordner, und ich sage dir, wer du bist.
    Falls
dieser zurzeit so moderne Satz wirklich stimmt, dann bin ich mir selbst aber
nicht besonders sympathisch. Wenn das, was in meinem Spam-Ordner so landet,
wirklich etwas Grundlegendes, Tiefes über mich aussagt, dann bin ich ohne Frage
ein sehr, sehr kranker Mensch mit höchst eigenartigen Vorlieben und Problemen.
Neben den vielen Tipps und Vorschlägen für ein glücklicheres und vor allem,
nennen wir es mal, imposanteres Sexualleben bin ich wohl jemand, der gern
pokert, grundsätzlich hilfsbereit gegenüber vermögenden afrikanischen
Diplomaten ist, praktisch wöchentlich einen neuen Schreibtischstuhl benötigt,
bevorzugt das Modell Chefsessel, und sich geradezu brennend für
lufthydraulische Barhockerweltneuheiten interessiert. Meine große, meine
absolute und alles überstrahlende Leidenschaft jedoch, das sind und bleiben
natürlich die Flaggenmasten. Einen Flaggenmast kann man einfach immer
brauchen. Ein Flaggenmast zeigt der ganzen Welt: Hier wohnt jemand, der etwas
zu sagen hat. Findet zumindest mein Spam-Ordner. Dies alles besucht seit langem
mein Mailprogramm. Nichts, was ich ungewöhnlich oder irritierend finde. Seit
ein paar Tagen jedoch bekomme ich auch Werbung für waffenscheinfreie
Schusswaffen geschickt. Das hat mich schon verblüfft. Wie bin ich denn jetzt
bitte schön in diesen Verteiler gekommen? Welche Homepages oder so könnte ich
mir angesehen haben, die irgendein anonymes, unbestechliches,
vollautomatisches Käufer-Kundenprofil-Erstellungsprogramm zu der Überzeugung
gebracht haben, ich hätte Interesse an waffenscheinfreien Schusswaffen?
     
    Vor circa
einer Woche hatte ich einen zunächst freundlichen, dann sachlichen, am Ende
jedoch aggressiven Mailwechsel mit meinem Mobilfunkanbieter, der mir ein Abo
abrechnet, das ich nie abgeschlossen habe. Ich kann aber auch nicht sofort
kündigen. Die spektakuläre Begründung hierfür lautet: Für eine fristlose
Kündigung müsste ich ihnen den Vertrag zuschicken, den ich ja nicht habe, da
ich nie einen Vertrag abgeschlossen habe, und den ich jetzt nicht fristlos
kündigen kann, da dies nur mit dem Vertrag, den ich ja gar nicht habe, ginge.
Ich weiß nicht, ob durch diese kurze Schilderung das Problem klargeworden ist.
In jedem Fall ist es sehr, sehr unerfreulich. Deshalb kam es also am Ende zu
dem ausgesprochen aggressiven Mailwechsel. Und nun landet in meinem Spam-Ordner
Werbung für waffenscheinfreie Schusswaffen. Kann es sein, dass mein
Mobilfunkanbieter tatsächlich die Adressen von

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